Hintergrund

USA ohne neue Schuldenobergrenze Zwei Wochen bis zum Kollaps

Stand: 16.10.2013 13:10 Uhr

Wenn sich die USA doch nicht auf eine Anhebung ihrer Schuldenobergrenze einigen, können Schulen, Sozialhilfeempfänger oder die Truppen in Afghanistan nicht mehr finanziert werden. Die Folgen für die Weltwirtschaft wären unabsehbar. Ein Szenario.

Sollte der US-Kongress sich nicht bis Mitternacht auf eine Erhöhung der Schuldenobergrenze einigen, droht der Regierung der weltgrößten Volkswirtschaft die Zahlungsunfähigkeit. Gegenmaßnahmen wie eine eigenmächtige Anhebung der Schuldenobergrenze gemäß des 14. Verfassungszusatzes durch den US-Präsidenten hat Barack Obama bereits abgelehnt.

Es ist also wahrscheinlich, dass die Schuldenobergrenze in den Tagen nach dem 17. Oktober erreicht wird, sollten sich Republikaner und Demokraten nicht einigen. Das genaue Datum ist allerdings unklar, da selbst das US-Finanzministerium nicht weiß, wie viel Geld es pro Tag genau einnimmt und ausgibt.

Auf Grundlage der Daten von 2012 - sozusagen den Kontoauszügen der USA - kann folgendes Szenario aufgestellt werden:

17. Oktober: Die bestehende US-Schuldengrenze von 16,7 Billionen Dollar ist erreicht, eine weitere Staatsverschuldung nicht mehr möglich. Das Finanzministerium hat morgens möglicherweise noch rund 30 Milliarden Dollar auf dem "Konto". Die Einnahmen, die nur noch aus laufenden Steuern kommen, liegen dann bereits unter den Ausgaben - die Regierung muss also erstmals an ihr "Konto" gehen. Am Abend sind dann schätzungsweise noch rund 27,5 Milliarden Dollar darauf.

18. bis 29. Oktober: Die Reserven schmelzen weiter dahin, denn für jeden ausgegebenen Dollar nehmen die USA nur 70 Cent an Steuern ein. Am 24. Oktober müssen allein für das Bundesrentensystem 11,1 Milliarden Dollar ausgegeben werden, während an dem Tag wohl nur 9,6 Milliarden Steuern hineinkommen.

Die große Unbekannte ist die Reaktion des Anleihemarktes: Hier können Investoren jede Woche etwa 100 Milliarden Dollar an US-Anleihen eintauschen oder wieder neu anlegen. Sollten sie Geld sehen wollen, könnte das Finanzministerium sofort pleite sein.

30. Oktober: Es ist aus. Am Ende des Tages fehlen sieben Milliarden Dollar. Betroffen sind nach Darstellung der Regierung alle, die Geld vom Bund erhalten, denn das Finanzministerium hat keine Handhabe, Prioritäten zu setzen. Den Schulen fehlen 680 Millionen Dollar, Sozialhilfeempfänger warten vergeblich auf 553 Millionen Dollar und Rüstungsherstellern werden 972 Millionen Dollar vorenthalten. Wer viele Geschäfte mit dem Staat macht, den trifft es besonders hart.

31. Oktober: Zu Halloween wird es richtig gruselig, denn es werden sechs Milliarden Dollar Zinsen für Anleihen fällig. Diese sind auch eine wichtige Grundlage des weltweiten Finanzsystems. Ein Ausbleiben von Zinszahlungen könnte dieses Fundament erschüttern. Die Zinsen würden mit ziemlicher Sicherheit steigen, die Aktienmärkte könnten einbrechen und nervöse Verbraucher dürften ihr Geld zusammenhalten - ein Horror für die konsumabhängige US-Wirtschaft.

Damit beginnen auch für das Finanzministerium die wirklich schweren Entscheidungen: Analysten sind überzeugt, dass die Regierung irgendwann versuchen wird, Prioritäten zu setzen. Was ist dann wichtiger: Die Bezahlung der Anleihebesitzer in China oder der Truppen in Afghanistan?

1. November: Was dann passiert, ist kaum noch vorherzusagen. Theoretisch reichen die Einnahmen für die Zinszahlungen. Doch dann warten alle anderen auf ihr Geld. Soldaten können ihre Miete nicht zahlen und Rentner keine Lebensmittel kaufen. Sollte die Regierung dagegen die Zinszahlung an Halloween nicht geleistet haben und sollte sich die Krise weiter hinziehen, könnte fast jedes Finanzinstrument plötzlich infrage gestellt werden - ob der Dollar oder Kredite für Banken in Asien. Die Folgen für die Weltwirtschaft wären unvorhersehbar.

Quelle: Reuters

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