Christian Schmidt

Bosnien-Beauftragter Schmidt Wutausbruch vor laufenden Kameras

Stand: 18.08.2022 16:02 Uhr

Er war einst Bundesminister und ist nun Hoher Repräsentant für Bosnien und Herzegowina: Bei einer Pressekonferenz reagierte Christian Schmidt eher undiplomatisch auf eine Frage und äußerte lautstark seinen Unmut.

Christian Schmidt, seit einem Jahr Hoher Repräsentant für Bosnien-Herzegowina, machte bei seinem Besuch im ostbosnischen Gorazde am Mittwoch aus seiner Verärgerung keinen Hehl.

Als er von einer Reporterin gefragt wurde, ob er bereit sei, im Vorfeld der Parlamentswahlen Anfang Oktober Änderungen des Wahlgesetzes qua seiner Vollmachten durchsetzen zu wollen, und was er zu der Kritik sage, an seinen Äußerungen über die fehlende Repräsentanz der bosnischen Kroaten - beides Vorwürfe, mit der Schmidt seit vielen Wochen immer wieder konfrontiert wird - brach es aus ihm heraus:

Müll! Völliger Müll! Ich stehe hier nicht, ich sorge mich um dieses Land. Dies ist eine Stadt, in der Menschen ihr Leben verloren haben, und wir sind nicht hier, nur um politische Spielchen zu machen.

"Mir steht es mit diesen Beleidigungen bis hierher"

Und Schmidt weiter: "Tut mir leid, so deutlich zu werden. Mir steht es mit diesen Beleidigungen bis hierher, die völlig falsch sind!" Mit einer Handbewegung über dem Kopf machte er deutlich, bis wohin ihm es stehe.

Er sei es vollkommen leid, dass die politische Klasse in Bosnien-Herzegowina sich stets nur gegenseitig für mangelnde Fortschritte verantwortlich machen würde, statt sich hinzusetzen und miteinander zu reden. Jeder schiebe jedem die Schuld zu - so komme man nicht nach Europa, schob Schmidt unter Hinweis aus die EU-Beitrittsambitionen Bosnien-Herzegowinas nach.

Wutausbruch schlägt hohe Wellen

In den sozialen Netzwerken schlug Schmidts Wutausbruch hohe Wellen: Jetzt habe auch Schmidt endlich begriffen, "wie es uns mit dieser Bande geht und wo er gelandet ist", schrieb die renommierte bosnische Journalistin und Menschenrechtsaktivistin Štefica Galić auf Twitter.

Der Arme, jetzt habe Schmidt registriert, wo er gelandet sei, kommentierten zahlreiche User lakonisch. Schmidt sei für den Job ungeeignet, urteilte Reuf Bajrovic, ein ehemaliger Energieminister, der im April 1992 als 14-Jähriger zu Beginn der Belagerung Sarajevos durch die Armee der bosnischen Serben und Einheiten der jugoslawischen Volksarmee mit seiner Familie fliehen konnte.

Schmidt stelle falsche Behauptungen auf, twitterte Milorad Dodik, der die politischen Geschicke in der Mehrheit von bosnischen Serben bewohnten Republika Srbska bestimmt. Dodik gilt als enger Gefolgsmann des russischen Staatspräsidenten Wladmir Putin.

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