Panzer bei der NATO-Übung Steadfast Defender

NATO-Übung in Polen Eine Botschaft an Russland

Stand: 05.03.2024 08:10 Uhr

In Polen proben rund 20.000 Soldaten aus neun Ländern den Ernstfall. Die Übung gehört zu "Steadfast Defender" - dem größten NATO-Manöver seit dem Kalten Krieg. Eines der Ziele: ein Signal an Russland.

Die Weichsel führt noch Hochwasser. In Korzeniewo, im Nordwesten Polens, fließt sie schnell und mit Druck, bis zu sechs Meter tief und über 300 Meter breit. Am Ufer sammeln sich ein paar Militär-Lkw. Sie fahren die Böschung herunter und ins Wasser, klappen Pontons aus und verbinden sich zu Fähren.

Eine eingespielte Crew brauche für den Bau einer solchen Fähre nur neun Minuten, erklärt Oberstleutnant Andre Burdich vom deutsch-britischen Pionierbrückenbataillon 130. "Und mit so einer Vierfachfähre sind wir in der Lage zwei Kampfpanzer, über 70 Tonnen Gewicht innerhalb kürzester Zeit überzusetzen."

Ein paar Minuten später rollen die ersten Panzer ans gegenüberliegenden Weichsel-Ufer. Die Amphibienfahrzeuge, die Militärfähren also, gehören zur Bundeswehr. Ein paar Meter flußabwärts transportieren französische und polnische Fähren ebenfalls schweres Gerät über den Fluss.

Panzer bei der NATO-Übung Steadfast Defender

Auf solchen Fähren setzen die Dutzende Tonnen schweren Panzer über den Fluss. Etwa 1.300 Bundeswehrsoldaten sind an der Übung beteiligt.

90.000 Soldaten an Manöver beteiligt

Die Übung ist Teil von "Steadfast Defender", der größten NATO-Übung seit dem Ende des Kalten Krieges. 90.000 Soldatinnen und Soldaten üben die Verteidigung der Ostgrenze, sie proben den Ernstfall.

Die Übung sei ein Signal - der Sicherheit nach innen, der Abschreckung nach außen, sagt Gunnar Brügner. Als Brigadegeneral ist er für die Übung mitverantwortlich. "Jedes Schiff, das segelt, jedes Flugzeug, das fliegt, jeder Helikopter in der Luft, jeder Panzer, der rollt, sendet eine Botschaft." Und das sei notwendig: "Wir zeigen, welche Fähigkeiten wir haben, und wir verbinden das mit der Entschlossenheit, sie auch einzusetzen, sollte das notwendig werden."

Gute Zusammenarbeit

Hinter ihm ziehen Hubschrauber auf, kurz darauf donnern zwei polnische F16-Kampfjets über die Weichsel. Nach der Flussüberquerung soll ein 300-Kilometer-Transport an die polnische Ostgrenze folgen. Es ist die große NATO-Show: Zum ersten Mal seit 30 Jahren habe das Bündnis eine Strategie, sagt ein beteiligter US-Offizier.

Alle 31 NATO-Staaten plus Schweden nehmen an der Großübung teil. Und die Zusammenarbeit laufe gut, sagt der polnische General Cezary Wiśniewski - unabhängig von Abhörskandalen der Bundeswehr oder Auftritten Donald Trumps, die an der Zuverlässigkeit der USA zweifeln lassen. Und auch unabhängig von Drohungen aus Moskau.

Man müsse immer bereit sein, zu kämpfen, sagt er. "Es ist nicht so wichtig, was um uns herum in der Politik geschieht. Die Militärs konzentrieren sich auf ihre Arbeit, auf die Aufrechterhaltung der Einsatzfähigkeit."

Botschaft soll in Russland ankommen

Nur abseits, in Gesprächen ohne Mikrofon, hört man, dass die Stimmung der Soldaten sich geändert hat, ernster geworden ist. Der Verteidigungsfall, der hier geprobt wird, ist spätestens seit dem russischen Angriff auf die Ukraine nicht mehr nur Theorie.

Brigadegeneral Brügner spricht aus, was bisher nur mit Formulierungen wie "feindliche Kräfte" oder "die andere Seite" umschrieben wurde: Es geht um Russland. "Natürlich wird das hier beobachtet. Das ist ja auch der Sinn der Sache. Und wenn diese Botschaft dann auch in Russland ankommt, dann haben wir unsere Hausaufgaben hier richtig gemacht."

Schließlich beobachte man sie ja auch selbst sehr genau - die andere Seite.