US-Wahl 2024

J.D. Vance
Porträt

J.D. Vance Trumps Wadenbeißer

Stand: 02.11.2024 05:13 Uhr

J.D. Vance war nicht immer ein Fan von Donald Trump. Doch als sein Kandidat für den Vizepräsidenten ist er fast zu allem bereit - erklärtermaßen auch zu Lügen. Dabei kann er auch andere Töne anschlagen.

Die Rolle von J.D. Vance im Wahlkampf ist klar: Er ist Donald Trumps Wadenbeißer - sein "attack dog". Derjenige, der Trumps politische Positionen aggressiv unterstützt und dessen Rhetorik und Aussagen verteidigt, nach wochenlangem Zögern sogar die Wahllüge von 2020.

Seiner Meinung nach habe es 2020 ernsthafte Probleme gegeben, so Vance bei einer Wahlkampfveranstaltung in Pennsylvania. "Hat Donald Trump also die Wahl verloren? Nicht nach den Worten, die ich verwenden würde."

Mit dieser bedingungslosen Unterstützung gegenüber Trump geht Vance genau den Weg, den auch der Großteil der republikanischen Partei in den vergangenen Jahren eingeschlagen hat. Dabei war der 40-Jährige nicht immer ein Fan von Trump. Trump käme für ihn "niemals in Frage", den habe er "noch nie gemocht", sagte Vance noch 2016 - vor dem Start seiner eigenen politischen Karriere.

Bei anderen Gelegenheiten hatte er den damaligen Präsidenten sogar öffentlich als "Idioten" bezeichnet oder ihn in einer privaten Nachricht "Amerikas Hitler" genannt.

"Kinderlose Katzenfrauen" und Verschwörungstheorien

Aber es waren nicht mal diese Aussagen aus der Vergangenheit, die ihm im Wahlkampf am meisten auf die Füße fielen. Stattdessen sorgte ein altes Fox-News-Interview für Aufregung, in dem Vance Frauen ohne Kinder abfällig als "kinderlose Katzen-Frauen" bezeichnet hatte.

Kaum war diese Bemerkung raus aus den Schlagzeilen, verbreitete erst Vance, und dann auch Trump die Behauptung, in Springfield, einer kleinen Stadt im Bundesstaat Ohio, würden Migrantinnen und Migranten Hunde, Katzen und andere Haustiere essen.

Das war ein Lehrstück dafür, wie beide Kandidaten Verschwörungserzählungen für ihre politischen Zwecke instrumentalisieren. Oder, wie Vance im Gespräch mit CNN-Moderatorin Dana Bash sagte: "Wenn ich Geschichten 'schaffen' muss, damit die Medien dem Leiden des amerikanischen Volkes tatsächlich Aufmerksamkeit schenken, dann werde ich das tun, Dana. Denn Ihr lasst Kamala Harris einfach freie Hand."

Er kann auch andere Töne anschlagen

Der Basis von Trump und Vance dürfte das gut gefallen haben - für andere war es eher Ausdruck eines ziemlich holprigen Wahlkampfs. Deutlich besser kommt Vance an, wenn er einen anderen Ton anschlägt - so wie beim TV-Duell gegen den demokratischen Vize-Kandidaten Tim Walz: höflich und sachlich, kaum unter der Gürtellinie.

Als Walz erzählte, sein 17-jähriger Sohn habe eine Schießerei miterleben müssen, reagierte Vance betroffen: "Das tut mir sehr leid. Das ist furchtbar." Wer den Senator aus Ohio eher wegen seiner abfälligen Äußerungen kannte, erlebte ihn hier deutlich respektvoller.

Rolle des "attack dogs" perfektioniert

Punkten kann Vance bei vielen außerdem mit seiner persönlichen Lebensgeschichte: seiner schwierigen Kindheit, dem Aufwachsen im Rostgürtel der USA, inklusive Armut, Drogen und Isolation.

Er erinnere sich noch genau, wie er bei seiner Großmutter aufgewachsen sei, die manchmal nicht genug Geld gehabt habe, um die Heizung aufzudrehen, erzählt Vance. "Und als jemand, der der nächste Vizepräsident werden möchte, glaube ich, dass wir als Land wohlhabend genug sind, dass jeder Amerikaner in der Lage ist, seine Heizung einzuschalten. Das ist schwieriger geworden, dank der Energiepolitik von Kamala Harris."

Die Rolle des "attack dogs" hat Vance mittlerweile perfektioniert. Und auch, wenn er neben Trump, Harris und Walz als unbeliebtester der vier Vize- und Präsidentschaftskandidaten gilt, steht das seinem Erfolg vielleicht gar nicht im Wege.

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