Dominic Cummings
Porträt

Berater Cummings Johnsons "böser Geist"

Stand: 07.09.2019 01:47 Uhr

Der wichtigste Berater des britischen Premiers gilt als skrupellos, in 10 Downing Street soll er Angst und Schrecken verbreiten. Wer ist der Mann, der die Brexit-Kampagne 2016 zum Erfolg führte?

Kein Geringerer als Benedict Cumberbatch verkörperte den bis dato weitgehend unbekannten Wahlstrategen Dominic Cummings unlängst als Hauptfigur eines BBC-Dramas: "Brexit - the uncivil war" zeichnete nach, wie Cummings 2016 die Kampagne zum britischen Austritt aus der Europäischen Union zum Erfolg führte, auch mit unlauteren Mitteln.

Inzwischen zieht der öffentlichkeitsscheue Glatzkopf die Fäden in der Downing Street, als special advisor von Premierminister Boris Johnson. "Ein grober Klotz, der sich unflätig ausdrückt und nicht demokratisch legitimiert ist", so charakterisiert ihn ein Beobachter.

"Terrorherrschaft" in der Regierungszentrale

Mitarbeiter der Downing Street berichten, Cummings habe eine "Terrorherrschaft" errichtet, sie hätten ständig Angst um ihre Arbeitsplätze. Kürzlich wurde eine Beraterin des Schatzkanzlers auf sein Geheiß mit Polizeibegleitung an die Luft gesetzt.

Es spricht einiges dafür, dass Cummings hinter Johnsons Festlegung auf einen Brexit am 31. Oktober steht und auch den Fraktionsausschluss jener Tory-Abgeordneten betrieben hat, die Johnsons hartem Brexit-Kurs jetzt die Unterstützung versagten. Cummings sei nicht einfach eine graue Eminenz, sondern ein böser Geist, finden deshalb auch Parlamentarier.

"Berater beraten, Minister entscheiden", erklärte eine Abgeordnete jetzt im Unterhaus - und fragte, ob der Premierminister das bitte auch bezüglich seines eigenen Chefberaters Dominic Cummings berücksichtigen werde.

Der 47-Jährige stammt aus Nordengland und studierte Geschichte in Oxford. Er ist weder Mitglied der Konservativen Partei noch ein typischer EU-Gegner. Anders als viele Brexiteers träumt er nicht von der Rückkehr der glanzvollen britischen Vergangenheit.

Verachtung für Politiker und Beamte

Der Ausstieg des Vereinigten Königreichs aus der Union ist für ihn ein Vehikel, um das System umzukrempeln. Cummings macht keinen Hehl aus seiner Verachtung für die meisten Politiker und Beamten, davon zeugt auch eine seiner wenigen öffentlich zugänglichen Einlassungen: Politische Bürokratien würden von Narzissten dominiert, vorankämen nur aalglatte Typen, die sich gern vor Publikum spreizten, behauptete Dominic Cummings 2015.

Bewunderung für China

Er selbst ist in vielem der Gegenentwurf: ungehobeltes Auftreten, rüde Sprache, schlampige Kleidung. Diktaturen wie China imponieren Cummings wegen der effizienten Entscheidungsfindung, für die parlamentarische Demokratie hat der Berater wenig übrig.

Auch deshalb richtete der ehemalige britische Premierminister John Major jetzt einen Appell an seinen Nachfolger Boris Johnson. "Es ist nicht das erste Mal, dass wir übermächtige Berater sehen. Das ist ein bekanntes Skript. Es geht immer schlecht aus. Deshalb rate ich dem Premierminister in aller Freundschaft: Entledigen Sie sich dieser Berater! Entledigen Sie sich dieser Leute, bevor sie die politische Atmosphäre endgültig vergiftet haben. Und machen Sie schnell!"

Bisher hat Boris Johnson den Rat nicht befolgt.

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