US-Wahl 2024

Kamala Harris

Harris besucht Wahlhelfer "Ich kenne Typen wie Donald Trump"

Stand: 23.07.2024 05:15 Uhr

US-Vizepräsidentin Harris hat offenbar die nötigen Delegiertenstimmen zur Nominierung als Präsidentschaftskandidatin zusammen. Vor Wahlkampfhelfern in Delaware gab sie sich siegessicher - und deutete an, wie ihr Wahlkampf aussehen dürfte.

US-Vizepräsidentin Kamala Harris hat sich in ihrer ersten Rede als mögliche Präsidentschaftskandidatin der Demokraten als entschlossene Herausforderin des republikanischen Kandidaten Donald Trump präsentiert.

Sie habe als Staatsanwältin und Generalstaatsanwältin von Kalifornien mit Verbrechern aller Art zu tun gehabt, sagte die 59-Jährige bei einem Auftritt in der Wahlkampfzentrale der Demokraten in Wilmington im US-Bundesstaat Delaware. "Verbrecher, die Frauen missbrauchen, Betrüger, die Verbraucher abzocken und Schwindler, die Regeln zu ihrem eigenen Vorteil gebrochen haben. Hört mir also zu, wenn ich sage, dass ich Typen wie Donald Trump kenne. In diesem Wahlkampf werde ich mit Stolz meine Bilanz mit seiner vergleichen."

"Bessere Zukunft, die allen Amerikanern Platz bietet"

Gleichzeitig skizzierte Harris ihre Vision für eine mögliche Präsidentschaft. Zu den zentralen Punkten ihres Programms gehören die Unterzeichnung von Gesetzen zum Schutz des Rechts auf Abtreibung sowie ein Verbot von Sturmgewehren. "Wir müssen die Rechte der Frauen schützen und gleichzeitig für mehr Sicherheit in unseren Gemeinden sorgen", sagte Harris. Zudem betonte sie, dass der Wiederaufbau der amerikanischen Mittelschicht ein zentrales Ziel ihrer Präsidentschaft sei.

Harris - in den USA als Tochter einer Inderin und eines Jamaikaners geboren - präsentierte sich als Kandidatin des Fortschritts und stellte ihre mögliche Kandidatur in den Kontext der US-Bürgerrechtsbewegung. Trump blicke zurück und sie nach vorn, so die Botschaft.

Der Republikaner wolle das Land "in eine Zeit zurückversetzen, in der viele unserer amerikanischen Mitbürger noch nicht die vollen Freiheiten und Rechte besaßen". Sie glaube hingegen "an eine bessere Zukunft, die allen Amerikanern Platz bietet".

"Es war eine Achterbahnfahrt"

Bei ihrem Auftritt zeigte sich Harris siegessicher, erkannte aber auch an, dass der Schwenk zu ihr als mögliche Kandidatin für das Wahlkampfteam eine Umstellung bedeute. "Ich weiß, es war eine Achterbahnfahrt und wir haben alle so viele gemischte Gefühle", sagte sie mit Blick auf den Rückzug von US-Präsident Joe Biden aus dem Rennen um das Weiße Haus.

"Wir haben so viele verdammt gute Gründe, Joe Biden zu lieben, und ich habe volles Vertrauen, dass dieses Team der Grund sein wird, warum wir im November gewinnen." Harris betonte, sie werde "alles in ihrer Macht Stehende tun", um die Demokratische Partei nach den aufreibenden Wochen wieder zu vereinen. 

Die Trump-Kampagne reagierte umgehend auf Harris' Rede. Sprecherin Karoline Leavitt bezeichnete die Vizepräsidentin als "genauso inkompetent wie Joe Biden und noch liberaler". Sie forderte Harris auf, die Verantwortung für die "gescheiterte Agenda" der Biden-Regierung der vergangenen Jahre zu übernehmen.

Biden wirbt um Unterstützung für Harris

Ehemann Doug Emhoff begleitete Harris zu dem Auftritt. Überraschend schaltete sich außerdem Biden dazu und warb per Telefon um die Unterstützung für Harris durch sein ehemaliges Wahlkampfteam.

"Ich weiß, dass Kamala mich hören kann und gleich zu Euch sprechen wird", sagte Biden. "Nehmt sie an. Sie ist die Beste." Der 81-Jährige betonte, er sei sich darüber im Klaren, dass die Nachricht über seinen Rückzug von der Präsidentschaftskandidatur für das Wahlkampfteam "überraschend und schwer zu verkraften" gewesen sei. Er denke aber, dass er die richtige Entscheidung getroffen habe.

Mit Blick auf die kommenden Wochen kündigte Biden an, "komplett involviert" zu sein. "Ich werde da draußen mit Kamala Wahlkampf machen", sagte er. "Ich werde wie ein Wilder arbeiten, sowohl als amtierender Präsident, um Gesetze durchzubringen, als auch im Wahlkampf." Er sei entschlossen, in seiner noch verbleibenden Amtszeit "so viel wie möglich zu erreichen, sowohl in der Außen- als auch in der Innenpolitik".

Demokraten wollen Verfahren beschleunigen

Nach Bidens historischem Rückzug aus dem Wahlkampf gilt Harris derzeit als aussichtsreichste Bewerberin der Demokraten für die US-Präsidentenwahl am 5. November. Sie muss aber noch von ihrer Partei nominiert werden. Ob diese Bidens Vorschlag folgt, entscheidet sich auf dem Nominierungsparteitag der Demokraten vom 19. bis 22. August in Chicago.

Berichten von US-Medien zufolge hat Harris bereits genügend Unterstützer unter den Delegierten der Demokraten, um sich beim Treffen in Chicago offiziell als Präsidentschaftskandidatin nominieren zu lassen. Nach einer Zählung der Nachrichtenagentur AP konnte sie bereits 2.214 Delegierte für sich gewinnen und liegt damit deutlich über der einfachen Mehrheit der insgesamt 3.936 Delegierten (1.969 Stimmen), die für eine Nominierung im ersten Wahlgang notwendig ist.

Die Partei treibt bereits Pläne für eine virtuelle Abstimmung voran, in der die Delegierten schon vorher einen Kandidaten oder eine Kandidatin auswählen können. Der Ausschuss, der die Regeln des Parteitags festlegt, will sich am Mittwoch treffen, um festzulegen, wie das Verfahren ablaufen könnte. Ein Entwurf des Plans liegt der Nachrichtenagentur AP vor.

Ein Datum, wann das Ganze beginnen soll, ist dem Entwurf nicht zu entnehmen. Der Vorsitzende der demokratischen Parteiorganisation DNC, Jaime Harrison, sagte jedoch, der Prozess solle bis zum 7. August abgeschlossen sein.