Ghislaine Maxwell im Jahr 2013 bei einer Veranstaltung in New York
Porträt

Skandal um Epstein Wer ist Ghislaine Maxwell?

Stand: 14.07.2020 22:44 Uhr

Vor knapp einem Jahr nahm sich Jeffrey Epstein im Gefängnis das Leben. Zahlreiche Frauen, die ihm Sexualverbrechen vorwerfen, beschuldigen Ghislaine Maxwell als Mittäterin. Wer ist die Frau, die jahrelang an Epsteins Seite war?

Von Ine Dippmann, ARD-Studio London

Zur High Society gehören - dieses Bestreben war Ghislaine Maxwell quasi in die Wiege gelegt. Sie ist das neunte Kind des Medienmoguls Robert Maxwell und Elisabeth Meynard, einer französischstämmigen Holocaust-Forscherin. Ihr Vater hatte sich aus ärmsten Verhältnissen kommend ein globales Medienimperium geschaffen. Geboren wurde sie in Frankreich, wuchs aber in der Nähe des englischen Oxford auf. Ihren französischen Vornamen Ghislaine spricht sie deshalb englisch aus: "Gilain".

Vater Robert soll sein Nesthäkchen vergöttert haben, benannte sogar eine Jacht nach ihr. Ausgerechnet von dieser "Lady Ghislaine" verschwand der Patriarch 1991 auf der Überfahrt von Gran Canaria nach Teneriffa. Später wurde er tot im Meer gefunden. Lange wurde spekuliert - war es ein Unfall, ein Herzinfarkt - oder ein Suizid? Tochter Ghislaine hat ihre eigene Theorie: Ihr Vater sei ermordet worden. Beweise dafür hat sie allerdings nicht. Sie sagte einmal: "Ich bin stolz auf ihn, ich liebe und ich vermisse ihn. Wütend zu sein, bringt nichts. Er ist tot."

Nachträglich wurde bekannt: Robert Maxwell hatte viel Geld aus der Pensionskasse seiner Verlage gestohlen, um den Bankrott seines verschuldeten Imperiums abzuwenden.

Maxwell lernt Epstein in New York kennen

Nach dem Tod ihres Vaters zog Ghislaine Maxwell in die USA. In New York arbeitete sie für ein Wohnungsunternehmen und lernte auf einer Party den Investmentbanker Jeffrey Epstein kennen. Einige Jahre waren sie ein Liebespaar, später sprach er von seiner "besten Freundin". Er war vermögend, half ihr in der New Yorker High Society aufzusteigen - sie hatte Kontakte bis hin zum britischen Königshaus.

Und zu diesen Kontakten, die nun mit ins Rampenlicht geraten, gehört auch Prinz Andrew. Nach seinem Verhältnis zu Epstein befragt, behauptete der zweite Sohn der Queen stets, er habe gar nicht so engen Kontakt zu dem Unternehmer gehabt, sondern ihn nur über Ghislaine Maxwell kennengelernt, sie sei seine eigentliche Vertraute.

Kontakte ins britische Königshaus

Im Londoner Haus von Maxwell soll auch im Jahr 2001 das Foto entstanden sein, das Andrew mit der damals 17-jährigen Virginia Roberts zeigt. Roberts sagt, sie habe Sex mit Andrew gehabt. Der sagt, er könne sich nicht erinnern, "diese Dame jemals getroffen zu haben".

Dieses Interview mit der BBC im vergangenen November sollte ein Befreiungsschlag für Andrew sein, aber die stotternden, teilweise nicht schlüssigen Erklärungen und der Mangel an Mitgefühl für die Opfer von Epstein machten das Bekenntnis für Andrew zum Desaster. Kurz danach wurde er vom Königshaus aus dem royalen Geschäft zurückgezogen und ist seither auch kaum wieder aufgetaucht.

Eine Freundin von Maxwell sagte kürzlich im britischen Fernsehen, sie glaube nicht, dass Maxwell Andrew Schaden zufügen werde. Er habe sie in die höhere Gesellschaft eingeführt, und dafür werde sie ihm immer dankbar sein.

Lisa Bloom vertritt als Anwältin mehrere von Epsteins und Maxwells Opfern. Dass Andrews Vertraute Maxwell ihre Haltung ändert, und nun einsieht, was sie alles falsch gemacht habe, erwartet die Anwältin nicht. Für die Opfer von Epstein und Maxwell sei es trotzdem wichtig, weiter zu kämpfen. Für Gerechtigkeit sei es nie zu spät.

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