Ein Mann steht neben Wahlplakaten von Nawaz Sharif

Wahlen in Pakistan Wird Sharif ein viertes Mal Premier?

Stand: 08.02.2024 06:31 Uhr

In Pakistan sind heute fast 130 Millionen Menschen dazu aufgerufen, ein neues Parlament zu wählen. In dem von Wirtschaftskrise und Terror gezeichneten Land könnte eine alter Bekannter zurückkehren.

Aus den Lautsprechern scheppert fröhliche Musik, und den meisten hier ist zum Feiern zumute. Für die Teilnehmer dieser Wahlkampfveranstaltung der Pakistan Muslim League (PML) vor ein paar Tagen ist deren Kandidat Nawaz Sharif der Held. "Nawaz ist der perfekte Kandidat, um das Land aus diesem Elend herauszuholen", sagt Mohammad Arif, ein Unterstützer der konservativen Mitte-rechts-Partei PML.

Das Elend - das ist vor allem eine schwere Wirtschaftskrise mit hoher Inflation, die nur durch Finanzspritzen des Internationalen Währungsfonds oder befreundeter Staaten wie China und Saudi-Arabien etwas gelindert werden kann. Dennoch treibt sie unzählige junge Menschen auf der Suche nach Jobs ins Ausland.

Kürzlich aus Exil zurückgekehrt

Sharif inszeniert sich als Retter. Pakistan sei absichtlich ruiniert worden, verkündete Sharif, der selbst schon drei mal Premierminister war. "Pakistan hatte in den vergangenen Jahren mit viel Ungerechtigkeit zu kämpfen. Es wird das Herz eines Löwen brauchen, um es wieder auf den richtigen Weg zu bringen." Dass er selbst der Mann mit dem Löwenherz ist, daran lässt der 74-Jährige keinen Zweifel.

Dabei war er erst letzten Oktober aus dem Exil in London zurückgekehrt. Dorthin war er 2018 geflohen, um nach den Enthüllungen durch die Panama Papers einer Gefängnisstrafe wegen Korruption zu entgehen.

Der Premier hieß damals Imran Khan. 2024 ist es nun genau umgekehrt: Sharif läuft sich für das Amt des Premierministers warm - und Khan sitzt im Gefängnis.

Unruhen nach Khans Verhaftung

"Wenn Sie diese Nachricht hören, werden sie mich verhaftet haben. Ich habe nur eine Bitte an Sie: Sitzen Sie nicht still zu Hause. Ich kämpfe für Sie, das Land und die Zukunft Ihrer Kinder", sagte Khan vergangenen August in einer pathetischen Ansprache.

Seine Anhänger gingen danach auf die Straße, es gab schwere Unruhen. Der Populist und ehemalige Cricketstar sitzt trotzdem seither in Haft. Viermal wurde er in Schnellverfahren verurteilt, zu Haftstrafen von bis zu 14 Jahren. Drei der Urteile sind erst kurz vor der Wahl ergangen.

Seiner Partei PTI wurde zudem das Logo entzogen, ein Cricketschläger. Viele Anhänger des noch immer populären Khan werden sich deshalb schwertun, ihre Kandidaten auf den Wahlzetteln zu identifizieren.

Zweifel an Chancengleichheit

Vorgänge wie diese seien es, die Zweifel an den Wahlen aufkommen ließen, so Niels Hegewisch von der Friedrich-Ebert-Stiftung in Islamabad. Es gebe berechtigte Sorge um die Qualität der Demokratie in Pakistan. Allerdings könne man nicht sagen, dass Pakistan ein undemokratisches Land sei.

"Es hat viel Medienberichterstattung gegeben. Es hat kontroverse öffentliche Diskussionen um die einzelnen Politiker und ihre Programme gegeben. Also es ist ein gemischtes Bild", meint Hegewisch. Die Wahl selbst sei sicherlich im Kern intakt, aber es gebe Zweifel, dass "alle die gleichen Chancen hatten, ob alle sich gleichwertig einbringen konnten in diesen demokratischen Prozess".

Chancen auch für Sohn von Ex-Premier Bhutto

Der Vorsitzende der Pakistanischen Volkspartei PPP jedenfalls, Bilawal Bhutto Zardari, hat sich in den Wahlkampf der letzten Wochen einbringen können.

Der 35-Jährige ist Ex-Außenminister und Sohn der 2007 ermordeten ehemaligen Premierministerin Benazir Bhutto und des früheren Staatspräsidenten Asif Ali Zardari. Neben Sharif werden Bhutto Zardari und seiner Mitte-links-Partei die größten Chancen bei den Wahlen eingeräumt.

Wichtige Aufgabe einer nächsten Regierung wird es auch sein, entschieden gegen Terroristen im eigenen Land vorzugehen. Immer wieder hatte es zuletzt schwere Anschläge der pakistanischen Taliban und der Terrormiliz IS gegeben. Ziele waren vor allem Soldaten und Polizisten.

Sicherheitsapparat bevorzugt Sharif

Für den in Pakistan so mächtigen Sicherheitsapparat ist Sharif der bevorzugte Kandidat. Dieser gehöre zum politischen Establishment, zu den führenden Familien, die die Politik der Parteien bestimmten, erklärt Politikwissenschaftler Hegewisch.

Aber Sharif sei auch ein Repräsentant der alten Politik Pakistans, der in einem Land antrete, das sich sehr verändert habe, seitdem er das letzte Mal Premierminister war. Und deshalb sei es auch nicht erstaunlich, so Hegewisch, dass sich die Begeisterung im Land doch in Grenzen halte.

Die ersten inoffiziellen Zahlen zum Ausgang der Wahlen wird es womöglich schon um Mitternacht Ortszeit geben. Mit dem Ergebnis wird dann am Freitagmorgen gerechnet.

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