Keir Starmer und David Lammy im Weißen Haus.

Großbritannien und Trump War's das mit der Sonderbeziehung?

Stand: 14.11.2024 09:06 Uhr

Großbritannien pflegt das Bild von der besonderen Beziehung zu den USA. Viel ist bislang nicht dabei herausgesprungen - und nun kommt auch noch Trump zurück, der von britischen Ministern bereits scharf kritisiert wurde.

"Unehrlich, verblendet, ausländerfeindlich, narzisstisch - Donald Trump ist kein Freund von Großbritannien." Diese Äußerung über den Mann, der bald Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika sein wird, stammt vom jetzigen britischen Außenminister David Lammy. Der Labour-Politiker hatte das im Jahr 2019 getwittert.

Das ist ein paar Jahre her, aber es gab eine Reihe solcher Äußerungen aus seiner Feder, die in den vergangenen Tagen die Frage aufwarfen, ob Lammy wirklich die beste Wahl ist an der Spitze des britischen Außenministeriums. Doch Lammy winkte im Interview mit der BBC ab. Immerhin habe er mit Trump und Premier Keir Starmer zu Abend gegessen. Das Treffen fand im September statt. Starmer und Lammy waren zur Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York, da trafen sie auch Trump.

Es ging ganz offensichtlich auch darum, die Wogen zu glätten im Verhältnis zum damaligen Spitzenkandidaten der Republikaner. Der sei ein guter Gastgeber gewesen, sagt Lammy: "Er war großzügig, sehr freundlich, sehr bemüht, dass es uns gut geht bei ihm. Er war witzig, Großbritannien zugewandt und schwärmte von der Königsfamilie."

Alles halb so wild?

Und bei diesem Treffen muss es Signale gegeben haben, dass Lammy und seine Tweets einer guten Zusammenarbeit beider Regierungen künftig nicht im Wege stehen würden. Anders ist nicht zu erklären, dass ein Sprecher von Starmer gerade erst bestätigte, dass Lammy aller Kritik zum Trotz fünf Jahre im Amt bleiben werde. Viele andere Minister wünschten sich eine solche Rückendeckung.

Also alles doch gar nicht so schlimm im neuen britisch-amerikanischen Verhältnis? Zumindest ist die Zusammenarbeit mit der kommenden US-Regierung durch den britischen Außenminister nicht so belastet, dass dieser ausgetauscht werden müsste.

Doch die Anekdote macht deutlich, dass die sozialdemokratische Regierung von Starmer irgendwie mit der neuen Trump-Regierung klarkommen muss, und trotzdem politisch gänzlich anders ausgerichtet ist.  

Musk und sein Einfluss

Diese Fremdheit unterstreicht auch, dass Elon Musk, Eigentümer der Plattform X, in den vergangenen Wochen immer wieder Starmer attackiert hat. Nach einem Messerangriff in Southport, bei dem drei Mädchen starben, kam es zu ausländerfeindlichen Protesten in England. Starmer ließ die Polizei und Justiz hart durchgreifen. Musk hetzte gegen Starmer, schrieb auf der Nachrichtenplattform X, dass ein Bürgerkrieg unausweichlich sei.

Der superreiche Geschäftsmann unterstützte Trump im Wahlkampf massiv, steht nun fest an der Seite von Trump. Und Musk mischt sich gerne in die britische Politik ein, oft ohne genauere Kenntnis der Ereignisse und macht so Politik.

Viele Differenzen

Die inhaltlichen Differenzen zwischen Labour und Trump und seinem Team sind groß. Trump spricht sich für Zölle aus, für Abgaben auf Handelswaren auch aus dem Vereinigten Königreich.

Dabei hatte Labour immer noch gehofft, dass es vielleicht bald ein Freihandelsabkommen mit den USA geben könnte, ein Versprechen der Brexit-Befürworter, um den Handel in Schwung zu bringen, das bislang nicht eingelöst werden konnte.

So könnte es erst einmal auch bleiben. Schlimmer noch: Es könnten neue Handelsbeschränkungen dazu kommen.

Uneinig über die Ukraine-Hilfe

Auch in der Ukraine-Politik sind die Differenzen riesig. Trump will den Krieg in der Ukraine beenden - viele befürchten durch einen Waffenstillstand, der bedeuten könnte, dass die Ukraine Gebiete abtreten muss.

"Wir werden alles tun, um die Ukraine zu unterstützen", sagte der britische Verteidigungsminister John Healey in dieser Woche der BBC. Die Labour-Regierung hat immer wieder deutlich gemacht, dass die Unabhängigkeit der Ukraine ein wichtiges Ziel britischer Außenpolitik ist und eine Voraussetzung für die Sicherheit in Europa.

Großbritannien gehört neben den USA und Deutschland zu den Ländern, die die Ukraine finanziell und mit Waffen massiv unterstützen. Labour hat in Aussicht gestellt, die Verteidigungsausgaben deutlich auszuweiten, das NATO-Ziel von zwei Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung soll sogar übertroffen werden. Angepeilt werden 2,5 Prozent.

Das wiederum dürfte Trump gefallen. Er hatte immer wieder gefordert, die europäischen Verbündeten müssten mehr tun. Aber können die Europäer die Ukraine so stark unterstützen, dass klar ist: Putin kann keine Grenzen in Europa verschieben? Danach sieht es derzeit nicht aus.  

Ein Trumpf namens Charles

Immerhin haben die Briten auch noch ein Argument, dass sie ausspielen können, um Trump für sich zu gewinnen: ihren König. In den Medien wird bereits spekuliert, dass King Charles den neuen US-Präsidenten mit Pomp und allen militärischen Ehren empfangen könnte, so wie Queen Elizabeth dies 2018 getan hat.

Trump war damals nachhaltig beeindruckt. Aber ob das in einer neuen Präsidentschaft reichen würde, einen Handelskrieg zu verhindern, steht dahin. Trump ist offen für Schmeicheleien und alles, was seine Person herauszustellen scheint. Aber er gilt weiterhin als unberechenbar - und nach wie vor als jemand, den vor allem seine geschäftlichen Instinkte antreiben.

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