Neues EU-Zentrum gegen Cyberkriminalität Kampf gegen Kinderpornografie und Kreditkartenbetrug

Stand: 11.01.2013 12:13 Uhr

Die EU geht ab sofort koordiniert gegen Internetkriminalität vor. Etwa 30 Mitarbeiter sollen in Den Haag vor allem illegale Online-Aktivitäten krimineller Banden bekämpfen, etwa im Bereich Finanzbetrug beim elektronischen Zahlungsverkehr oder Kinderpornografie.

Von Birgit Schmeitzner, ARD Berlin

Von Birgit Schmeitzner, BR-Hörfunkstudio Brüssel

Ein Computer ist wie ein Tor zur Welt - durch die man surfen kann, in der man mit ein paar Mausklicks an Informationen kommt oder ganz bequem vom Sessel aus online shoppen geht. In der man aber auch zum Opfer von findigen Hackern werden kann.

Drei Viertel der Europäer seien inzwischen vernetzt, sagt Troels Oerting, der Chef des neuen EU-Cybercrime-Centers. "Wir tun alles über das Internet: pflegen Kontakte, wir bezahlen oder kassieren Geld, wir speichern unsere Informationen. Das Internet muss nicht nur offen und zugänglich sein sondern auch sicher!" Doch das ist nicht der Fall: weltweit werden jeden Tag etwa eine Million Menschen Opfer von Cyberkriminalität. Banden nutzen das Netz, um sich an Kinder heranzumachen oder um pornografische oder volksverhetzende Schriften zu verteilen.

Oder sie organisieren Online-Betrug, spähen zum Beispiel Kreditkarten aus. Hier sollen künftig EU-Fachleute wie Grzegorz Mazurkiewicz gegensteuern. "Die EU ist der größte Markt für Kreditkartenzahlungen", sagt er. "Und das organisierte Verbrechen zweigt hier geschätzt 1,5 Milliarden Euro für sich ab - jedes Jahr!"

Grenzüberschreitende Zusammenarbeit

Die neue EU-Agentur ist bei der europäischen Polizeibehörde Europol in Den Haag angesiedelt. Sie arbeitet mit dem Einzelhandel und der Finanzbranche zusammen und vor allem mit der Sicherheitsindustrie. Und sie will den EU-Staaten bei der Aufklärung von konkreten Fällen und dem Aufbau eigener Fahndungsstrukturen helfen.

Weil das Internet vor Landesgrenzen nicht halt macht, blickt man auch über den großen Teich - etwa in die USA. Ein Ansprechpartner dort ist Christopher Painter. Der US-Koordinator für Cybercrime sieht die Zusammenarbeit mit den Europäern auf einem guten Weg: "Das wurde weltweit debattiert. Gut so, denn die Zukunft dieser Technologie, die Zukunft des virtuellen Raums steht auf dem Spiel und deshalb ist das so ein wichtiges, politisches Thema geworden." Allerdings auch mit einer klaren ökonomischen Komponente: Denn mit dem Schutz vor Angriffen aus dem Netz, vor Abzocke und Spionage lässt sich viel Geld verdienen, lassen sich viele Arbeitsplätze schaffen. Keine Behörde, kein Unternehmen kommt mehr ohne Schutz aus.

Auch NATO wappnet sich gegen strategische Bedrohung

Gleiches gilt für das Militärbündnis NATO, das sich gegen eine strategische Bedrohung wappnet. Keine leichte Aufgabe bei tagtäglich 300 Milliarden E-Mails, in denen Viren, Würmer und Trojaner versteckt sein können. Generalleutnant Kurt Herrmann, im militärischen NATO-Hauptquartier SHAPE für Cybercrime zuständig, spricht von 20 bis 30 ernst zu nehmenden Fällen jeden Tag: "Was wir erkennen können, sind zum einen die sogenannten 'script kiddies' - einfache Hacker versuchen, einen Treffer zu landen. Aber auch Spionageversuche, Versuche, sensible Informationen aus unseren Netzen herauszuziehen." Oder aber NATO-Online-Seiten zu verändern oder gleich ganz zu blockieren. Dazu kommt noch die Gefahr von innen: eigene Mitarbeiter, die das System gefährden, fahrlässig oder gezielt. Viele Einfalltore, die schwer abzusichern sind. Dazu kommt, dass die Angreifer immer raffiniertere Methoden ausklügeln. Und damit, so klagen viele Experten, den Fahndern oft die entscheidende Nasenlänge voraus sind.

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