Eine Staub- und Trümmerwolke, die von der NASA-Raumsonde DART nach dem Einschlag des Asteroidens Dimorphos von der Oberfläche geschleudert wurde.

Asteroiden-Kollision erfolgreich Aus der Bahn geworfen

Stand: 12.10.2022 08:34 Uhr

Der NASA gelingt ein in der Menschheitsgeschichte nie dagewesenes Experiment: Durch die Kollision mit einer Sonde wurde die Laufbahn eines Asteroiden verändert. Was filmreif klingt, brauchte jahrelange Vorbereitung.

Es klang nach Hollywood-Action, war aber ein ernsthafter wissenschaftlicher Versuch. Am 26. September schlug auf dem elf Millionen Kilometer entfernten Asteroiden Dimorphos eine unbemannte, kühlschrankgroße Raumsonde der NASA auf. Mit fast 24.000 Kilometern pro Stunde. Knapp zehn Monate hatte sie von der Erde bis zu diesem Moment gebraucht.

Ein Volltreffer, wie NASA-Chef Bill Nelson erklärte. In zweifacher Hinsicht.

Denn nicht nur wurde Dimorphos genau getroffen. Der Aufschlag der Raumsonde hat auch noch seine Bahn im Weltall verändert - und genau das sollte mit dem Double Asteroid Redirection Test (DART) gelingen.

Sonden-Aufprall verringert Umlaufzeit um 32 Minuten

Dimorphos ist Teil eines Asteroiden-Paares. Er kreist in einer Umlaufbahn um den größeren Asteroiden Didymos. Und wie sich nun, zwei Wochen nach dem Aufprall herausgestellt hat, hat sich diese Umlaufbahn seitdem nachweisbar verändert.

Brauchte Dimorphos vor dem Aufprall elf Stunden und 55 Minuten für eine Umrundung von Didymos, waren es nach dem Aufschlag der Raumsonde elf Stunden und 23 Minuten, erklärte Nelson. Die Umlaufzeit ist um 32 Minuten kürzer geworden, die Umlaufbahn wurde durch den Aufprall also verkleinert.

Experiment als Teil des planetaren Verteidigungssystems

Ein in der Menschheitsgeschichte bisher nie dagewesenes Experiment - das in der Zukunft ein zentraler Bestandteil des planetaren Verteidigungssystems der NASA sein soll. Sollte sich ein Asteroid auf Kollisionskurs mit der Erde befinden, und würde er früh genug entdeckt, könne diese Methode genutzt werden, um ihn abzulenken, erklärte Nelson.

Und griff danach ganz tief in die Pathos-Kiste: Die NASA versuche jederzeit für alles bereit zu sein, was das Universum uns entgegenschleudere.

Bill Nelson

NASA-Chef Bill Nelson greift in die Pathos-Kiste: Seine Behörde will für alles bereit sein, was das Universum zu bieten hat.

Wissenschaft drückt auf die Bremse

Es war dann an den beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, nach dem Auftritt des NASA-Chefs ein wenig auf die Bremse zu treten. Auch sie sprachen von einem großen Erfolg für die Weltraumforschung, machten aber klar, dass es nur der erste Versuch dieser Art war.

Es gibt unzählige Asteroiden im Weltall, in verschiedensten Formen und Größen. DART liefere daher keine generelle Anleitung, wie sich jeder potenzielle gefährliche Asteroid ablenken lasse, sagte Tom Statler, bei der NASA zuständig für die DART-Mission: DARTs Ergebnisse könnten aber dafür genutzt werden, um mit Berechnungen und Simulationen herauszufinden, wie andere Szenarien dieser Art ablaufen könnten.

Nächste 100 Jahre kein Asteroid auf Kollisionskurs

Und Nancy Chabot, Chef-Koordinatorin der DART-Mission, machte klar, einen Asteroiden erfolgreich von der Erde wegzulenken, funktioniere nur, wenn man Jahre im Voraus von seinem Kollisionskurs wisse. Denn am Ende hat der Aufprall der Raumsonde die Umlaufbahn des Testasteroiden um gerade mal vier Prozent verändert. Für das hollywoodreife, actiongeladene kurz-vor-knapp-Szenario reicht das nicht aus.

Nach eigenen Angaben hat die NASA aber auch noch etwas Zeit für mehr Grundlagenforschung – die nächsten 100 Jahre soll vorerst kein bekannter Asteroid mit der Erde kollidieren.

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