Syrische Armee rückt auf Ost-Ghouta zu

Mutmaßlicher Giftgasangriff US-Drohung alarmiert syrische Armee

Stand: 10.04.2018 15:44 Uhr

Noch ist nicht klar, wie die USA auf den mutmaßlichen Giftgaseinsatz in Syrien reagieren. Präsident Trump sagte eine Auslandsreise ab, bis die Antwort feststeht. Die syrische Armee wurde "in höchste Alarmbereitschaft" versetzt.

Gestern haben die USA mit Angriffen gedroht, heute ist die syrische Armee in "höchste Alarmbereitschaft" versetzt worden. Das berichtet die in London ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Mehrere Stützpunkte in verschiedenen Landesteilen seien zudem angesichts möglicher Angriffe vorsorglich geräumt worden, berichtet die Beobachtungsstelle.

"Die syrische Armee ist in voller Bereitschaft an allen Militärflughäfen, großen Stützpunkten in Damaskus und Außenbezirken, in Homs sowie in den Küstenregionen von Latakia und Tartus, aus Angst vor möglichen Angriffen der USA und anderer Staaten", sagte der Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman.

Sorge vor Konfrontation Russlands und der USA

Alarmiert sind auch die UN. Der Sondergesandte Staffan de Mistura warnte vor einer internationalen militärischen Konfrontation als Folge des Syrien-Krieges. Eine Eskalation der derzeitigen Spannungen zwischen den Großmächten USA und Russland könnte verheerend und kaum vorstellbar sein, sagte de Mistura bei der Sitzung des UN-Sicherheitsrats. Russland hatte in der Sitzung die USA vor einem Angriff auf Stellungen des Assad-Regimes gewarnt.

Die USA hatten militärische Schritte gegen die syrische Führung nicht ausgeschlossen - als Reaktion auf den mutmaßlichen Giftgasangriff, bei dem in der Stadt Duma Dutzende Menschen getötet worden sein sollen.

Trump schließt Konsequenzen nicht aus

"Wir können solche Gräueltaten nicht zulassen", so US-Präsident Donald Trump. Alle Optionen würden in Betracht gezogen. Verteidigungsminister James Mattis schloss sich diesen Worten an: "Im Augenblick schließe ich nichts aus", sagte er.

Trump erklärte, auch eine mögliche Beteiligung der iranischen und der russischen Regierung werde geprüft. Er schloss Konsequenzen für den russischen Präsidenten Wladimir Putin nicht aus. Wenn sich herausstelle, dass dieser eine Verantwortung für den Angriff trage, werde er wie jeder andere einen Preis dafür zahlen, sagte Trump.

Um "die amerikanische Antwort auf Syrien zu beaufsichtigen", wie es aus dem Weißen Haus hieß, sagte Trump nun seine Reise nach Lateinamerika ab. Diese war für Ende der Woche angesetzt: Trump wollte am Freitag nach Peru aufbrechen, um dort am Amerika-Gipfel teilzunehmen und mit seinem Kollegen Pedro Pablo Kuczynski zusammenzutreffen. Anschließend war ein Treffen mit Präsident Juan Manuel Santos in Kolumbien geplant.

Russland lädt Chemiewaffenexperten ein

Russland erklärte sich währenddessen nach Angaben eines ranghohen Abgeordneten zu einer internationalen Begutachtung des Orts des mutmaßlichen Giftgasangriffts in Syrien bereit. Man wolle, dass die Organisation für das Verbot chemischer Waffen "endlich damit anfängt, die Funktionen auszuüben, für die sie geschaffen wurde", sagte Jewgeni Serberennikow vom Verteidigungsausschuss des Föderationsrats der Nachrichtenagentur Ria Nowosti.

Der syrische Machthaber Bashar al-Assad schloss sich der Einladung an: Ein Expertenteam der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) solle nach Duma reisen, um zu untersuchen, ob Giftgas eingesetzt wurde, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Sana.

"Fabrizierte Anschuldigungen"

Bundeskanzlerin Angela Merkel telefonierte mit Putin, wobei sie den mutmaßlichen Giftgasangriff verurteilte und Putin vor "Provokationen und Spekulationen" zum Thema warnte und Zurückhaltung anmahnte.

Die russische Nachrichtenagentur Interfax berichtete, das russische Militär habe keinen Hinweis auf einen Chemiewaffenangriff gefunden. Russische Sanitäter hätten Patienten in einem Krankenhaus in Duma untersucht. Dabei hätten sie keine Symptome einer Vergiftung festgestellt.

Bereits am Sonntag hatte die russische Militärführung in Syrien von "fabrizierten Anschuldigungen" gesprochen. Generalmajor Juri Jewtuschenko sagte, Russland sei bereit, Experten nach Duma zu entsenden, sobald die Rebellen von dort vertrieben seien, um zu beweisen, dass die Berichte erfunden seien.

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