Honigbiene im Anflug

Weltbienentag Anmutig, wichtig - und in Gefahr

Stand: 20.05.2021 18:14 Uhr

Den Wert ihrer Arbeit schätzen Experten auf eine Billion US-Dollar pro Jahr - Bienen sind enorm wichtig für unsere Welt. Doch in vielen Ländern sind sie durch Landwirtschaft und Pestizide gefährdet. Ein Überblick.

Von Ruth Kirchner, ARD-Studio Peking

China: Bienen in Gefahr

Wilde Bienen sind in China vielerorts ausgestorben. Dass die Zahl der Bienenvölker trotzdem in den letzten Jahrzehnten zugenommen hat, liegt an der kommerziellen Honigproduktion. Rund 300.000 Imker gibt es in China. Sie reisen oft mit ihren Bienenvölkern durchs Land, je nach Blütezeit der Obstplantagen. Die Imker halten vor allem aus Europa eingeführte westliche Honigbienen, aber zunehmend auch asiatische Honigbienen. Denn die europäischen Bienen sind durch die Varoa-Milbe gefährdet, ihre östlichen Artgenossen hingegen sind gegen den Schädling resistent.

Alle Bienenarten in China leiden unter dem exzessiven Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft. Pflanzengifte wie Neonikotinoide, die für das Insektensterben mitverantwortlich gemacht werden, sind in China nicht verboten. In einigen Regionen, etwa in der westchinesischen Provinz Shanxi und in Teilen von Xinjiang, gibt es daher nach Angaben der Chinesischen Akademie für Agrarwissenschaften nicht mehr genug Insekten.

In den Obstplantagen dort werden "menschliche Bienen" eingesetzt - Arbeiter, die mit langen Stangen und Pinseln den Pollen auftragen. Eine mühsame und kostspielige Arbeit. Die Akademie berichtete kürzlich, dass neuerdings auch mit Drohnen experimentiert wird, die flüssigen Pollen auf die Obstblüten sprühen.

Der Würzburger Bienenforscher Jürgen Tautz nennt einen weiteren Grund für die Handbestäubung in China. Mancherorts wollten Obstbauern damit die Reinheit ihrer Birnen- oder Kirschsorten garantieren und verhindern, dass sich die Pollen verschiedener Sorten durch unkontrolliert herumfliegende Bienen vermischen.

Bauern bestäuben händisch die Kirschblüten auf einer Obstbaumplantage im Dorf Xiaoxinzhuang. (Archivbild: Februar 2013)

In einigen Gegenden Chinas bestäuben Menschen per Hand die Pflanzen - weil es dort nicht mehr genügend Insekten gibt.

Indonesien: Bienenzucht statt Brandrodung

Viermal so groß wie eine Honigbiene, schwarz und angeblich ausgestorben: Das ist die Wallace-Riesenbiene. Fast vier Jahrzehnte lang hatte niemand sie in freier Wildbahn gesehen, doch vor zwei Jahren fanden Forscher auf einer Insel der nördlichen Molukken in Indonesien einige Exemplar. Raja ofu und rotu ofu, die Könige der Bienen, so heißen die Hautflügler auf Indonesisch. Lediglich auf drei Inseln der Molukken sollen sie beheimatet sein, aber hier, wie in vielen anderen Gebieten des indonesischen Archipels, weicht der Wald Palmölplantagen und die Bienen verlieren ihren Lebensraum.

Doch die Tiere sind quasi für ihre eigene Rettung im Einsatz: Viele Waldflächen Indonesiens werden durch Brandrodung zerstört, das ist besonders brisant bei Torfmoorwäldern. Diese bedecken noch zehn Prozent der Fläche des riesigen Indonesiens und speichern besonders viel CO2 - wenn sie brennen, wird aber auch besonders viel freigesetzt.

Damit die Bewohner den Wald nicht mehr zur Landgewinnung brandroden, fördert die indonesische Regierung jetzt in einigen Provinzen alternative Einnahmequellen, zum Beispiel durch Honiggewinnung. Denn bisher müssen Honigsammler oft 50 Meter hoch in die Sialang-Bäume klettern, um Wildhonig zu ernten. Aber Bienenstöcke mit heimischen Völkern sollen ihnen ein beständigeres, risikofreieres Einkommen bringen. Und den Bienen ihren Lebensraum bewahren.

Südafrika: Selbst Elefanten haben Respekt vor Bienen

Südafrikaner mögen es süß: Geschätzt 3000 Tonnen Honig werden hier pro Jahr konsumiert. Diese Mengen erarbeiten vor allem zwei Arten von Honigbienen. Zum einen gibt es die im Volksmund genannte Schwarze Biene, offiziell die Kap-Biene. Sie ist tatsächlich am Südwestzipfel des Kontinents unterwegs und macht wie an einer unsichtbaren Linie Halt, wo das riesengroße nördliche Territorium für die andere Art beginnt.

Diese, die Afrikanische Biene, auch Scutellata genannt, hat einen etwas gelblichen, gestreiften Hinterleib. Sie wurde in den 1950er-Jahren zu Testzwecken nach Südamerika gebracht und hat sich ausgebreitet. Alles weitere ist Geschichte. Dem kleinen Insekt wurde Unrecht angetan damit, dass es als "Afrikanische Killerbiene" bekannt wurde, meint die südafrikanische Imker-Vereinigung SABIO.

Ihren Bestäubungs-Job teilen sich die Insekten auch mit Säugetieren, Flughunden zum Beispiel. Dabei übernehmen die schwarz-gelb gestreiften Insekten aber auch andere Aufgaben, wie eine Studie der Universität Witwatersrand in Johannesburg herausgefunden hat. Bienenstöcke an besonders alten Bäumen aufzustellen, hat nämlich dazu geführt, dass Elefanten genau diese Bäume dann stehen ließen. So lässt sich alte oder besondere Vegetation zu schützen - denn auch der große Elefant, so scheint es, hat Respekt vor den kleinen summenden Honigbienen.

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