Trump und Macron bei der Notre-Dame-Eröffnung

Wiedereröffnung von Notre-Dame Feierlichkeiten und ein diplomatischer Coup

Stand: 08.12.2024 08:29 Uhr

Feierlich wurde die Pariser Kathedrale Notre Dame wiedereröffnet. Zum Festakt waren auch Trump und Selenskyj eingeladen. Präsident Macron hatte beide gemeinsam empfangen - ein Erfolg für den angeschlagenen Staatschef.

Es ist kurz nach halb acht, als die Glocken von Notre Dame durch Paris klingen, Erzbischof Laurent Ulrich dreimal gegen das Portal der Kathedrale klopft und sich deren Tore wieder öffnen.

Rund 2.000 Handwerkerinnen und Handwerker waren am Wiederaufbau der Kirche beteiligt. "Ich stehe vor Ihnen, um Ihnen den Dank der französischen Nation auszusprechen", sagte Präsident Emmanuel Macron in seiner Rede. "Vor allen, die Notre Dame gerettet und wieder aufgebaut haben."

Rund 1.500 Gäste waren zur feierlichen Wiedereröffnung geladen, darunter Staats- und Regierungschefs aus aller Welt. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nannte die Wiedereröffnung der Kathedrale einen "historischen Moment der Freude und Hoffnung". Im Gespräch mit deutschen Journalisten erinnerte Steinmeier an den Schock des verheerenden Brandes im April 2019. Es sei umso erstaunlicher, die Wiedereröffnung der Kathedrale feiern zu können, so Steinmeier: "Und wenn wir sie feiern können, dann ist es das Ergebnis einer immensen Kraftanstrengung und Gemeinschaftsleistung der Französinnen und Franzosen."

Applaus für Selenskyj

Als der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die Kathedrale betrat, brandete Applaus auf. Rund eine Stunde zuvor hatte seine Begegnung mit dem designierten US-Präsidenten Donald Trump im Élysée-Palast für Furore gesorgt: Macron in der Mitte, Trump und Selenskyj an seiner Seite: Es war das Bild, auf das der Élysée gehofft hatte.

Trump und Selenskyj haben sich in Paris zum ersten Mal seit den US-Wahlen persönlich getroffen - zu einem Zeitpunkt, der für den weiteren Verlauf des Kriegs gegen die Ukraine entscheidend ist. Während des Wahlkampfes hatte Trump gedroht, die Unterstützung für die Ukraine drastisch zurückzufahren.

Das Treffen sei ein ermutigendes Signal, sagte der General und Sicherheitsexperte Jérôme Pellistrandi im Fernsehsender BFM. "Man muss unterstreichen, dass Donald Trump zugestimmt hat", so Pellistrandi. "Damit hat er tatsächlich eine Tür geöffnet, aber dahinter muss man natürlich weiterarbeiten. Das wird die Aufgabe der Diplomaten und Militärs sein." Zudem gebe es eine große Unbekannte: nämlich die Haltung Moskaus zu alledem. 

Diplomatischer Coup für Macron

Ursprünglich war geplant, dass Macron Trump und Selenskyj nacheinander - und vor allem einzeln - empfängt. Das Dreiertreffen ist ein politischer Erfolg, der Frankreich aber nicht gleich zum Epizentrum der internationalen Diplomatie mache.

So sieht es Jean de Gliniasty, Ex-Diplomat und Forschungsleiter am französischen Institut für Internationale und Strategische Beziehungen IRIS. Er glaube nicht, dass Frankreich im Ukraine-Konflikt vermitteln könne, sagte de Gliniasty im Sender France Info. "Trump nimmt nun allen Raum ein - und Frankreich erscheint eher als Wortführer derjenigen, die der Ukraine um jeden Preis helfen wollen. Ich denke aber dass Macron eventuell auf Trump einwirken kann, damit dieser genug Zugeständnisse von russischer Seite erhält, um Frieden möglich zu machen", so der ehemalige Diplomat.

Inhaltliche Details aus dem rund 30-minütigen Dreiertreffen gibt es nicht. Selenskyj nannte es auf der Plattform X aber "gut und produktiv".

Pause von der innenpolitischen Krise

Für Frankreichs Präsident Macron jedenfalls kommt der diplomatische Coup zum richtigen Zeitpunkt - überstrahlt er doch die innenpolitische Krise in Frankreich. Nach dem Sturz der Regierung von Premierminister Michel Barnier braucht Macron nun einen neuen Regierungschef oder -chefin.

Dafür laufen im Élysée seit Freitag Beratungen mit Vertretern unterschiedlicher Parteien von den Sozialisten bis hin zu den konservativen Républicains. Am Montag sollen weitere Gespräche folgen, unter anderem mit den Grünen und den Kommunisten.

Macron muss ausloten, wer als Regierungschef eine möglichst breite Mehrheit der Parlamentarier hinter sich versammeln könnte. Und unter welche Voraussetzungen die unterschiedlichen politischen Kräfte zustimmen, eine neue Regierung wenigstens zu dulden. Zwar will der Präsident schnell einen neuen Premier bestimmen, doch ein Kompromiss zeichnet sich bisher nicht ab. Die innenpolitische Realität - Spätfolge seiner Parlamentsauflösung im Juni - dürfte Macron also ziemlich schnell wieder einholen.