Eine Hand hält eine brennende Zigarette.

Welt-Tabak-Bericht der WHO Acht Millionen Tote durchs Rauchen

Stand: 26.07.2019 19:00 Uhr

Jedes Jahr sterben laut WHO acht Millionen Menschen an den Folgen von Tabakkonsum - darunter viele, die zu Lebzeiten gar nicht selbst geraucht haben. Die Organisation fordert mehr Hilfe bei der Entwöhnung.

Dass Rauchen ungesund ist, dürfte weitgehend bekannt sein. Tatsächlich scheint die Botschaft auch anzukommen: Der Anteil der Raucher in der Bevölkerung ist gesunken. Da aber die Weltbevölkerung gestiegen ist, blieb unterm Strich die Zahl der Raucher mit 1,1 Milliarden konstant. So steht es im neuesten Welt-Tabak-Bericht der Weltgesundheitsorganisation WHO.

Der Bericht müsse als Warnsignal der WHO verstanden werden, sagt Kerstin Schotte von der WHO-Abteilung für nicht übertragbare Krankheiten. "Acht Millionen Menschen sterben jedes Jahr an den Folgen des Rauchens, davon über eine Million an den Folgen von Passivrauchen. Und das ist natürlich eine dramatische Zahl, die dringend reduziert werden muss." Allein in Deutschland sterben rund 120.000 Menschen an den Folgen des Rauchens - darunter 3000 Passivraucher.

Türkei und Brasilien als Vorbild

Obwohl die WHO ihren Hauptsitz in Genf hat, hat sie den Welt-Tabak-Bericht in Rio de Janeiro vorgestellt. Brasilien ist nach der Türkei erst das zweite Land, das alle von der UN-Gesundheitsorganisation empfohlenen Maßnahmen zur Reduzierung des Tabakkonsums umgesetzt hat. Doch immerhin wird in den meisten Staaten der Tabakkonsum erschwert und teurer gemacht.

Allerdings hapere es an der Hilfe zur Entwöhnung, sagte Schotte. Das betreffe auch Deutschland. Zwar gebe es hierzulande ein gutes Gesundheitssystem, die gesetzlichen und privaten Krankenkassen würden in Krankheitsfällen einspringen. "Allerdings wird die Nikotinersatztherapie, die den Rauchern sehr hilft bei der Entwöhnung, bisher noch nicht konsequent und systematisch von allen Krankenkassen übernommen. Das müsste auch in Deutschland noch verbessert werden", sagt die WHO-Expertin.

Forderung nach höherer Steuer in Deutschland

Was könnte den Betroffenen beim Entzug helfen? Telefonische Beratung, Online-Dienste, Unterstützung durch Hausärzte und vieles mehr, heißt es bei der WHO. Und wie können junge Menschen abgehalten werden, überhaupt mit dem Rauchen anzufangen? Beispielsweise durch höhere Tabaksteuern. Deutschland sei auch hier gefordert: "Seit 2005 gab es keine klare Steuererhöhung mehr, nur noch homöopathische Dosen. Da müsste jetzt auch mehr getan werden und nochmal eine klare Steuererhöhung stattfinden", so Schotte.

Auch mit Blick auf Tabakwerbung und auf die Regelungen für die Gestaltung von Zigarettenverpackungen erhält die Bundesrepublik keine guten Noten. In Deutschland, wo gerade über die Präsentation der Schachteln in Supermärkten gestritten werde, sollte man die neutrale Einheitsverpackung einführen, sagte WHO-Expertin Schotte. Mehr und mehr Länder ergriffen diese Maßnahme, dass die Packung nicht mehr als Werbemittel diene und auch nicht mehr attraktiv sei. "Alle Packungen sehen dann gleich aus, relativ unattraktiv mit großen Warnhinweisen."

Vorgehen sollten die Staaten auch stärker gegen E-Zigaretten. Sie seien zwar weniger gesundheitsschädlich, aber sie gelten als Einstiegsprodukt für Raucher.

1,3 Billionen Euro Verlust

Neben den Folgen für die Gesundheit habe das Rauchen - so heißt es in dem Bericht - auch einen negativen ökonomischen Effekt. So gingen der Wirtschaft durch die Gesundheitsschäden und Arbeitsausfälle weltweit pro Jahr 1,3 Billionen Euro verloren.

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