Papst Franziskus beim Treffen mit Studierenden der katholischen Universität von Lissabon

Franziskus in Portugal Papst ruft Studenten zu sozialem Engagement auf

Stand: 03.08.2023 12:33 Uhr

Während seiner Portugalreise absolviert der Papst zahlreiche Auftritte - auch vor Tausenden Studierenden. An sie appellierte er, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Zuvor hatte sich Franziskus mit Missbrauchsopfern getroffen.

Bevor er am Abend beim Weltjugendtag erwartet wird, hat Papst Franziskus am zweiten Tag seiner Portugalreise vor Studierenden der Katholischen Universität in Lissabon gesprochen. Er rief die Studierenden auf, die akademische Bildung als Auftrag für die gesamte Gesellschaft zu begreifen. Eine Universität dürfe nicht dazu dienen, das "derzeitige elitäre und ungleiche System in der Welt aufrechtzuerhalten, in dem die höhere Bildung ein Privileg für wenige bleibt", erklärte Franziskus.

"Wenn Wissen nicht als Verantwortung wahrgenommen wird, wird es steril. Wenn jene, die eine höhere Bildung genossen haben, die heute in Portugal und in der ganzen Welt weiterhin ein Privileg ist, nicht danach streben, etwas von dem zurückzugeben, was sie erhalten haben, haben sie nicht ganz verstanden, was ihnen zuteil wurde", fuhr der Pontifex fort.

"Neu definieren, was wir Fortschritt und Evolution nennen"

Er forderte die angehenden Akademiker auf, sich nicht in ihrer Blase zu verschließen, sondern aus ihrer Sicherheit auszubrechen und praktizierende Christen zu werden, die an Gerechtigkeit und Schönheit mitarbeiten.

Franziskus appellierte auch an die Verantwortung der Studierenden, sich für den Klimaschutz und eine umfassende ökologische Wende in Politik und Wirtschaft einzusetzen. Es sei "neu zu definieren, was wir Fortschritt und Evolution nennen. Denn im Namen des Fortschritts hat man für zu viel Rückschritt den Weg gebahnt."

An dem Treffen unter freiem Himmel nahmen etwa 7000 Menschen teil - neben Studierenden und Mitarbeitern der Universität auch Vertreter von Zivilgesellschaft und Kirche.

Begegnung mit Missbrauchsopfern

Am ersten Tag seiner Reise hatte Franziskus sich mit einer Gruppe von Missbrauchsopfern getroffen. Er sprach nach Vatikanangaben mehr als eine Stunde mit 13 Menschen, die in der Vergangenheit von Geistlichen missbraucht wurden. Die Begegnung sei von einer Atmosphäre des "intensiven Zuhörens" geprägt gewesen. Die Opfer wurden demnach von Vertretern kirchlicher Einrichtungen zum Schutz von Minderjährigen begleitet.

In einem im Februar veröffentlichten Bericht wurde festgestellt, dass in Portugal seit 1950 mindestens 4815 Jungen und Mädchen von Priestern oder anderen Kirchenvertretern sexuell missbraucht wurden. Zuvor hatte die portugiesische Kirche darauf beharrt, dass es nur einige wenige Fälle gegeben habe. Auch nach der Veröffentlichung des Berichts wurde die Aufarbeitung nach Ansicht vieler Kritiker verschleppt.

Straffes Programm für den 86-Jährigen

Am Abend wollen Teilnehmer des Weltjugendtages den Papst bei der größten katholischen Veranstaltung der Welt willkommen heißen. Der Weltjugendtag steht im Vordergrund der mehrtägigen Reise des Pontifex. Insgesamt stehen elf öffentliche Auftritte und 20 Treffen auf dem Programm des 86-Jährigen.

Sorgen bereitete im Vorfeld der Reise der Gesundheitszustand des Papstes. Erst im Juni hatte er neun Tage im Krankenhaus verbracht. Nach Angaben des Vatikans litt er an einem Gewebebruch an der Bauchdecke - Folge einer Darmoperation. Franziskus wird auf seinen Auslandsreisen stets von einem Arzt und einer Krankenschwester begleitet.