Papst Franziskus

Papst startet synodalen Prozess Reform mit angezogener Handbremse?

Stand: 09.10.2021 12:56 Uhr

Die katholische Kirche leidet weltweit unter massivem Vertrauensverlust. Der Papst hat einen mehrjährigen Reformprozess eingeleitet, der aus der Krise führen soll, und dazu Bischöfe aus aller Welt zur Synode nach Rom eingeladen.

Engagierte Katholikinnen und Katholiken brauchen einen langen Atem: Auf zwei Jahre hat Papst Franziskus den Reformprozess angelegt, der heute in Rom begonnen hat. Die katholische Kirche soll synodaler werden. Das Ziel ist ein "gemeinsames Gehen" - so steht es im Vorbereitungsdokument dieser Weltsynode. Das heißt: Alle Gläubigen sollen beteiligt werden.

Deshalb findet in Rom nur der Auftakt statt; vom kommenden Wochenende an soll das Thema an der Basis diskutiert werden - in den einzelnen Bistümern. So will es der Papst: "Wir bilden kein Diözesanparlament, wir machen keine Studie über dieses oder jenes, nein: wir gehen einen Weg des gegenseitigen Zuhörens und des Hörens auf den Heiligen Geist, des Diskutierens und auch des Diskutierens mit dem Heiligen Geist, was eine Form des Betens ist."

Unterschiedliche Vorstellungen

Franziskus will kein Kirchenparlament, er hält nicht viel von Mehrheitsbeschlüssen. Da unterscheidet sich der Synodale Weg des Papstes deutlich von dem Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland, der ebenfalls ein "Synodaler Weg" ist. Auch inhaltlich sind die beiden Veranstaltungen grundverschieden. Dem Papst geht es eher um methodische Fragen: Wie können wir gemeinsam Kirche gestalten? In Deutschland stehen konkrete, inhaltliche Fragen im Vordergrund, zum Beispiel: Welche Rolle können Frauen in der Kirche spielen? Soll die Amtszeit von Bischöfen begrenzt werden?

Das sind keine speziell deutschen Fragen, sagt der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Georg Bätzing: "Die Frage von Macht und Gewaltenteilung in der Kirche; die Frage des Einbezugs von Frauen auf allen Ebenen: Das sind keine Fragen, die nur wir in Deutschland bearbeiten, sondern die sind in weiten Teilen insbesondere der westlichen Welt auf dem Tisch und suchen nach Antworten."

Rom blickt mit Skepsis nach Deutschland

In Rom beobachtet man den Synodalen Weg in Deutschland dennoch mit Sorge. Papst Franziskus hat die Katholiken in Deutschland in einem Brief vor einem Sonderweg gewarnt. Bei der Versammlung des Synodalen Wegs am vergangenen Wochenende in Frankfurt fanden etliche Reformvorschläge dennoch große Mehrheiten. Unter anderem sollen die Gläubigen ein Mitspracherecht bei Bischofswahlen erhalten.

Das riecht für viele im Vatikan verdächtig nach Reformation 2.0. Papst Franziskus sieht es im Interview mit einem spanischen Radiosender nicht ganz so dramatisch: "Ich würde nicht zu tragisch werden. Viele der Bischöfe, mit denen ich gesprochen habe, sind nicht böswillig", stellt das Kirchenoberhaupt klar. Dennoch hat er Kritik am deutschen Synodalen Weg: "Es ist ein seelsorgerischer Wunsch, aber er berücksichtigt einige Dinge nicht, die ich in dem Brief erklärt habe."

Kein deutscher Würdenträger zum Auftakt in Rom

Das Unverständnis beruht auf Gegenseitigkeit. Viele an der Kirchenbasis in Deutschland sind enttäuscht und verärgert, dass Papst Franziskus die umstrittenen katholischen Würdenträger Rainer Maria Woelki und Stefan Heße im Amt belassen hat. Ist man sich im Vatikan bewusst, wie dramatisch die Krise der Kirche in Deutschland ist? "Ich weiß nicht, ob die Dramatik der Situation in Rom angekommen ist. Da habe ich meine Zweifel", sagt der Würzburger Bischof Franz Jung. Diese Dramatik betreffe nicht nur die deutsche Bischofskonferenz, "sondern viele nationale Bischofskonferenzen. Da ist mir nicht immer klar, ob die Dramatik angekommen ist. Andererseits fordert der Papst ja dazu auf, die synodalen Erfahrungen, die Bischofskonferenzen machen, auch in diesen römischen Prozess einzuspielen."

Wo und wie das geschieht, ist noch offen. Zum Auftakt der Weltsynode ist kein Vertreter der deutschen Bischofskonferenz oder des Zentralkomitees der deutschen Katholiken in Rom. Auch beim Abschluss bleiben nach jetzigem Stand die Laien außen vor. Im Oktober 2023 soll eine Bischofssynode die Schlüsse aus zwei Jahren Beratung ziehen.