Der erste Zug, der durch den neuen Gotthard-Tunnel fahren soll, steht 2016 auf dem Bahnhof von Arth-Goldau (Schweiz)
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Auslandspodcast Ideenimport Wie Bus und Bahn besser werden können

Stand: 17.06.2022 05:10 Uhr

Ein verlässlicher Takt, ein engmaschiges Netz im Nah- und Fernverkehr, bezahlbare Tickets für Bus und Bahn: Ideenimport, der Podcast der tagesschau, sucht im Ausland nach Ideen und möglichen Vorbildern.

Im September ist Schluss mit dem 9-Euro-Ticket, das hat Bundesverkehrsminister Volker Wissing diese Woche angekündigt. Die bestehenden Probleme hat das Ticket dann wohl nicht gelöst: Das Ende des Sommerrabatts bedeutet ein Zurück in das Kleinklein der regionalen Verkehrsverbünde. Der Nahverkehr wird mit dem Tarif-Wirrwarr wieder komplizierter. Und er wird deutlich teurer und für viele unattraktiver als das Auto.

Dabei ist es möglich, Pendler und Reisende dauerhaft zum Umsteigen zu bewegen. Anderen Ländern gelingt das bereits besser. Sie locken Fahrgäste mit einem besseren Takt, einem engmaschigeren Netz bis ins kleinste Dorf, bieten die Tickets günstiger an und sorgen für Pünktlichkeit. In der fünften Folge des Ideenimports geht es mit Bahn und Metro in zwei Länder, deren nachhaltige Verkehrskonzepte Vorbild für Deutschland sein könnten.

Wie ein Schweizer Uhrwerk

Um einen pünktlichen Bahnverkehr zu finden, braucht man nicht weit reisen: Es funktioniert, zeigt das Nachbarland die Schweiz. Nur sieben Prozent der Züge sind unpünktlich, während im deutschen Fernverkehr 25 Prozent der Züge zu spät ankommen. Ein Geheimrezept der Schweizer Bahn: der Taktfahrplan, den man in Deutschland eher aus Städten kennt. Im landesweit abgestimmten 30-Minuten-Takt fahren alle Züge ab. Das System ist über Jahrzehnte ausgebaut und immer wieder ausgefeilt worden.

Hinzu kommt, dass in der Schweiz selbst im letzten Alpendörfchen verlässlich im Stundentakt Busse fahren, berichtet ARD-Korrespondentin Kathrin Hondl. Das kommt gut an: Alle gesellschaftlichen Gruppen fahren Bus und Bahn, ob Kinder, Regierungsmitglieder oder Unternehmerinnen. Ein Grund für den gut funktionierenden öffentlichen Verkehr: In der Schweiz wird die Bahn als eine staatliche Grundversorgung gesehen. Deshalb wird das Fünffache in die Schieneninfrastruktur wie in Deutschland investiert, also 440 Euro pro Kopf - in Deutschland sind es nur 88 Euro pro Kopf.

"Mein zweites Zuhause"

Das Schweizer Modell soll sogar nach Deutschland importiert werden: Bis 2030 plant die Bundesregierung einen sogenannten Deutschlandtakt. Alle 30 Minuten sollen dann Fernzüge die größten deutschen Knotenpunkte zur exakt selben Zeit verlassen. Doch das Konzept kostet viel Geld. Ebenso wie ein erschwinglicher öffentlicher Fern- und Nahverkehr, den sich alle leisten können.

Hier kommt das zweite Land ins Spiel: Singapur subventioniert seinen öffentlichen Nahverkehr, indem es hohe Steuern und Mautgebühren von den Autofahrern verlangt. Das Geld wird dann in die MRT, die Mass Rapid Transport gesteckt. Ein Ticket für die Metro kostet umgerechnet 30 bis 60 Eurocent, der Zug fährt automatisch ohne Fahrer und im Zwei- bis Fünf-Minuten-Takt. Das kommt auch bei den Singapurern gut an: 92 Prozent der Fahrgäste sind sehr zufrieden. Der 18-jährige Schüler Dexter benutzt die MRT täglich: "Ich denke, es ist mein zweites Zuhause, ich liebe sie", sagt er den ARD-Korrespondentinnen Lena Bodewein und Sandra Ratzow.

Das Fazit: Um den ÖPNV nachhaltig attraktiv zu gestalten, müssen die Menschen mit einem sicheren und gut getakteten Netz gelockt werden.

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Für viele Fragen, die im Alltag immer wieder aufkommen, gibt es irgendwo auf der Welt garantiert schon gute Ideen, mögliche Vorbilder und Lösungsansätze: Wie besser mit stark steigenden Energiepreisen umgehen? Was tun, um sich gesünder zu ernähren? Warum leben Menschen in anderen Ländern teils länger?

Der Auslandspodcast der tagesschau sucht und findet sie - zusammen mit den Korrespondentinnen und Korrespondenten in den 30 Auslandsstudios der ARDIdeenimport will den Blick über den sprichwörtlichen Tellerrand weiten und mit frischen Ideen für neuen Input in politischen und gesellschaftlichen Debatten sorgen.

Ideenimport erscheint jeden zweiten Freitag. Sie können den Podcast jederzeit zu Hause oder unterwegs auf Ihrem Smartphone hören - auf unserer Webseite, in der ARD-Audiothek und auf zahlreichen weiteren Podcast-Plattformen.

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