Zürich

Verkehrspolitik Schweizer "Langsamverkehr" als Vorbild?

Stand: 11.07.2024 13:00 Uhr

In Deutschland werden gerade Pläne für eine nationale Fußverkehrsstrategie diskutiert. Die Schweiz ist schon weiter: Dort verfolgt man so eine Strategie schon seit über 20 Jahren. Wie erfolgreich ist sie?

"Leitbild Langsamverkehr": So heißt die Schweizer Fußverkehrsstrategie, die schon vor 23 Jahren beschlossen wurde. Das Ziel: mehr Fußgänger und Radfahrer in Schweizer Städten.

In die Tat umgesetzt wird die Strategie seit 2002 unter anderem mit sogenannten Begegnungszonen: Das sind Straßen und teilweise ganze Stadtviertel, in denen Fußgängerinnen und Fußgänger die Vorfahrt beziehungsweise den Vortritt haben vor Autos, Motorrädern und auch Fahrrädern. Erlaubte Höchstgeschwindigkeit in der Begegnungszone: 20 Kilometer pro Stunde.

Fast 700 Begegnungszonen gibt es heute in der Schweiz; je über 100 allein in den Stadtregionen von Bern und Zürich. Ein Erfolgsmodell, so die vorläufige Bilanz der Schweizer Regierung in einem Zwischenbericht vor zwei Jahren.

Für die Präsidentin des Vereins "Fußverkehr Schweiz", die Grünen-Politikerin Marionna Schlatter, sind die Begegnungszonen ganz einfach ein "Instrument mit viel Potenzial zur Verbesserung der Lebensqualität und des Wohlbefindens in unseren Städten und Dörfern".

Bislang noch keine Verlagerung

Das Ziel, den Fuß- und Radverkehr zu fördern und deren Anteil am Gesamtverkehr zu erhöhen, hat die Schweiz aber bislang nur teilweise erreicht: Laut dem Schweizer Bundesamt für Statistik hat 2022 die zu Fuß oder mit dem Rad zurückgelegte Distanz der Menschen in der Schweiz zwar um ein Fünftel zugenommen im Vergleich zum Jahr 2000.

Aber die Schweizerinnen und Schweizer sind einfach insgesamt mobiler geworden: Auch beim restlichen Verkehr gab es einen Anstieg um ein Fünftel.

Zuständig für das Schweizer "Leitbild Langsamverkehr" ist das Bundesamt für Verkehr ASTRA. In einem neuen Strategiepapier hat es sich vor zwei Jahren das Ziel gesetzt, bis 2030 insbesondere in dicht besiedelten Stadtregionen den Anteil des Fuß- und Radverkehrs zu erhöhen - zum Beispiel mit dem Ausbau von Fuß- und Radwegnetzen. So sollen andere Verkehrsmittel entlastet werden.

Außerdem - so wird betont - habe der Langsamverkehr "eine hohe Umweltverträglichkeit und eine gesundheitsfördernde Wirkung". Mehr Rad- und Fußwege könnten einen wichtigen Beitrag leisten für das Erreichen der Schweizer Nachhaltigkeitsziele.

Allerdings gibt es daneben auch ganz andere Projekte: Verkehrsminister Albert Rösti will in den kommenden Jahren rund fünf Milliarden Schweizer Franken investieren - und zwar in den Ausbau von Autobahnen.