Interview im bosnischen Fernsehen Serbiens Präsident entschuldigt sich für Srebrenica

Stand: 25.04.2013 12:47 Uhr

Es ist eine Kehrtwende, die für viele Menschen eine Überraschung sein dürfte: Serbiens Präsident Nikolic hat "auf Knien" darum gebeten, dass seinem Land für das Massaker von Srebrenica verziehen wird. Trotz der Entschuldigung bleibt er aber bei seiner Haltung, dass das Verbrechen kein Völkermord sei.

Serbiens Präsident Tomislav Nikolic hat sich erstmals für das Massaker von Srebrenica entschuldigt. "Ich bitte auf Knien darum, dass Serbien für dieses in Srebrenica begangene Verbrechen verziehen wird", sagte Nikolic in einem Interview mit dem bosnischen Fernsehen, das in Auszügen auf YouTube veröffentlicht wurde. Es soll am 7. Mai ausgestrahlt werden.

Das Massaker an rund 8000 bosnischen Muslimen durch bosnisch-serbische Verbände im Juli 1995 wird von der internationalen Justiz als Völkermord eingestuft. Noch im vergangenen Jahr hatte Nikolic bestritten, dass es sich um Völkermord handelte. Von dieser Auffassung weicht er trotz der Entschuldigung nicht ab.

Nikolic ist seit Juni 2012 serbischer Präsident. Er war von 1998 bis 2000 in der Regierung Slobodan Milosevic stellvertretender Ministerpräsident. Milosevic war insbesondere wegen des Massakers in Srebrenica als Kriegsverbrecher vor dem Kriegsverbrechertribunal in Den Haag angeklagt. Der Prozess begann 2002. Milosevic starb jedoch 2006, sodass es zu keinem Urteil kam.

Gedenkstätte Potocari

In Srebrenica wurden im Juli 1995 mehr als 8000 Männer und Jungen ermordet.

Auch der bosnische Serbenführer Radovan Karadzic und auch der Armeechef, Ratko Mladic, waren wegen Kriegsverbrechen an das Haager UN-Tribunal überstellt worden.

2010 Entschuldigung des Parlaments

Nikolic' Vorgänger, Boris Tadic, setzte 2010 als Präsident unter anderem durch, dass das Belgrader Parlament das Massaker von Srebrenica verurteilte. Allerdings vermied er es, den Begriff "Völkermord" in seiner Resolution zu nennen.

Bevor Nikolic Präsident wurde, trat er solchen Entwicklungen entgegen und arbeitete mit Ultranationalisten der Serbischen Radikalen Partei Hand in Hand. Nun strebt er allerdings den Beitritt zur Europäischen Union an.

EU stellt Serbien Beitrittsgespräche in Aussicht

Erst kürzlich hatte die EU Serbien dazu aufgerufen, den eingeschlagenen Weg der Versöhnung in der Balkanregion zu forcieren. Die EU-Kommission hatte sogar den Regierungen der 27 Mitgliedsstaaten vorgeschlagen, mit Serbien Verhandlungen über einen EU-Beitritt zu beginnen.

Grund war die Unterzeichnung eines Abkommens zwischen Serbien und dem Kosovo über eine Normalisierung der angespannten Beziehungen beider Länder. "Die Kommission ist der Auffassung, dass Serbien einen wichtigen Schritt unternommen hat, die Beziehung mit dem Kosovo sichtbar und nachhaltig zu verbessern", hieß es in einem Bericht der Kommission. Über einen EU-Beitritt Serbiens soll aber erst verhandelt werden, wenn das Abkommen von beiden Ländern umgesetzt wurde.