Ein teils eingestürztes Gebäude im Osten Taiwans nach einem starken Erdbeben.

Taiwan Tote und Verletzte nach schwerem Erdbeben

Stand: 03.04.2024 10:17 Uhr

Der Osten Taiwans ist von einem schweren Erdbeben erschüttert worden. Mindestens sieben Menschen kamen dabei ums Leben, mehr als 700 wurden verletzt. Seismologen sprechen vom stärksten Beben in der Region seit 25 Jahren.

In Taiwan hat sich am Morgen gegen 8 Uhr (Ortszeit) das stärkste Erdbeben seit einem Vierteljahrhundert ereignet. Mindestens sieben Menschen starben, wie die nationale Feuerwehrbehörde mitteilte. Mindestens 700 Menschen seien verletzt worden. Außerdem seien 77 Menschen noch in Gebäuden und in Tunneln in der am stärksten betroffenen Stadt Hualien an der taiwanischen Ostküste eingeschlossen, darunter zwei Deutsche. Die beiden befinden sich demnach im Chongde-Tunnel, der im Taroko-Nationalpark liegt.

Das Erdbeben war in ganz Taiwan zu spüren. Taiwans Wetterbehörde registrierte südöstlich der Küste bei Hualien in einer Tiefe von 15,5 Kilometern eine Bebenstärke von 7,2. Die Erdbebenwarte in den USA (USGS) gab eine Stärke von 7,4 in dem Gebiet an, das Epizentrum befand sich demnach 18 Kilometer südlich der Stadt Hualien.

Der Direktor des Seismologischen Zentrums in Taipeh, Wu Chien-fu, sprach vom schwersten Erdbeben in Taiwan seit 25 Jahren. Nachbeben erreichten eine Stärke von bis zu 6,5.

Zug und U-Bahn-Verkehr unterbrochen

Wie erste Bilder zeigen, wurde ein fünfstöckiges Gebäude in Hualien schwer beschädigt. In der taiwanischen Hauptstadt Taipeh fielen Ziegel von den Dächern älterer Häuser. Schulen brachten ihre Schüler auf Sportplätze und statteten sie mit gelben Schutzhelmen aus.

Der Zugverkehr wurde auf der gesamten 23 Millionen Einwohner zählenden Insel zunächst eingestellt, ebenso wie der U-Bahn-Betrieb in Taipeh, der inzwischen jedoch wieder aufgenommen wurde. Die Menschen wurden aufgefordert, nach eventuellen Gaslecks zu suchen.

Karte: Erdbeben in Taiwan mit Chongde-Tunnel

Auch aus anderen Teilen des Landes wurden Schäden gemeldet. Der staatseigene Energieversorger berichtete von mehr als 308.000 Haushalten, bei denen mit dem Beben der Strom ausfiel. Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen und Premier Chen Chien-jen wurden am Vormittag in der zentralen Notfall-Leitstelle in Neu-Taipeh, das die Hauptstadt Taipeh umgibt, erwartet.

Taiwans wichtiger Hersteller von Halbleitern, TSMC, hatte nach dem Beben die Produktion zunächst angehalten. Die Beschäftigten, die nach dem Beben evakuiert worden waren, konnten mittlerweile jedoch wieder an ihre Arbeitsplätze zurückkehren.

Am Flughafen Naha in der Region wurde der Betrieb zwischenzeitlich ausgesetzt, später jedoch wieder aufgenommen.

Bergungskräfte in einem zerstörten Gebäude in Neu-Taipeh

Bergungskräfte in einem zerstörten Gebäude in Neu-Taipeh: Das Beben war im ganzen Land zu spüren.

Tsunami-Warnungen beendet

Das Beben hatte zunächst Tsunami-Warnungen in dem Inselstaat sowie in Teilen Südjapans und auf den Philippinen ausgelöst. Später teilte das Pacific Tsunami Warning Center (PTWC) in den USA mit, dass die Tsunami-Bedrohung weitgehend vorüber sei.

Zuvor hatten kleinere Flutwellen die zum südjapanischen Urlauberparadies Okinawa gehörenden Inseln Yonaguni, Ishigaki und Miyako erreicht, wie die Meteorologische Behörde bekannt gab.

Immer wieder Beben in Taiwan

Taiwan wird regelmäßig von Erdbeben erschüttert, weil in der Region tektonische Platten aufeinander stoßen. 1999 ereignete sich das bislang tödlichste Erdbeben in der Geschichte Taiwans. Durch die Erschütterungen der Stärke 7,6 kamen damals rund 2.400 Menschen ums Leben.

In Japan gibt es jedes Jahr etwa 1.500 Erschütterungen. Das bisher schwerste Erdbeben im Land wurde im März 2011 mit einer Stärke von 9,0 vor der Nordostküste des Landes verzeichnet. Es löste einen Tsunami aus, durch den rund 18.500 Menschen ums Leben kamen oder vermisst wurden. Die Naturkatastrophe hatte zudem den Ausfall des Kühlsystems im AKW Fukushima Daiichi zur Folge, in drei der sechs Reaktoren kam es zur Kernschmelze.

China bietet Taiwan Unterstützung an

China bot Taiwan Hilfe an. Die Behörden in China seien über die Lage sehr besorgt, sagte die Sprecherin des chinesischen Büros für Taiwan-Angelegenheiten, Zhu Fenglian. Das Festland beobachte die Situation und sei bereit, Katastrophenhilfe anzubieten. Laut Berichten chinesischer Medien war das Beben auch in Shanghai und mehreren Provinzen an der chinesischen Südostküste zu spüren. Zwischen China und Taiwan liegen etwa 160 Kilometer.

Ob Taiwan die Hilfe Chinas annehmen wird, ist unklar. Zwischen den beiden Staaten gibt es immer wieder Spannungen, weil Peking die Insel zum Gebiet Chinas zählt, obwohl in Taiwan seit Jahrzehnten eine demokratisch gewählte Regierung an der Macht ist. 

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