Eine Frau mit imitierten Lotteriekugeln auf dem Kopf wartet in Madrid (Spanien) auf den Beginn der Auslosung von "El Gordo"

Spaniens El-Gordo-Lotterie Auf die Nummer kommt es an

Stand: 22.12.2023 06:01 Uhr

Mehr als zwei Milliarden Euro - das ist die Summe, um die es heute bei der spanischen Weihnachtslotterie geht. Wie in jedem Jahr ist das Land verrückt nach Losen. Viele bereiten den Kauf akribisch und mit hohem Aufwand vor.

Vor dem Jubel steht die Arbeit, so geht das Spiel für viele Menschen in Spanien los. Sie analysieren, in welchen Lotterie-Läden es in den vergangenen Jahren besonders fette Gewinne gab. Und dann setzen sich tausende ins Auto und fahren hunderte Kilometer, nur um dort ihre Lose zu kaufen.

Aberglaube schlägt dabei Statistik. Denn natürlich gibt es besonders dort viele Gewinne, wo besonders viele Lose verkauft werden.

Eine Schlange vor dem Lotto-Geschäft Sort, Katalonien/Spanien

Wer im Dorf Sort ein Los für die Lotterie "El Gordo" kaufen will, muss Zeit mitbringen. Denn dann heißt es Schlange stehen vor einem ganz bestimmten Kiosk.

Ein Ort namens "Glück"

Zu diesen Orten gehört eine Lotterie im Pyrenäen-Dorf Sort. Das bedeutet übersetzt "Glück". Es ist eine Art Pilgerstätte für Fans der spanischen Weihnachtslotterie.

Vor dem örtlichen Lotto-Laden, der den Namen "Goldene Hexe" trägt, bilden sich ab November Schlangen wie vor Freibädern an Sommertagen im August. "Aus ganz Spanien kommen die Leute", sagt Besitzer Xabi Gabriel. "Manche sogar mit dem Flugzeug von den Kanarischen Inseln."

Auf die Hexen-Nase kommt es an

Dann stehen sie stundenlang Schlange, um Lose zu kaufen. Und dann noch einmal, um die Lose dem Maskottchen des Ladens, einer goldenen Hexe, über die Nase zu reiben.

In diesen Tagen, kurz vor der Ziehung, hat die Hexennase all ihren Glanz verloren. Der Lack ist förmlich ab - vor lauter darüber geschmirgelten Losen.

Ein weiterer Hotspot befindet sich im Herzen Madrids. Eine gefühlte Mehrheit der Lottospieler aus der Hauptstadt ist offensichtlich überzeugt: Nur wer seine Lose in der traditionsreichen Verkaufsstelle "Dona Manolita" kauft, darf auf das große Glück hoffen.

Menschen in gelben Warnwesten sichern Gassen in der Nähe, über die hinweg sich derzeit täglich eine Schlange zur Lotterie bildet.

Losverkauf auf einer Straße in Madrid

Natürlich kann man überall in Spanien einen Lottoschein kaufen, auch auf den Straßen von Madrid. Aber hat man dann die selben Erfolgsaussichten?

Der Dicke bringt das große Glück

Einmal an den Verkaufsständen angelangt, müssen die Loskäufer sich entscheiden. 100.000 Nummern liegen heute im Lostopf.

Und anders als beim in Deutschland bekannten Lotto, geht es in der spanischen Weihnachtslotterie nicht um eine Kombination aus verschiedenen Zahlen (6 aus 49). Es ist einfacher: Eine Zahl wird zum großen Los, zum Hauptgewinn - genannt "El Gordo", übersetzt "der Dicke".

Entsprechend quälend ist für viele die Entscheidung: Welche Nummer soll es sein, welche wird gekauft? Die Statistik spricht für ein Los, das mit der Ziffer fünf endet. Das führte in den vergangenen Jahren zu besonders vielen Gewinnen.

Abwarten. Eines ist dagegen schon klar: "Der Dicke" wird immer fetter. Jede Losnummer wird in diesem Jahr 185 Mal verkauft. Damit nicht genug: Diese Lose sind auch noch in Zehntel gestückelt.

Gemeinschaftliche Millionen-Gewinne

Kauft jemand also ein sogenanntes "Zehntel" und wird ihre Ziffer als Hauptgewinn gezogen, gibt es dafür 400.000 Euro pro Los.

Kaufen kann man aber beliebig viele Lose. Und häufig kaufen Tippgemeinschaften zahlreiche Lose einer Nummer. So kommt es oft vor, dass in Dörfern und Kneipen gemeinschaftlich Millionen-Gewinne gefeiert werden.

Arbeiter schieben in einem Theater in Madrid (Spanien) Lostrommeln für die Lotterie "El Gordo" auf die Bühne.

In diesen Lostrommeln liegen dann die Kugeln mit den Glücksziffern. Die Auslosung ist alljährlich ein großes Spektakel in Spanien.

Ein Gedanke wird zur Qual

Es heißt, dass 70 Prozent aller Menschen in Spanien bei der Weihnachtslotterie mitspielen. Die große Gefahr dabei: Man jagt dem Glück nach und gibt dabei Unsummen aus. Viele haben gemeinsame Losnummern mit Kolleginnen auf der Arbeit, im Sportverein, mit Nachbarn und in der Stammkneipe.

Ein Gedanke, der viele quält: Irgendwo kaufen Bekannte weitere gemeinsam Lose, man sagt: "Danke, für mich diesmal nicht" - und dann: fällt genau diese Nummer, und futsch sind mindestens 400.000 Euro.

Schließlich kennt fast jeder Geschichten von Freunden und Bekannten, denen genau das passiert ist. Es ist der spanische Weihnachts-Wahnsinn. Der aber zuverlässig übers Jahr zu neuer Hoffnung und neuen Träumen führt. Und die Spanierinnen und Spanier auch im nächsten Jahr wieder analysieren und Schlange stehen lässt.

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