Albin Kurti (l), Premierminister des Kosovo, übergibt den offiziellen Antrag an Mikula Bek, tschechischer Minister für europäische Angelegenheiten.

Balkanland Kosovo reicht Antrag für EU-Beitritt ein

Stand: 16.12.2022 06:15 Uhr

Kosovo hat einen Antrag auf EU-Beitritt eingereicht. Es sei ein historischer Tag, die Bürger hätten hart für diesen gearbeitet, sagte Regierungschef Kurti. Das Land wird aber wohl noch warten müssen.

Das Balkanland Kosovo hat offiziell einen Antrag auf Beitritt zur Europäischen Union gestellt. Regierungschef Albin Kurti überreichte dem tschechischen Europaminister Mikulas Bek in Prag ein entsprechendes Dokument. "Dies ist ein historischer Tag für das Volk des Kosovo und ein großer Tag für die Demokratie in Europa", sagte Kurti. Tschechien hat noch bis zum Jahresende die rotierende EU-Ratspräsidentschaft inne.

Der Beitrittsprozess für den Kosovo dürfte indes langwierig und kompliziert werden. Genau wie sein Nachbarstaat Serbien weigern sich auch die EU-Mitgliedstaaten Spanien, Griechenland, Zypern, Rumänien und die Slowakei, die Unabhängigkeit des Kosovo anzuerkennen. Das Kosovo hatte im Jahr 2008 seine Unabhängigkeit von Serbien erklärt. Formell hat das Land lediglich eine "EU-Beitrittsperspektive".

Kosovo reiht sich bei anderen Westbalkan-Staaten ein

"Der Brief, den ich bei mir trage, enthält die Hoffnungen und Träume unserer Bürger, die so hart gearbeitet haben, um diesen Tag zu erreichen", sagte Kurti. Er glaube daran, dass es mit "unserem Einsatz und unserem guten Willen" gelingen werde, "mögliche Skeptiker" zu überzeugen. Das Land wolle so schnell wie möglich beitreten.

Die anderen fünf Westbalkan-Staaten Serbien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro, Nordmazedonien und Albanien sind bereits Beitrittskandidaten. Die EU hatte Bosniens Antrag erst am Montag entschieden. Mit Staaten wie Serbien laufen bereits Verhandlungen. Sowohl Serbien als auch Kosovo werden aber erst der EU beitreten dürfen, wenn sie ihre bilateralen Probleme gelöst haben.

Spannungen zwischen Kosovo und Serbien

Die beiden Länder, die sich noch vor wenigen Jahren einen blutigen Krieg lieferten, haben trotz Dialogversuchen der EU seit Jahren immer wieder im Streit. Im Moment sind die Spannungen im Norden des Kosovo an der Grenze zu Serbien wieder eskaliert. Nächtliche Schüsse auf Polizisten und ein Angriff auf Einsatzkräfte der EU-Mission Eulex mit einer Blendgranate hatten international die Besorgnis wachsen lassen. Belgrad bestärkt die serbische Minderheit im Norden des Kosovo bei ihren Versuchen, sich der Autorität Pristinas zu widersetzen. 

Neben den andern fünf Balkanstaaten sind auch die Türkei, die Ukraine und Moldau als Beitrittskandidaten anerkannt. Bis zu einer Aufnahme aller Länder können aber noch Jahre, wenn nicht Jahrzehnte vergehen.