Demonstranten in Ramallah tragen die Flaggen von Spanien, Norwegen und Irland.
reportage

Entscheidung europäischer Staaten Der Stolz der Palästinenser über die Anerkennung

Stand: 29.05.2024 10:40 Uhr

Die Anerkennung Palästinas als Staat wird nichts im Alltag der Menschen vor Ort ändern. Dennoch sind die Menschen dort stolz und glücklich darüber - denn es gibt ihnen Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

Es ist keine besonders große Veranstaltung mitten im Zentrum von Ramallah im Westjordanland. Knapp 100 Menschen sind gekommen. Sie erinnern mit Bildern an die palästinensischen Gefangenen in israelischen Gefängnissen. Auf einem der Bilder ist Marwan Barghuthi zu sehen, der einer der Anführer der sogenannten zweiten Intifada war, seit 2002 in israelischen Gefängnissen sitzt und wegen Beteiligung an Terroranschlägen verurteilt wurde. Er selbst hatte von einem "politisch motivierten Verfahren" gesprochen. 

Aber: Es sind auch die Fahnen Spaniens und Norwegens zu sehen.

Die Anerkennung des Staates Palästina durch diese beiden Länder und durch Irland beschäftigt auch Qaddora Fares, ein gepflegter Mann im Anzug. Als Minister ist er zuständig für die Gefangenen. Die Anerkennung, so sagt er, sollte auch andere Länder wachrütteln:

Die anderen Regierungen sollten diese Botschaft verstehen: Es ist kein Krieg, wenn sie Palästina anerkennen, das ist keine Position gegen Israel. Das ist gegen die Besatzung, gegen die Massaker - nicht gegen Israel.

Palästina, das inzwischen von 146 Ländern als Staat anerkannt wird, gibt es eigentlich nicht. Er hat keine definierten Grenzen, eine nur provisorische Regierung, die Frage der Hauptstadt ist nicht geklärt und Wahlen hat es zuletzt vor 18 Jahren gegeben. Und dass der Staat in diesem Zustand ist, liegt in den Augen der meisten Palästinenser vor allem an einem: der israelischen Besatzung.

"Wir wollen so sein wie alle anderen"

Murad Huwari steht vor seinem Juwelierladen am zentralen Manara-Platz in Ramallah und erzählt von seinem Traum:

Wir wollen so sein wie alle anderen, wie in Europa, wie Ihr in Deutschland, wie in der Schweiz, und ein anständiges Leben haben. Das ist unser Recht. Wir wollen nur in unserem Land in Frieden leben, ein normales Leben haben, wie alle anderen. Das ist keine Geste, es ist unser Recht, dass wir diese Anerkennung bekommen, dass es legitim ist, dass wir auch unserem palästinensischen Land leben können. Ich hoffe, dass andere Länder dieser Entscheidung folgen.

Dalia Saben kommt vorbei. Die junge Frau will nicht über die palästinensische Politik sprechen, über die Spaltung zwischen den beiden großen Gruppen, der Fatah, die Teile des Westjordanlandes kontrolliert und die als korrupt gilt, und der Hamas, die 2007 die Macht im Gazastreifen übernommen und am 7. Oktober Israel überfallen, Menschen getötet und Geiseln genommen hat.

Es geht um Menschlichkeit

Aber dass nun, mitten im Gazakrieg, große westeuropäische Länder Palästina anerkennen, das macht sie froh:

Das ändert etwas, nicht nur die Entscheidung von Norwegen, Irland und Spanien. Auch von anderen Ländern, die nichts von uns gewusst haben. Das wird sehr wichtig. Und auch wenn es hier beginnt: Die Anerkennung ist auch wichtig für die Palästinenser im Ausland. Nicht nur hier. Auch wenn es klein anfängt. Auf lange Sicht ist das für die ganze Welt wichtig.

Murad Huwari, der Juwelier, ist mit Blick auf das, was gerade im Gazastreifen passiert, noch eines wichtig. Etwas, das auch die aus seiner Sicht wachsende Solidarität mit der Sache der Palästinenser erklärt: Was Menschen wirklich verbinde, sei Menschlichkeit, sagt er. "In Europa, in Amerika kann man Kinder sehen, die umgebracht werden. Ich denke als Mensch muss man für unsere Rechte sein, egal ob man Araber ist, Muslim, Christ, Buddhist oder ob man Jude ist."

Stolz - obwohl sich im Alltag wenig ändert

Zurück bei der kleinen Veranstaltung, wo die Fahnen inzwischen eingerollt sind. Eine richtige Feier war es auch deshalb nicht, sagen sie hier, weil sich durch die Anerkennung Palästinas durch Spanien, Irland und Norwegen im Alltag der Menschen in den palästinensischen Gebieten erst einmal nichts ändern wird. Und doch spürt man hier einen gewissen Stolz darüber, dass das Ringen der Palästinenser um einen eigenen Staat nun von immer mehr Ländern gesehen und anerkannt wird.

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