Ein Vulkanausbruch, der den Himmel orange färbt, ist in Grindavik auf der isländischen Halbinsel Reykjanes zu sehen.

Eruption auf Reykjanes-Halbinsel Für viele ist der Ausbruch eine Katastrophe

Stand: 19.12.2023 15:27 Uhr

Die Bewohner der Halbinsel Reykjanes auf Island haben schon häufiger Eruptionen erlebt. Doch der derzeitige Vulkanausbruch hat eine andere Qualität: Die Lavaströme könnten die Hafenortschaft Grindavik zerstören.

Von Julia Wäschenbach, ARD-Studio Stockholm

Es ist ein spektakuläres Naturschauspiel, das Island gerade erlebt: Glühend orangerote Lava-Fontänen schießen aus einer vier Kilometer langen Spalte hoch in den Himmel, dichte Rauchwolken steigen auf, überall brodelt und zischt es. Auf den Ausbruch des Vulkans auf der Halbinsel Reykjanes hatten die Isländerinnen und Isländer wochenlang gewartet, und dann kam er doch irgendwie überraschend.

Island ist Vulkanausbrüche gewohnt, aber dieser ist größer als die der vergangenen Jahre. Was diesmal auch anders ist: Der Vulkan brach in der Nähe einer Hafenortschaft aus.

Erdbeben beschädigten viele Häuser

"Die Eruption ist in der Nähe von Grindavik. Wir haben die Stadt geräumt und die Umgebung abgesichert. Alle Straßen in diesem Gebiet werden abgesperrt. Wir tun alles, um die Situation unter Kontrolle zu halten", sagte Polizist Thorir Thorsteinsson.

Für viele Einheimische ist der Vulkanausbruch eine Katastrophe. Bereits vor Wochen waren die Einwohnerinnen und Einwohner von Grindavik in Sicherheit gebracht worden. Zuletzt hatten sie ihre Häuser wieder betreten dürfen, doch vieles war durch die heftigen Erdbeben bereits zerstört. Manches Zuhause ist schon jetzt unbewohnbar. Jetzt fürchten sie, dass der ganze Ort unter der Lava begraben werden könnte.

Bürgermeister: Es sieht nicht gut aus

Auch Bürgermeister Fannar Jónasson äußerte sich besorgt: "Das ist nun der vierte Vulkansaubruch für uns in den letzten drei bis vier Jahren. Es gab viele Erdbebenschwärme." Der Ort kenne das also. Aber die jetzige Eruption sei natürlich viel näher, als die anderen drei Vulkanausbrüche es gewesen seien. "Nun können wir also nur das Beste hoffen. Aber das sieht natürlich nicht gut aus."

Urlauberinnen und Urlauber zieht der Vulkanausbruch dagegen magisch an - trotz eindringlicher Warnungen der Behörden, sich der Ausbruchsstelle nicht zu nähern. Der US-Amerikaner Robert Donald Forrester kann sein Glück heute kaum fassen: "Ich finde es sehr aufregend, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und dieses Naturphänomen miterleben zu dürfen", sagte er. "Die Natur in Aktion zu sehen, wie die Lava aus dem Boden aufsteigt, das ist wirklich faszinierend. Es ist wie im Film!"

Dauer des Ausbruchs ist ungewiss

Jetzt heißt es für die Isländerinnen und Isländer auf der Reykjanes-Halbinsel: abwarten. Denn noch ist nicht sicher, wie lange der Vulkan Lava spucken wird. Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass es bis zu zehn Tage andauern könnte. "Es kommen mehrere Hundert Kubikmeter Lava pro Sekunde. Das ist einiges mehr als bei den Eruptionen, die die Halbinsel bisher gesehen hat", sagte Magnus Tumi Gudmundsson, der Geologie-Professor an der Universität von Island ist.

Wie lange der Ausbruch dauern wird, werde sich zeigen. "Unter der Halbinsel liegen keine größeren Lavafelder, was auf einen kürzeren Ausbruch deuten könnte. Wenn man die Alternativen bedenkt, ist der Ort für den Ausbruch ideal. Noch ist die Gefahr für Grindavik nicht gebannt, aber es sehe gerade gut aus, sind sich Experten im isländischen Fernsehen einig.

Auch der internationale Flughafen in Keflavik ist bislang noch geöffnet. Am Morgen hoben die Maschinen wie geplant ab. Die Winde stünden derzeit günstig, sagte ein Meteorologe dem Fernsehsender RUV. Aber auch das kann sich jederzeit ändern.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Textes hieß es: "Glühend orangerote Lava-Fontänen schießen über mehrere Kilometer hoch in den Himmel." Richtig muss es heißen: "Glühend orangerote Lava-Fontänen schießen aus einer vier Kilometer langen Spalte hoch in den Himmel." Wir haben den Text entsprechend angepasst.

Mehr zum Hintergrund dieser und anderer Korrekturen finden Sie hier: tagesschau.de/korrekturen

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