Ein medizinisches Team transportiert die Leiche eines Patienten in Indien ab, der am Nipah-Virus gestorben ist.

Nipahvirus in Indien Tödlicher als Corona

Stand: 15.09.2023 14:16 Uhr

Schulen sind geschlossen, Straßensperren errichtet - wieder gibt es in mehreren Gemeinden einen Lockdown. Diesmal geht das Nipahvirus um - mit einer hohen Sterberate und langen Inkubationszeit.

Es sind Bilder, die alle kennen: Männer in weißen Schutzanzügen, sie tragen FFP2-Masken und besprühen Eingänge von öffentlichen Gebäuden mit Desinfektionsmittel. Gefilmt von einem Kameramann der indischen Nachrichtenagentur ANI.

Karte: Kozhikode im Bundesstaat Kerala, Indien

Doch diesmal ist es nicht Corona, sondern Nipah, ein hochgefährliches Virus, das im südindischen Bundesstaat Kerala ausgebrochen ist - in der Nähe der Großstadt Kozhikode. Schulen und Märkte sind geschlossen, Versammlungen wurden verboten, Straßensperren wurden in neun Gemeinden des Gebietes errichtet.

"Gerade ist Corona vorbei - und nun Nipah"

"Für uns ist das eine neue Herausforderung", sagt der Ladenbesitzer Muthalib. Nach der Corona-Pandemie habe sich das Geschäft gerade erholt, und jetzt Nipah. Alles sei ausgebremst, alles geschlossen.

Ärzte und Angehörige tragen ein Opfer des Nipah-Erregers im südindischen Kerala zu Grabe.

Ärzte tragen ein Opfer des Nipah-Erregers im südindischen Kerala zu Grabe.

Hunderte Menschen unter Beobachtung

Zwei Männer sind bereits nach einer Infektion mit dem Nipahvirus gestorben. Fünf Menschen liegen mit zum Teil schweren Symptomen in Krankenhäusern, gerade wird ein sechster Fall gemeldet. Mehrere Hundert sind unter Beobachtung, unter ihnen 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus medizinischen Einrichtungen. Man unternehme alles, um das Virus einzudämmen, so die Gesundheitsministerin des Bundesstaats Kerala, Veena George, nach einem Behördentreffen.

"Bei unserem Treffen haben wir beschlossen, Proben aller Personen zu entnehmen, die als Hochrisiko-Kontakte des ersten Infizierten gelten, also des Mannes, der am 30. August verstorben ist. In den Krankenhäusern, in denen die positiv getesteten Patienten behandelt werden, soll eine ärztliche Kommission eingerichtet werden. Und alle zwölf Stunden müssen sie dem Gesundheitsamt einen medizinischen Bericht vorlegen", erläutert George.

Immens hohe Sterberate und lange Inkubationszeit

Das Virus gilt auch deshalb als hochgefährlich, weil die Sterberate so immens hoch ist. Sie liegt laut Weltgesundheitsorganisation bei 40 bis 75 Prozent. Besonders gefährdet sind Ansiedlungen in der Nähe dschungelartiger Waldgebiete, denn Überträger sind Flughunde, die mit den Fledermäusen verwandt sind. Anstecken kann man sich auch an kontaminiertem Fallobst und über Haustiere. Zudem ist eine Übertragung von Mensch zu Mensch möglich.

Ein weiteres Problem, so der Lungenfacharzt Vivek Nangia, sei die lange Zeit zwischen Infektion und Ausbruch der Krankheit. "Wichtig ist es zu wissen, dass die Inkubationszeit vier bis 14 Tage betragen kann, im Extremfall bis zu 45 Tagen. Das heißt also, jemand kann erst nach sechs Wochen Symptome bekommen, nachdem er Kontakt mit einem Nipah-Infizierten hatte." Anfangs träten durchaus Covid-ähnliche Symptome auf. Tödlich sei dann häufig eine Entzündung des Gehirns, eine Enzephalitis.

Viele Patienten fallen ins Koma

"Die üblichen Symptome sind Husten und ein Erkältungsgefühl. Was es von Corona unterscheidet, sind die Kopfschmerzen. Die Patienten fühlen sich matt, sind desorientiert, sie halluzinieren, haben Krampfanfälle und fallen schließlich ins Koma", so Nangia.

Eine Absperrung mit dem Warnschild "Nipah-kontaminierte-Zone" wird im Dorf Ayanchery in Indien eingerichtet.

Eine Absperrung mit dem Warnschild "Nipah-kontaminierte-Zone" wird im Dorf Ayanchery in Indien eingerichtet.

Zuerst 1999 in Malaysia aufgetreten

Einen Impfstoff gegen das Nipahvirus gibt es nicht, die Behandlung erfolgt gemäß der Symptome. Aufgetreten ist das Virus zuerst in Malaysia im Jahr 1999. Im indischen Bundesstaat Kerala ist es der vierte Ausbruch seit 2018. Damals waren 21 von 23 Patienten gestorben. Die Behörden in Kerala haben dennoch aufgerufen, Panik zu vermeiden. Im Gegensatz zu 2018 habe man nun bereits Erfahrung mit dem Virus. Eine Gefährdung über die betroffenen Bezirke hinaus gebe es nicht. Zwei Nachbar-Bundesstaaten verlangen trotzdem von Reisenden aus Kerala inzwischen Tests.

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