Vermummte Polizeikräfte vor der Kirche

Beisetzung Nawalnys Offenbar Dutzende Festnahmen nach Trauerfeier

Stand: 01.03.2024 21:06 Uhr

Nach der Beisetzung des Kremlkritikers Nawalny sind in Russland offenbar etliche Menschen festgenommen worden: Laut einer Nichtregierungsorganisation gab es mehr als 100 Festnahmen. Kanzler Scholz würdigte den Mut der Menschen.

Am Tag der Beerdigung von Kremlkritiker Alexej Nawalny hat die Polizei in Russland nach Angaben von Bürgerrechtlern landesweit mehr als 100 Menschen im Zusammenhang mit den Trauerbekundungen festgenommen.

Die Bürgerrechtsplattform OWD-Info schrieb am Abend von 128 Festnahmen in 19 Städten. "In jedem Polizeirevier können mehr Festgenommene sein als in den veröffentlichten Listen", hieß es. In den meisten Fällen wurden die Betroffenen nach kurzer Zeit wieder auf freien Fuß gesetzt.

17 Festnahmen in Moskau

Die meisten Festnahmen gab es demnach in der sibirischen Millionenstadt Nowosibirsk. Dort seien mindestens 31 Personen in Gewahrsam genommen worden, berichtet OWD-Info. In der Ural-Metropole Jekaterinburg hat die Polizei weitere 19 Menschen festgenommen. In Moskau sollen es 17 Personen sein, davon müssten drei die Nacht auf dem Revier verbringen, hieß es weiter.

Vor der Kirche im Bezirk Marjino im Südosten Moskaus versammelten sich zahlreiche Menschen, während dort die Trauerfeier für den prominenten Oppositionellen stattfand. Auf dem Platz vor der Kirche waren Absperrungen aus Metall aufgebaut, ein Großaufgebot von Sicherheitskräften war vor Ort. 

Scholz lobt Mut der Teilnehmer

Bundeskanzler Olaf Scholz würdigte den Mut der Russinnen und Russen, die an der Beisetzung Nawalnys in Moskau teilgenommen haben. Sie "sind damit ein großes Risiko eingegangen - für die Freiheit", schrieb Scholz auf X. Nawalny habe seinen Kampf für Demokratie und Freiheit mit dem Leben bezahlt. 

Einige europäische Diplomaten wie der deutsche Botschafter Alexander Graf Lambsdorff gaben Nawalny ebenfalls das letzte Geleit. "Mich hat die Anteilnahme von so vielen Menschen in Moskau tief bewegt", sagte Lambsdorff anschließend der "Bild"-Zeitung. "Wir haben heute das andere, menschliche Russland gesehen, das es gibt und das sich nach Freiheit und Frieden sehnt", betonte der Diplomat. 

Im Beisein seiner Eltern wurde Nawalny danach auf dem nahegelegenen Borissowskoje-Friedhof beigesetzt. Eine in der Nähe des Friedhofs versammelte Menschenmenge skandierte Slogans wie "Nein zum Krieg", "Wir werden dich nicht vergessen" oder "Wir werden nicht verzeihen". Nach der Beisetzung defilierten zahlreiche Menschen an Nawalnys Grab vorbei, legten Blumen nieder oder hielten einen Moment im Gedenken inne.