Unwetter in Großbritannien Die EU soll schuld sein an der Flut

Stand: 11.02.2014 13:05 Uhr

Die Überschwemmungen im Südwesten Englands nehmen kein Ende. EU-Gegner versuchen jetzt, die Fluten für ihre Zwecke bei der Europawahl zu nutzen: Sie geben der Politik in Brüssel die Schuld an den Wassermassen.

Seit Weihnachten zieht ein Sturmtief nach dem anderen über den Südwesten, die Brecher knallen gegen die Küsten von Cornwall und Wales, schwemmen ganze Küstenabschnitte weg, und immer mehr Dörfer in den Ebenen von Somerset stehen unter Wasser. Mehr als einen Monat lang hat das keinen Politiker im trockenen London gekümmert.

Doch dann wurden die Schlagzeilen der Zeitungen immer größer. Plötzlich ziehen die Politiker die Gummistiefel an und fahren in die Flutgebiete. Jetzt war auch Nigel Farage da, der Vorsitzende der United Kingdom Independence Partei, der Großbritannien aus der Europäischen Union heraus bringen will.

EU-Vorschriften sollen schuld sein

Vor einem überfluteten Bauernhof erklärte er: "Die Umwelt-Agentur folgt einer ganzen Reihe von EU-Vorschriften, die verhindern, dass wir die Flüsse so bewirtschaften können, wie wir das seit Jahrhunderten getan haben. Wenn es zum Beispiel darum geht, die Flüsse auszubaggern, sind der EU Käfer und Vögel wichtiger als die Interessen der Landwirte und Hausbesitzer."

Die Umfragen sagen voraus, dass die UKIP bei der Europawahl stärkste Partei in Großbritannien sein wird. Für ihren populären Vorsitzenden Farage kommt die Wut der Menschen in den Flutgebieten wie gerufen, um die Anti-EU-Stimmung weiter anzuheizen.

Mittel für Hochwasserschutz stark gekürzt

Doch es ist nicht die EU, die hier versagt hat - es ist die britische Regierung, die die Fehler gemacht hat. Sie hat die Mittel für den Hochwasserschutz in den vergangenen Jahren stark gekürzt und die Flüsse und Bäche, die das Wasser aufnehmen könnten, nicht mehr ausgebaggert. Die Wut der Landwirte, die ihr Vieh mit Mühe in Sicherheit bringen oder notschlachten mussten, richtete sich deshalb zunächst gegen Umweltminister Owen Paterson, der als erster in Somerset auftauchte, aber nicht einmal Gummistiefel trug.

"Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll. Warum wird unsere Gemeinde so zerstört? Das ist so ungerecht, das ist nicht in Ordnung", sagt Becky Riley, nachdem sie ihren überfluteten Bauernhof verlassen musste. Mehr als 5000 Häuser sind oder waren seit Weihnachten überflutet, etwa 170 Quadratkilometer Land stehen in der Somerset-Ebene unter Wasser. Die Straßen sind nicht befahrbar, viele Eisenbahnlinien sind unterbrochen. An der Küste von Cornwall rissen die Wellen eine der schönsten Eisenbahnstrecken der Welt auseinander - sie hatte seit 1847 alle früheren Stürme überstanden.

Premierminister David Cameron hat das einen Monat lang nicht wirklich interessiert - jetzt ist er plötzlich täglich auf Tour in den Flutgebieten und verteidigt die Regierung: "Wir haben von Anfang alles getan, um den Menschen zu helfen. Als mehr Pumpen benötigt wurden, haben wir mehr Pumpen eingesetzt. Wir haben mehr Mittel bereit gestellt und Soldaten in Marsch gesetzt."

Keine Besserung in Sicht

Geholfen hat das alles nichts, angesichts der schlimmsten Regenfälle und Stürme seit 1766. Auch für die kommenden Tage ist keine Besserung in Sicht, die nächsten Sturmtiefs ziehen bereits von Südwesten heran, und inzwischen läuft auch die Themse über. Prinz Charles, der ebenfalls in den Flutgebieten unterwegs war und von den Menschen mit großem Beifall empfangen wurde, ist sicher, dass der Klimawandel die Ursache sei. Der Thronfolger fürchtet, dass Großbritannien in den kommenden Jahren immer schlimmere Stürme erleben wird.