Eine Herde Gnus in der Serengeti

Serengeti und Masai Mara Bedrohtes Tierparadies

Stand: 29.03.2019 14:19 Uhr

Auf der Suche nach Nahrung durchstreifen Gnus, Zebras und Gazellen in riesigen Herden Serengeti und Masai Mara. Ihr Bestand ist laut einer Studie in den vergangenen Jahrzehnten um bis zu 95 Prozent zurückgegangen.

Die Serengeti im Norden Tansanias und die Masai Mara im Süden Kenias bilden eines der größten Schutzgebiete Afrikas. Einer Studie zufolge sind deren Ökosysteme massiv bedroht. Die am Rand der Schutzgebiete lebende Bevölkerung sei zwischen 1999 und 2012 jährlich durchschnittlich um 2,4 Prozent gewachsen, berichten Forscher im Fachjournal "Science". Es gebe mehr Ackerland, auch die Zahl der Nutztiere sei in die Höhe geschnellt.

Ein Team um den Wissenschaftler Michiel Veldhuis von der Universität Groningen in den Niederlanden hatte Daten aus den vergangenen vier Jahrzehnten analysiert. Demnach wuchs die Bevölkerung in einigen Regionen allein im letzten Jahrzehnt um das Vierfache.

Allein in der Masai Mara seien die Bestände der 15 häufigsten Wildtierarten in den vergangenen 40 Jahren um 40 bis 93 Prozent zurückgegangen - innerhalb und außerhalb des Naturreservats gleichermaßen.

Ansteigender Siedlungsdruck

Als Grund für den Rückgang nennen die Forscher den ansteigenden Siedlungsdruck: Viehhirten zögen auf der Suche nach Weideland für ihre Schafe, Ziegen und Rinder immer tiefer in die Schutzgebiete hinein.

In den Puffergebieten rund um die Kernbereiche würden immer mehr Häuser gebaut und die Wildtiere so immer weiter zurückgedrängt. Außerdem würden die Zugrouten von Gnus, Zebras und Gazellen durch den Siedlungsbau zunehmend unterbrochen.

Auf Satellitenbildern hätten die Forscher erkannt, dass die Vegetation auf den "äußersten sieben Kilometern der Schutzzonen weniger grün ist als früher", erklärte einer der Mitautoren der Studie, Joseph Ogutu. Gnus, Gazellen und Zebras hätten zunehmend weniger Platz zum Grasen.

Die Folgen des steigenden Siedlungsdrucks für das Ökosystem seien immens und bald nicht mehr umkehrbar. Die Wanderungen der Tiere werde gestört, der Rhythmus der Brände in dem Gebiet verändere sich, die Fruchtbarkeit der Böden schwinde, erklärt Ogutu. "Wenn das Gras zu stark abgeweidet wird, ist einem Feuer quasi die Nahrung entzogen. Feuer ist jedoch eines der prägenden Elemente dieses Ökosystems."

Statussymbol Vieh

Die Menschen verdienten ihr Geld durchaus mit dem Tourismus, investierten es aber oft in weitere Nutztiere, die dann mit den Wildtieren um Platz, Nahrung und Wasser konkurrierten, sagte Ogutu. Man brauche dringende Lösungen - etwa eine staatliche Regulierung der Viehzahlen - sonst schreite die Degradierung der Landwirtschaft fort.

Mit weiter steigenden Bevölkerungszahlen werde es immer schwieriger, eine Lanze für den Naturschutz zu brechen. "Und das wäre letztlich auch für die Menschen vor Ort ein Verlust."

Wenn die Probleme in einem so berühmten und großen Schutzgebiet wie dem von Serengeti und Masai Mara schon so deutlich seien, sei die Situation in kleineren Gebieten wahrscheinlich noch viel schlimmer, schreiben Veldhuis und seine Kollegen. Ein Drittel aller Schutzgebiete weltweit steht demnach unter immensem Druck.