Frederik und Mary mit zwei Kindern auf einem Boot bei der Ankunft in Grönland (Archivbild).
Porträt

Frederik X. Der Turbo-Prinz auf dem dänischen Thron

Stand: 14.01.2024 04:16 Uhr

In seinen jungen, wilden Jahren war Frederik als Turbo-Prinz verschrien. Heute ist er als Familienvater und volksnaher Sportler beliebt bei seinen Landsleuten. Als neuer dänischer König tritt er dennoch ein schweres Erbe an.

Von Von Julia Wäschenbach, ARD Stockholm

Den Zeitpunkt für den Thronwechsel hätte die Monarchin kaum klüger wählen können. Denn das Königshaus surft auf einer Welle der Popularität, die so groß ist, dass die Däninnen und Dänen die Entscheidung treu mittragen. Während laut einer Umfrage im Dezember 41 Prozent der Befragten der Meinung waren, Margrethe solle bis zu ihrem Tod Königin bleiben, waren es Anfang Januar nur noch vier Prozent.

Frederik also, dem als Zehnjähriger erst so richtig klar wurde, dass seine Zukunft anders aussehen würde als die seiner Klassenkameraden, weil sie von Anfang an feststand. In der Öffentlichkeit galten andere Regeln für Frederik. "Als Junge dachte ich manchmal: Warum zum Teufel muss ich das? Wieso kann ich nicht einfach ich selbst sein?", fragt der damalige Kronprinz in der Biografie "Under Bjælken" des dänischen Autors Jens Andersen. Frederik rebelliert, fährt zu schnell Auto, leistet sich Fehltritte. Aber sein Aufbegehren bleibt vergleichsweise harmlos.

Frederik und Mary grüßen die Einwohner von Grönland.

Nah am Leben der Untertanen: So geben sich Frederik und Mary auch bei regelmäßigen Besuchen auf Grönland.

Eine Polarexpedition imponiert

In der Biografie von Andersen beschreibt ihn sein Vater Prinz Henrik als wild und willensstark. Seine Mutter erzählt von seiner körperlichen Stärke, die schon in seiner Kindheit aufgefallen sei. Der Sport ist für Frederik immer ein Freiraum, hier tobt er sich aus, testet Grenzen - und erarbeitet sich den Respekt der Däninnen und Dänen.

Als er seinen ersten Marathon läuft, werden sie aufmerksam. Als er sich auf einer Expedition vier Monate lang mit Hundeschlitten an der Nordküste Grönlands entlangkämpft - 3.500 Kilometer bei Temperaturen unter minus 40 Grad -, da sind viele endgültig beeindruckt. "Er weiß, was es bedeutet, sich zusammenzureißen, eine Sache durchzustehen, und zwar bis zum bitteren Ende", sagt Königin Margrethe über ihn. "Das ist bestimmt keine schlechte Voraussetzung für seine künftigen Aufgaben."

Kronprinz Frederik mit einem Hundeschlitten bei einer Grönland-Expedition im Jahr 2000.

Als Frederik 2000 zu seiner Expedition in Grönland aufbricht, wird die dänische Öffentlichkeit positiv auf ihn aufmerksam.

Nah am Leben der bürgerlichen Dänen

Das Vertrauen der Monarchin in das neue Königspaar ist groß. Auf ihre Schwiegertochter, Königin Mary, hält sie große Stücke. Für Frederik war die Begegnung mit der Australierin ein Glücksfall. In einer Kneipe in Sydney soll er sich ihr am Rande der Olympischen Spiele 2000 als "Fred aus Dänemark" vorgestellt haben. Sie wusste nach eigener Aussage zunächst nicht, wen sie da vor sich hatte. Vier Jahre später läuteten die Hochzeitsglocken.

Noch ein paar Jahre später sah man den Kronprinzen schon mal mit dem Lastenrad durch Kopenhagen radeln, um den Nachwuchs zum Kindergarten zu bringen. Die vier Kinder Christian (18), Isabella (16), Vincent und Josefine (beide 13) haben alle eine öffentliche Grundschule besucht.

Modern und nah dran am Leben der ganz normalen Dänen - das ist ein Teil des Geheimrezeptes des dänischen Königshauses. Eine erfolgreiche Idee von Frederik selbst: der "Royal Run". Ein Volkslauf, den er zu seinem 50. Geburtstag erfindet und bei dem seitdem jedes Jahr Zehntausende Menschen mitmachen - inklusive seiner eigenen Familie.

Frederik als Teilnehmer im "Royal Run", den er selbst 2021 ins Leben rief.

Frederik beim "Royal Run" 2021- in Begleitung von Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther.

Unangefochten populär: Margrethe

"Er bewegt sich gerne und ist gerne unter Menschen - das ist seine große Stärke", sagt Thomas Larsen, Königshauskenner und Biograf von Königin Margrethe. "Denn wenn wir mal versuchen, uns Margrethe dabei vorzustellen, wie sie durch die Straßen rennt - das geht nicht."

Frederik geht seinen eigenen Weg und ist damit beliebt beim Volk. Doch wenn die Däninnen und Dänen über seine Mutter sprechen, geraten sie ins Schwärmen. "Es sind sehr, sehr große Fußstapfen, die Frederik ausfüllen muss", sagt die Königshaus-Expertin Trine Larsen. "Auch, weil die Königin so wahnsinnig populär ist. Sie ist heißgeliebt und sehr respektiert."

Die 83-Jährige gilt als bodenständige und sehr direkte Dame mit Witz und messerscharfem Verstand. Und: Sie hat die Dänen mehr als ein halbes Jahrhundert lang begleitet. Für Trine Larsen ist die lange Regentschaft aber auch ein Grund zur Annahme, dass Frederik jetzt bereit ist für den dänischen Thron: "Ich habe keinen Zweifel, dass er ein guter König sein wird. Er hat 52 Jahre gehabt, um seiner Mutter zuzuschauen."