Das Atomkraftwerk Buschehr im Iran
FAQ

Krise zwischen Iran und USA Die Angst vor der Atomwaffe

Stand: 07.01.2020 18:59 Uhr

Es ist ein hochgefährlicher Konflikt zwischen dem Iran und den USA. Deshalb werden Fragen laut, ob daraus eine atomare Bedrohung entstehen kann. Wie wahrscheinlich ist eine iranische Atomwaffe?

Von Iris Marx, ARD-aktuell

Welche Indizien gibt es für den Bau?

Der Iran hat stets bestritten, dass er an dem Bau einer Atombombe interessiert sei. Der religiöse Führer Ayatollah Ali Khamenei nannte die Bombe sogar mehrmals unislamisch. Es ginge der Islamischen Republik um eine friedliche Nutzung zur Energieversorgung sowie zum Einsatz in der Medizin.

Aber das islamische Recht kennt auch Ausnahmen, sagt der Iran-Wissenschaftler Mehran Barati gegenüber tagesschau.de. Gerade in der schiitischen Ausrichtung darf "der Lage nach entschieden werden". Eine Garantie ist die Zusage daher nicht. Zudem wurde in den Jahren 2002/2003 bekannt, dass der Iran bis dahin geheime Atomanlagen betrieb. Später wurde klar: Diese Anlagen gehörten zu einem Atomwaffenprogramm. Mit dem Bekanntwerden habe der Iran diese zurückgefahren und dann sogar komplett eingestellt, sagt Oliver Meier vom Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg.

Die USA und Israel haben das immer wieder bezweifelt. Dabei ist bis heute nicht eindeutig klar, ob der Iran damals wirklich beschlossen hatte, eine Bombe zu bauen. Die berühmte "smoking gun" fehlt.

Was braucht der Iran für den Bau?

Für den Bau einer Atombombe bräuchte der Iran entweder Plutonium oder Uran mit einem Anreicherungsgrad von über 90 Prozent. Die einzige Anlage, die zur Plutoniumherstellung eingesetzt werden konnte, steht in Arak. Diesen Reaktor haben die Iraner allerdings stillgelegt. Es bleibt nur der Weg über hochangereichertes Uran. Zum Vergleich: Wenn es um die zivile Energiegewinnung geht, reicht Uran mit einem Anreicherungsgrad von drei bis fünf Prozent aus. Um Uran hochanzureichern, sind leistungsfähige Zentrifugen nötig.

Iran Atomanlage Arak

Besucher in dem Schwerwasser-Reaktor in der Nähe von Arak - 250 km südwestlich von Teheran.

Was spricht gegen den Bau einer Bombe?

Zum jetzigen Zeitpunkt sprechen zumindest die technischen Gegebenheiten gegen einen schnellen Bau von Atomwaffen. Denn hierfür ist nicht nur die entsprechende Menge an angereichertem Uran nötig, sondern auch die passenden Sprengköpfe sind notwendig. "Über alle Technologien zur Herstellung von Sprengköpfen verfügt der Iran bisher nicht, sofern es bekannt ist", sagt Meier. Zudem haben die Iraner nicht alle bestehenden völkerrechtlichen Verpflichtungen aufgekündigt.

Was darf der Iran nach den Atomabkommen?

Im Jahr 2015 haben die USA, China, Russland, Frankreich, Großbritannien und die EU mit dem Iran den sogenannten "Joint Comprehensive Plan of Action" (JCPOA) abgeschlossen. Ziel des Vertrages ist, dass der Iran unter keinen Umständen in die Lage kommt, eine Atombombe zu bauen. Der JCPOA erlaubt dem Iran daher nur einen Anreicherungsgrad von 3,6 Prozent zur zivilen Nutzung und davon auch nur 300 Kilogramm.

Die Iraner haben angekündigt, sich an die Menge nicht mehr halten zu wollen. Auch wollen sie sich nicht mehr auf die nach dem JCPOA erlaubten 5000 Zentrifugen beschränken. "Aber sie haben alle weiteren Zentrifugen stillgelegt, die nicht im Handumdrehen wieder in Betrieb genommen werden können", sagt Meier.

Dass der Atomwaffenbau jetzt nicht unmittelbar angegangen wird, könnte auch aus einem Tweet von Irans Außenminister Javad Zarif folgen. Er schreibt zwar: "...es wird künftig keine Beschränkung mehr bei der Anzahl von Zentrifugen geben." Dieses Vorgehen sieht JCPOA aber selbst vor, der in den Paragrafen 36 und 37 Konfliktfälle regelt: "Der Iran hat erklärt, dass wenn Sanktionen ganz oder teilweise wiedereingesetzt werden, der Iran dies als Grund dafür ansehen wird, seine Verpflichtungen im Rahmen dieser JCPOA ganz oder teilweise nicht mehr zu erfüllen."

Der wichtigste Satz folgt aber dann am Schluss: "Irans vollständige Kooperation mit der IAEA wird fortgesetzt".

Der Atomwaffensperrvertrag

Neben dem 2015 abgeschlossenen JCPOA hat sich der Iran schon 1968 dem Atomwaffensperrvertrag unterworfen - offiziell dem Vertrag über die Nichtverbreitung von Kernwaffen. Fast alle Staaten haben dies getan - außer Pakistan, Südsudan, Nordkorea und Israel. Der Vertrag unterscheidet zwischen Kernwaffenstaaten (USA, China, Russland, Frankreich, Großbritannien) und den Staaten, denen der Besitz von Atomwaffen nicht erlaubt ist. Diese Nichtkernwaffenstaaten, zu denen auch der Iran gehört, verpflichten sich zu einer ausschließlich friedlichen Nutzung von Atomenergie.

Darüber wacht die IAEA (International Atomic Energy Agency). 1974 hat der Iran der IAEA umfassende Sicherungsmaßnahmen zugesichert - im sogenannten "Comprehensive Safeguards Agreement" (CSA). Damit hat die IAEA auch entsprechende Kontrollmöglichkeiten bekommen.

Die IAEA überwacht nach eigenen Angaben 18 nukleare Einrichtungen im Iran und neun weitere Außenanlagen unter anderem mit eingebauten Überwachungskameras. So lange diese Möglichkeiten nicht eingeschränkt werden, hat die internationale Gemeinschaft hinreichende Sicherheit, dass die Iraner kein aktives Atomwaffenprogramm betreiben. "Wir sind in einer ganz anderen Welt, wenn die Iraner sich entschließen, diese Kontrollen einmal einzuschränken", sagt Meier.

Einschätzung der IAEA

Die IAEA hat den Iranern den Besitz oder auch nur den Bau von Atomwaffen bisher nicht nachweisen können. Spätestens mit dem aufgeflogenen Programm 2002 war aber klar, dass die Iraner ihren Transparenzpflichten nicht hundertprozentig nachgekommen sind.

Was den JCPOA angeht, haben sich die Iraner bis zum Jahr 2018 an die Vorgaben gehalten. "Bis heute kann ich sagen, dass der Iran seinen Verpflichtungen nachkommt", sagte IAEA-Direktor Yukiya Amano im März 2018. Zwei Monate später kündigte Trump das Abkommen auf.

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