Geschlossene Geschäfte in der Altstadt von Jerusalem

Fünf Monate Krieg Touristen bleiben aus Israel weg

Stand: 09.03.2024 06:59 Uhr

Israel und die palästinensischen Gebiete konnten sich in guten Zeiten vor Touristen kaum retten. Nun bleiben die meisten weg - und Israels Regierung setzt auf andere Besucher: Christliche Pilgergruppen.

Von Von Benjamin Hammer, ARD Tel Aviv

Fast ganz allein sein in der Grabeskirche in Jerusalem. Das ist der Traum vieler Pilger, und tatsächlich ist die Kirche in diesen Tagen häufig fast menschenleer. Für die wenigen Besucher zeigt sich Jerusalem gerade von seiner ruhigen Seite. Für die Händler in der Altstadt ist die Lage aber eine wirtschaftliche Katastrophe. Seit den Terroranschlägen des 7. Oktobers und dem Beginn des Kriegs in Nahost kommen kaum noch Besucher aus dem Ausland.  

Machmud Kurdiye ist einer der wenigen Händler, die an diesem Vormittag überhaupt geöffnet haben. Seit 80 Jahren verkauft seine Familie hier Schmuck, vor allem an Touristen. Aktuell mache er nur zwischen 50 und 100 Schekel Umsatz pro Tag, sagt der Palästinenser. Das sind gerade einmal zwölf bis 25 Euro. "Die Dinge haben sich stark verändert", sagt er und vergleicht seine Lage als Händler mit der Corona-Zeit: "Wenn du deinen Laden aufmachst und nichts verkaufst, ist das frustrierend. Am Anfang haben wir gedacht, dass dieser Krieg vielleicht einen Monat oder zwei Monate dauern wird. Aber nun sind es schon fünf Monate und wir wissen nicht, wann er enden wird."

Israel und Teile der Palästinensischen Gebiete ziehen normalerweise viele Touristen an. Im Januar 2023 reisten nach staatlichen Angaben 271.000 Touristen nach Israel ein. Ein Jahr später waren es nur 59.000 - etwa ein Fünftel.

Mitarbeiter haben kaum Einnahmequellen

Für manche Hotels gibt es seit dem 7. Oktober eine alternative Einkommensquelle. Sie bringen Israelis unter, die wegen des Krieges aus dem Norden oder Süden des Landes evakuiert wurden. Doch die staatlichen Hilfsprogramme sollen nach und nach auslaufen. Der israelische Staat hofft nun auf eine Trendwende und will diese auch mit einem Stand auf der Tourismusmesse ITB in Berlin herbeiführen.

Auch Tourismusminister Haim Katz ist nach Berlin gereist. Vor wenigen Wochen sprach er bereits in den Südstaaten der USA, denn Israel setzt auf ganz besondere Reisegruppen: auf christliche Pilger und evangelikale Freiwillige, die auch in Krisenzeiten kommen. 2024 werde ein Jahr des Glaubens- und des Solidaritätstourismus, so sieht es der israelische Tourismusminister.

Georg Röwekamp leitet das deutsche Pilgerhaus in Tabgha am See Genezareth. Er bestätigt, dass Pilgergruppen zu den wenigen Gästen in dieser Zeit gehören - "aber nicht aus Deutschland", sagt er. "Denn da gibt es im Moment noch die Reisewarnung. Und das bedeutet, dass Reisen versicherungstechnisch recht schwierig sind." Aus anderen Ländern gebe es mehr Gäste: "Wir haben gerade eine amerikanische Gruppe im Haus, und ich höre auch von indonesischen und zum Beispiel mexikanischen Gruppen."

Tabgha liegt im Norden Israels und damit in der Nähe der Grenze zum Libanon. Dort kommt es aktuell täglich zu Kampfhandlungen. Seit Oktober gebe es fast keine Gäste mehr im Pilgerhaus, sagt Röwekamp: "Wir mussten viele Mitarbeiter nach Hause schicken, die nun keine Verdienstmöglichkeiten haben. Von daher ist das für uns eine kritische Situation."

Israel macht sich Sorgen um sein Image

Vertreter der israelischen Tourismusbranche machen nun Druck auf Fluggesellschaften: Die sollten endlich Flüge wieder aufnehmen oder ihre Kapazitäten erhöhen. Doch wo es keine Nachfrage gibt, lohnen sich auch keine Flüge.

Und so sorgt sich Israel um die Einnahmen im Tourismus - aber auch um sein weltweites Image angesichts der Bilder der Zerstörung im Gazastreifen und den Berichten über hungernde Palästinenser.

Yossi Fattal, Generaldirektor eines israelischen Reiseverbandes, sagte gegenüber dem Fernsehkanal 13: "Die Touristen, die zu uns kommen, sind einer der wichtigsten Faktoren, um das Image Israels wiederherzustellen. Wer herkommt, wird der Einzige sein, der bezeugen kann, dass wir normal sind."

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