Kardinal Blase J. Cupich (M), Erzbischof von Chicago, leitet die Pressekonferenz anlässlich eines Gipfels zur Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in der Katholischen Kirche.

Missbrauchskonferenz im Vatikan Das Ende des Schweigecodes?

Stand: 21.02.2019 09:22 Uhr

Mit der Missbrauchskonferenz soll das Vertuschen in der katholischen Kirche ein Ende nehmen, verspricht der Vatikan. Papst Franziskus griff zur Eröffnung des Treffens die hohen Erwartungen der Opferverbände auf.

Bei seinem Namen rollten im Vatikan früher viele mit den Augen: Charles Scicluna hatte einen Hang zu provokativen Aussagen. Eine Kultur der Omertà, des mafiösen Schweigens beim Thema Missbrauch, beklagte Scicluna im Jahr 2012.

Jetzt ist der kleine, rundliche Erzbischof eine der prägenden Figuren der heute beginnenden Anti-Missbrauchskonferenz - und spricht im Namen des Papstes, wenn er die Ziele der Konferenz erläutert: "Ob Sie es nun Omertà oder einfach eine Form des Leugnens nennen, ob es kriminelles oder nur boshaftes Komplizentum ist - wir müssen das überwinden, wir müssen jeden Schweigecode brechen."

Eine neue Zeit soll anbrechen

Mit der Konferenz, so der Wunsch von Papst Franziskus, soll beim Thema Missbrauch eine andere Zeit anbrechen - eine Zeit, in der Wegschauen und Vertuschen in der katholischen Kirche tabu sind.

Mitorganisator Kardinal Cupich, einer von Franziskus' treuesten Gefolgsleuten, hofft, dass die Konferenz am Ende als ein "Wendepunkt" wahrgenommen werde.

Mit Zufriedenheit registrieren sie im Vatikan, dass die Konferenz schon vor Beginn weltweite Aufmerksamkeit findet. Von Papst Franziskus war sie als eine Art Befreiungsschlag gedacht, nachdem im vergangenen Sommer besonders in den USA fast täglich neue Missbrauchsskandale ans Licht kamen.

Unter anderem, so heißt es im Vatikan, habe der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Marx, im Kardinalsrat Franziskus damals geraten, in die Offensive zu gehen.

Papst Franziskus

Mit der Konferenz soll beim Thema Missbrauch eine andere Zeit anbrechen, wünscht sich Papst Franziskus.

"Ein Problem - und zwar ein großes"

Die Opferverbände, die in diesen Tagen in Rom lautstark mobil machen, sehen die Konferenz als eine Reaktion auf ihren öffentlichen Druck, den sie in den vergangenen Jahren aufgebaut haben: "Es ist sicherlich ein einschneidender Moment", sagt Matthias Katsch von der deutschen Betroffeneninitiative Eckiger Tisch, "dass erstmals von der Zentrale der Kirche anerkannt wird, dass die katholische Kirche als Institution ein Problem hat - und zwar ein sehr großes." Dieses Ziel sei schon erreicht, bevor die Konferenz überhaupt angefangen habe.

Jetzt aber, so der ehemalige Schüler des Canisius-Kollegs in Berlin, müssten den Ankündigung seitens des Vatikans auch Taten folgen: "Was wir von der Kirche fordern, von Papst Franziskus konkret, ist eine Nulltoleranz, die auch den Namen verdient."

Forderungen der Opferverbände

Konkret forderten die Opferverbände auch in einem Gespräch mit den Organisatoren der Konferenz im Vatikan, dass der Missbrauch im Kirchenrecht ausdrücklich als schwerwiegende Straftat klassifiziert und die Degradierung von Priestern und Bischöfen zu katholischen Laien verbindlich vorgeschrieben werden. Dies solle für die Täter gelten, aber auch für diejenigen, die sie möglicherweise gedeckt haben.

Kultur des Hinschauens

Im Vatikan weisen sie darauf hin, dass dies ohnehin durch päpstliche Schreiben von Benedikt und Franziskus faktisch bereits Rechtslage in der Kirche sei. In der Konferenz müsse es daher jetzt darum gehen, die Kultur des Hinschauens und des Handelns in alle Bischofskonferenzen zu tragen.

Unter anderem in Afrika und in Asien, heißt es, würde Missbrauch als ein Problem vor allem Europas und Nordamerikas gesehen. Ziel der Konferenz sei es, sagt Erzbischof Scicluna, weltweit ein Problembewusstsein zu schaffen - um die Kirche überall wieder zu dem sicheren Ort zu machen, der sie sein sollte.

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