Frauen aus Moria nähen in den Räumlichkeiten der NGO "Team Humanity" Masken, Lesbos/Griechenland.

Corona-Gefahr auf Lesbos Masken für Moria

Stand: 07.04.2020 09:53 Uhr

Das Flüchtlingslager Moria auf der Insel Lesbos ist überfüllt, die hygienischen Bedingungen sind katastrophal. Die Menschen dort versuchen verzweifelt, sich vor einer Ansteckung zu schützen.

Die Nähmaschinen rattern pausenlos in der kleinen, improvisierten Werkshalle direkt am Lager Moria. Zwei Dutzend Frauen sitzen im Schichtbetrieb an den Maschinen und produzieren Atemschutzmasken. "Wir arbeiten jeden Tag 24 Stunden. So können wir 4000 Masken am Tag herstellen", sagt Sana, eine junge Afghanin aus dem Lager Moria.

Die Nähmaschinen hat die dänische Hilfsorganisation "Team Humanity" aufgestellt. Zusätzlich haben die Mitarbeiter dieser Hilfsorganisation unter den Flüchtlingen Freiwillige gesucht, die entweder nähen können oder die den Lagerinsassen gut erklären können, wie man diese Masken richtig trägt und pflegt.

Bema aus Afghanistan ist eine von ihnen: "Wir verteilen die Masken an alte Leute. Die haben ja keine. Man darf nicht rausgehen, alles ist geschlossen. Die Leute haben nichts. So geben wir ihnen Masken, das ist alles, was wir für sie tun können." Es klingen Zweifel durch, ob diese Stoffmasken das Virus aufhalten können.

Hygieneregeln sind unmöglich einzuhalten

Die mehr als 19.000 Menschen in Moria fühlen sich der Corona-Gefahr hilflos ausgeliert. Auf den Infoblättern, die die griechischen Behörden in vielen Sprachen im Lager verteilt haben, steht auf Arabisch oder Farsi, dass man Abstand halten soll, dass man auf Hygiene achten soll.

Aber wie soll man Abstand halten, wenn man zu sechst in einem kleinen Zelt lebt und bei jedem Toilettengang lange anstehen muss? Und wie soll man auf Hygiene achten, wenn Wasser und vor allem Seife immer noch knapp sind in Moria, auch wenn die Behörden und das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen inzwischen Nachschub geliefert haben?

Flüchtlinge stehen in einem provisorischen Lager neben dem Lager Moria auf der griechischen Insel Lesbos Schlange.

Im Lager und wie hier in einem provisorischen Lager davor leben extrem viele Menschen auf engem Raum.

Keine Verbesserung der Lage

Immer noch liegt überall Müll herum; die Menschen hocken dicht aufeinander. Immer noch gilt, wovor Hilfsorganisationen seit Wochen warnen:

Wenn sich das Coronavirus hier ausbreitet, gibt das eine Katastrophe.

Der Arzt Apostolos Veizis von "Ärzte ohne Grenzen" fordert deshalb, das Lager sofort zu räumen. Ein paar wenige Flüchtlinge durften das Lager Moria Ende vergangener Woche tatsächlich verlassen. Sie wurden aufs Festland gebracht, vor allem ältere Menschen und Familien mit kleinen Kindern - insgesamt 160 Personen. 160 von 19.000.

Moria ist abgeriegelt

Die griechischen Behörden setzen nicht darauf, das Lager zu räumen, sondern das Lager streng von der Außenwelt abzuriegeln. So werden Flüchtlinge, die neu auf Lesbos ankommen, zunächst nicht im Lager Moria aufgenommen. Sie müssen im Freien campieren, irgendwo im Norden der Insel, 40 Kilometer entfernt von Moria.

Samuel aus Uganda kam vor fünf Tagen mit dem Schlauchboot auf Lesbos an. Jetzt steht er mit ein paar Dutzend anderen Flüchtlingen im Nieselregen neben einem Zelt des Flüchtlingshilfswerks UNHCR: "Wir sind unter Quarantäne gestellt, von der griechischen Regierung und vom UNHCR", sagt er. "Sie haben uns alle getestet, alle Tests waren negativ - trotzdem müssen wir 14 Tage unter Quarantäne bleiben."

Doch was nach dieser Quarantäne kommen soll, dürfte für Samuel und die anderen Flüchtlinge nicht viel besser sein - denn dann sollen auch sie ins überfüllte Lager Moria gebracht werden.

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