Ein intern vertriebener palästinensischer Junge inspiziert die Trümmer der vom UNRWA betriebenen Schule, die zu einer Notunterkunft umfunktioniert wurde, einen Tag nachdem das Gebäude von einem israelischen Luftangriff getroffen wurde.

Angriff im Gazastreifen Kritik an Israel nach Tod von UN-Helfern

Stand: 12.09.2024 21:11 Uhr

18 Menschen sind nach palästinensischen Angaben bei einem Angriff Israels auf ein UN-Gebäude getötet worden - darunter sechs UNRWA-Mitarbeiter. Aus Deutschland, den USA sowie von den UN kommt scharfe Kritik.

Der israelische Angriff auf einen Schulkomplex im Gazastreifen hat international Kritik ausgelöst. Die Bundesregierung und die Vereinten Nationen erklärten, der Tod von sechs Mitarbeitern des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA bei dem Angriff vom Mittwoch sei "inakzeptabel".

"Humanitäre Hilfskräfte sollten niemals Opfer von Raketen werden", erklärte das Auswärtige Amt auf X. Das UN-Hilfswerk leiste "lebensnotwendige Hilfe im Gazastreifen" und habe dazu ein Mandat der Vereinten Nationen. "Israel hat eine Verantwortung, UN-Personal und Hilfskräfte zu schützen", hieß es weiter.

Guterres sieht Verletzung von humanitärem Recht

UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich schockiert. "Was in Gaza passiert, ist absolut inakzeptabel", schrieb er zu dem Angriff auf der Plattform X. "Diese dramatischen Verletzungen von internationalem humanitären Recht müssen jetzt aufhören."

Der israelische UN-Botschafter Danny Danon warf Guterres daraufhin vor, die Realität zu verzerren. "Es ist unfassbar, dass die UNO Israel weiterhin in seinem gerechten Krieg gegen Terroristen verurteilt, während die Hamas weiterhin Frauen und Kinder als menschliche Schutzschilde benutzt", so Danon. 

UN-Sprecher Stéphane Dujarric sagte in New York, Liegenschaften der UN sollten niemals angegriffen oder von militärischen Gruppen genutzt werden. Auf die Frage, ob er ausschließen könne, dass sich Hamas-Vertreter dort aufhielten, sagte er, er könne die Frage nicht beantworten. Israel wirft der Hamas vor, sich in solchen Einrichtungen und hinter Zivilisten zu verstecken.

Kritik auch aus USA und von EU

Kritik kam auch aus der USA. Außenminister Antony Blinken ermahnte Israel, "dass humanitäre Standorte geschützt" werden müssten. Er wies der Hamas allerdings auch Verantwortung zu: "Wir sehen weiterhin, wie sich die Hamas an diesen Standorten versteckt, sie übernimmt und sie anderweitig für ihre Operationen nutzt." Die Geschehnisse würden die Dringlichkeit unterstreichen, eine Waffenruhe zu erreichen. 

EU-Chefdiplomat Josep Borrell äußerte sich empört. Er warf Israel vor, den Schutz von Zivilisten zu missachten. Borrell ist derzeit auf einer Reise im Nahen Osten. In der libanesischen Hauptstadt Beirut traf er den Ministerpräsidenten Nadschib Mikati.

Zivilschutz meldet 18 Tote

Bei dem israelischen Luftangriff auf dem Gelände einer ehemaligen Schule in Nuseirat waren am Mittwochabend nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Zivilschutzes im Gazastreifen 18 Menschen getötet worden.

Unter den Toten waren den Vereinten Nationen zufolge auch sechs Mitarbeiter des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA. Das Hilfswerk erklärte, noch nie seien bei einem einzelnen Angriff so viele seiner Mitarbeiter getötet worden. Darunter seien auch "der Leiter der UNRWA-Unterkunft und andere Team-Mitglieder, die Vertriebenen helfen", hieß es. UNRWA-Chef Philippe Lazzarini gab an, dass bereits mindestens 220 Mitarbeiter des Hilfswerks im Gaza-Krieg getötet worden seien.

Israel: Angriff galt Hamas

Das israelische Militär teilte mit, der Angriff habe einem Kommando- und Kontrollposten der militant-islamistischen Hamas gegolten. Zuvor seien eine Reihe von Maßnahmen ergriffen worden, um die Gefahr für Zivilisten zu mindern, hieß es. Weder die palästinensische noch die israelischen Angaben lassen sich unabhängig überprüfen.

Bei dem Gebäude und seiner Umgebung handelte es sich um eine Einrichtung des UN-Hilfswerks für Palästina, der Al-Jawni-Schule. Das Gelände bot demnach etwa 12.000 Menschen Zuflucht, vor allem Frauen und Kindern.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

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