US-Wahl 2024

Ein Schid in Atlanta (US-Bundesstaat Georgia) weist den Weg zur Stimmabgabe bei der Präsidentschaftswahl.
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US-Wahl 2024 So läuft die Wahlnacht ab

Stand: 05.11.2024 20:58 Uhr

Zitterpartie oder klare Angelegenheit? Ob schon am Mittwochmorgen feststeht, wer die Präsidentschaftswahl in den USA gewonnen hat, ist mehr als ungewiss. Und dann? Alles Wichtige rund um den Ablauf der Wahlnacht.

Wann öffnen und schließen die Wahllokale?

In vielen Bundesstaaten läuft die Stimmabgabe bereits seit Wochen durch das sogenannte early voting oder per Briefwahl. Millionen US-Amerikaner haben davon schon Gebrauch gemacht - bis zum Wochenende waren es mehr als 75 Millionen Wahlberechtigte.

Der Wahltag selbst zieht sich lang hin, da die USA sich über neun Zeitzonen strecken. In manchen Bundesstaaten schließen die Wahllokale auch zu unterschiedlichen Zeiten, so zum Beispiel in den Bundesstaaten Indiana und Kentucky, wo die Stimmabgabe als erstes endet - je nach Bezirk um 18 oder um 19 Uhr (Östliche Zeitzone, MEZ 24 Uhr / 1.00 Uhr).

Vergleichsweise früh endet die Stimmabgabe im wichtigen Swing State Georgia - dort ist schon um 19 Uhr (Östliche Zeitzone 01.00 Uhr MEZ) Schluss. Die letzten Wahllokale schließen in Hawaii um 0.00 Uhr (östliche Zeitzone , 6.00 Uhr MEZ) und in Teilen Alaskas um 1 Uhr nachts (östliche Zeitzone, 7.00 Uhr MEZ).

Wie wird abgestimmt und ausgezählt?

In vielen Wahllokalen werden Computer zur Stimmabgabe eingesetzt - in manchen geht es aber nur über den traditionellen Wahlzettel. Ist das Ergebnis eng, müssen möglicherweise alle Stimmen nachgezählt werden, unter Umständen auch durch eine externe Instanz. So war es 2020 zum Beispiel in Arizona, wo die Republikaner Wahlbetrug witterten und wo das Wahlergebnis bis zum Sommer 2021 überprüft wurde. Biden war da schon längst als Präsident vereidigt, der Vorwurf des Wahlbetrugs konnte nicht erhärtet werden.

Besonders kompliziert und vielfältig sind die Regeln für die Auswertung der Stimmen, die per Brief abgegeben wurden. 2020 waren dies wegen der Pandemie besonders viele.

In manchen Bundesstaaten müssen die Briefe schon am Tag vor der Wahl eingetroffen sein, in anderen genügt der Poststempel vom Wahltag, in anderen wiederum werden die Briefe noch einige Tage nach der Wahl angenommen.

Die Umschläge dürfen in manchen Bundesstaaten erst am Wahltag geöffnet werden. In anderen Bundesstaaten müssen die per Post eingegangenen Stimmen an einen zentralen Ort gebracht werden.

Hinzu kommen weitere Besonderheiten. In North Carolina, das als Swing State gilt, werden Stimmzettel, die etwa von im Ausland stationierten Militärangehörigen erst am Wahltag eingehen, erst im Anschluss an den Wahltag ausgewertet. Vor vier Jahren dauerte die Auszählung zehn Tage, auch dieses Mal könnte es mehr als eine Woche dauern.

Und in Georgia werden Stimmzettel aus dem Ausland sogar noch drei Tage nach der Wahl akzeptiert, wenn sie spätestens am 5. November, also dem Wahltag, abgestempelt wurden.

All das kostet mit allen danach anfallenden Schritten wie der Abgleichung der Unterlagen mit dem Wählerverzeichnis Zeit. Experten rechnen aber damit, dass die Zahl der Briefwähler in diesem Jahr geringer sein wird.

In welchen Bundesstaaten könnte es besonders knapp werden?

In den meisten Bundesstaaten ist absehbar, dass sie mit komfortabler Mehrheit an Harris oder Trump gehen werden. Sieben Bundesstaaten gelten aber als besonders hart umkämpft und deshalb als wahlentscheidend - die sogenannten Swing States. Das sind in diesem Jahr Georgia (16 Wahlleute) , North Carolina (16 Wahlleute), Pennsylvania (19 Wahlleute), Arizona (11 Wahlleute), Michigan (15 Wahlleute), Wisconsin (10 Wahlleute) und Nevada (6 Wahlleute).

Insbesondere Pennsylvania gilt wegen seiner hohen Anzahl an Wahlleuten als Schlüsselstaat. Hierhin floss das meiste Geld für Wahlwerbung.

Überraschungen sind dennoch nicht ausgeschlossen. Die renommierte Wahlforscherin Ann Selzer sah Harris am Wochenende in Iowa (6 Wahlleute) vor Trump, was für eine kurze Aufregung in den Medien und zu einer wütenden Reaktion von Trump sorgte.

Der hatte den Bundesstaat 2020 mit deutlichem Vorsprung vor Biden gewonnen und 2016 Hillary Clinton klar geschlagen. Allerdings kamen alle übrigen Umfragen zu einem anderen Ergebnis als Selzer - sie ermittelten einen klaren Vorsprung für Trump.

Wann könnte ein Ergebnis feststehen?

Dahinter steht ein großes Fragezeichen. Normalerweise wird der Sieger oder die Siegerin noch in der Wahlnacht verkündet. Dies geschieht nicht auf Basis von Nachwahlbefragungen, Prognosen oder Hochrechnungen, wie wir es in Deutschland kennen. Vielmehr warten die großen TV-Sender, bis sich in einem Bundesstaat bei der Auszählung ein Sieger herausschält. Erst dann schlagen sie den Bundesstaat und seine Wahlleute einer Kandidatin oder einem Kandidaten zu.

Schon bei der letzten Wahl 2020 dauerte es deutlich länger als üblich, bis die US-Medien einen Sieger ausriefen - erst vier Tage nach der Wahl wurde Biden als Wahlgewinner benannt.

In den dünner besiedelten ländlichen Gebieten wird erfahrungsgemäß schneller ausgezählt als in den Metropolen. Auf dem Land aber dürfte Trump häufig eine Mehrheit haben, was in der Wahlnacht früh den - möglicherweise voreiligen - Eindruck erwecken könnte, dass der Republikaner die Wahl gewinnt.

Von den Swing States dürfte Georgia als erstes noch in der Nacht ein Ergebnis melden - mit der Unsicherheit, dass später noch im Ausland abgegebene Stimmen dazukommen. Sollten Sieger und Verlierer weniger als einen Prozentpunkt auseinander liegen, könnte hier eine Nachzählung beantragt werden.

Auch North Carolina gilt als Bundesstaat, in dem vergleichsweise schnell ausgezählt wird. In Pennsylvania, das vielleicht den Ausschlag bei der Wahl gibt, könnte das Ergebnis wegen der Vorschriften für die Briefwahl erst nach der Wahlnacht vorliegen. 2020 wurde hier bis zum Wochenende nach dem Wahltag gezählt. Inwieweit diese Stimmen ins Gewicht fallen, hängt vom Vorsprung ab, den sich Harris oder Trump erarbeiten.

In Wisconsin rechnen die Experten erst am Mittwoch mit einem Ergebnis, und in Arizona und Nevada könnte wegen eines erwartet hohen Anteils von Briefwahl-Stimmen sogar erst in einigen Tagen ein Ergebnis vorliegen.

Deshalb hängt alles davon ab, wer welche Swing States gewinnt. Halten die Demokraten die "blaue Mauer" im Nordosten mit den Swing States Michigan und Wisconsin und verteidigen auch Pennsylvania, kommen sie voraussichtlich schon auf die erforderliche Anzahl von 270 Wahlleuten. Dann ist es für sie nachrangig, wie zum Beispiel die Wahl in Arizona ausgeht.

Für Trump wiederum gilt: Selbst wenn er schon in der Nacht klar ist, dass er Arizona und Georgia sowie Nevada und North Carolina gewonnen hat, bedeutet das noch nicht, dass er auf die erforderliche Anzahl von Wahlleuten kommt - auch ihm fehlt dann noch Pennsylvania. Gleichwohl ist denkbar, dass sich Trump schon bei kleineren Erfolgen in der Nacht zum Wahlsieger ausruft.

Unterm Strich bleibt: Auch bei dieser Wahl ist es gut möglich, dass wir am Mittwochmorgen nur Teilergebnisse kennen und noch nicht wissen, wer die Wahl gewonnen hat.

Rein rechtlich haben die Bundesstaaten übrigens bis zum 11. Dezember Zeit, ihr Wahlergebnis zu zertifizieren.

Wie geht es dann weiter?

Am 17. Dezember kommen die Wahlleute im Electoral College in ihren Bundesstaaten zusammen und geben ihre Stimmen für den oder die Präsident oder Präsidentin ab.

Am 6. Januar 2025 werden die Wahlmännerstimmen gezählt und das offizielle Ergebnis der Präsidentschaftswahl verkündet. Dieser Akt ist aber - anders als 2020 - nur noch rein zeremoniell und hat keinen Einfluss mehr auf die Anerkennung des Wahlergebnisses. Danach kommt der neue Kongress zu einer ersten Sitzung zusammen. Die feierliche Amtseinführung geschieht am 20. Januar.

Und wie berichtet die ARD?

Den Auftakt der Berichterstattung in der Wahlnacht am 5. November machen um 22.15 Uhr die tagesthemen mit einer Sonderausgabe aus Washington, moderiert von Ingo Zamperoni.

Ab 22.50 Uhr diskutiert Sandra Maischberger mit Gästen über Auswirkungen der US-Präsidentschaftswahl.

Ab 1.00 Uhr informiert die ARD in einer Sondersendung zur US-Wahl: Jörg Schönenborn berichtet über die Wahlergebnisse aus allen Bundesstaaten und analysiert die Geschehnisse mit neuesten Zahlen aus den Umfragen. Die Moderatoren Anna Planken und Sven Lorig werden gemeinsam mit der Politologin Cathryn Clüver Ashbrook von der Bertelsmann Stiftung und dem Amerikanist Tobias Endler die Entwicklungen einordnen und mögliche Konsequenzen erläutern. Dazu liefert die ARD-Studioleiterin in Washington, Gudrun Engel, Hintergründe und Einschätzungen aus der US-Hauptstadt. Während der Nacht werden zudem Reporter und Reporterinnen der ARD in entscheidenden Swing States sowie vor den Hauptquartieren der Kandidaten zugeschaltet.

Im Hörfunk berichtet die ARD-Infonacht durchgängig über die neuesten Entwicklungen.

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