Auf einem Bildschirm ist der Huthi-Militärsprecher Jahia Saree zu sehen.

Bombardements im Jemen Angriff auf Huthi lässt Sorge vor Eskalation wachsen

Stand: 12.01.2024 13:11 Uhr

"Aggression", "Terrorakt", "Verstoß gegen das Völkerrecht": Der Iran, die Hamas und die Hisbollah haben die Angriffe der USA und Großbritanniens auf Huthi-Stellungen im Jemen scharf verurteilt. Die Miliz selbst kündigte Vergeltung an.

Die Angriffe der USA, Großbritanniens und weiterer Staaten auf Stellungen der Huthi im Jemen haben in zahlreichen arabischen Ländern, vor allem bei den Verbündeten der Schiiten-Miliz, heftige Reaktion ausgelöst. Mit den Militärschlägen nach wiederholten Attacken der Huthi im Roten Meer wächst die Sorge vor einer weiteren Eskalation der Lage in der Region.

Der Iran, der die Huthi im Jemen unterstützt, verurteilte die Angriffe scharf. Der iranische Außenamtssprecher Nasser Kanani sprach von einer "willkürlichen Aktion", einem "Verstoß" gegen das Völkerrecht und eine Verletzung der Souveränität des Jemen.

Die mächtige Hisbollah-Miliz im Libanon, die wie die Huthi Teil der vom Iran unterstützten regionalen Allianz namens "Achse des Widerstands" angehört, sprach von einer "amerikanischen Aggression", die einmal mehr bestätige, "dass die USA ein vollwertiger Partner bei den Tragödien und Massakern sind, die der zionistische Feind im Gazastreifen und der Region verübt". Sowohl der Iran als auch die Huthi-Miliz sind verfeindet mit Israel.

Auch die palästinensische Terrormiliz Hamas verurteilte die Bombardierungen im Jemen als "eklatante Aggression" gegen die Souveränität des Landes. Es handle sich um einen "unberechenbaren Terrorakt", erklärte die Hamas auf Telegram.

Russland beruft Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats ein

Jordanien warnte vor einer Eskalation der Spannungen in Nahost und gab Israel die Schuld an den aktuellen Entwicklungen. Seine Regierung verfolge die Lage in der Region des Roten Meeres und deren Auswirkungen auf die regionale Sicherheit mit Sorge, zitierte die staatliche Nachrichtenagentur Außenminister Ajman Safadi. Das Versäumnis der internationalen Gemeinschaft, Israels "extremistische" Politik und "Aggression" gegen die Palästinenser zu stoppen, gefährde die Sicherheit in der Region und drohe, den Nahen Osten in weitere Konflikte und Kriege zu treiben.

Karte: Jemen, Israel und das Rote Meer

Russland nannte die Angriffe auf die Huthi-Stellungen eine "völlige Missachtung internationalen Rechts". Die angelsächsischen Länder ließen die Lage in der Region eskalieren "um ihrer zerstörerischen Ziele willen", schrieb die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Sacharowa, auf Telegram.

Bei ihrer wöchentlichen Pressekonferenz sagte Sacharowa: "Wir verurteilen die verantwortungslosen Handlungen der USA und ihrer Verbündeten." Sie rief die internationale Gemeinschaft auf, sich dem anzuschließen. Russland beantragte wegen der Angriffe für Freitag eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates in New York.

Huthi: Fünf Mitglieder getötet

Die USA und Großbritannien haben in der Nacht zum Freitag mit Unterstützung unter anderem der Niederlande, Kanadas und Bahrains Stellungen der Huthi im Jemen bombardiert. Der Angriff sei eine Reaktion auf die "illegalen, gefährlichen und destabilisierenden" Angriffe der Huthi auf Schiffe im Roten Meer und beruhe auf dem Recht der Selbstverteidigung, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung, die auch von der Bundesregierung mitgetragen wird.

Die Huthi selbst drohten nach den Angriffen mit Vergeltung. "Der amerikanische und britische Feind tragen die volle Verantwortung für ihre kriminelle Aggression gegen unser jemenitisches Volk", sagte Huthi-Militärsprecher Jahia Saree in einer Videoansprache. Der Vorfall werde nicht unbeantwortet bleiben.

73 Angriffe hätten fünf Regionen des Landes getroffen, die von den Huthis kontrolliert werden, sagte er. Was genau angegriffen wurde, sagte er nicht. Bei den Bombardierungen seien fünf Mitglieder getötet und sechs weitere verletzt worden. Trotz des Militärschlags kündigte die Miliz an, weiter Schiffe im Roten Meer zu attackieren.

Austin: "Klares Signal"

US-Präsident Joe Biden nannte die nächtlichen Angriffe in einer Erklärung eine "direkte Reaktion auf die beispiellosen Angriffe der Huthi auf internationale Schiffe im Roten Meer". Er fügte hinzu, dass er nicht zögern werde, weitere Maßnahmen zum Schutz der Menschen und des freien Handelsflusses anzuordnen.

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin bezeichnete die Bombardierungen als ein klares Signal. "Der heutige Einsatz der Koalition ist eine klare Botschaft an die Huthi, dass sie einen Preis dafür zahlen werden, wenn sie ihre illegalen Angriffe nicht einstellen", hieß es in einer Mitteilung des Pentagon.

Deutschland unterstützt Militäraktion

Zahlreiche westliche Staaten stellten sich hinter die Aktion. "Die Reaktion hat unsere politische Unterstützung", sagte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock nach einem Treffen mit dem Außenminister von Malaysia, Mohamad Hasan, in der Hauptstadt Kuala Lumpur. Auf die Frage, wie sich die Bundesregierung an der Sicherung der Schifffahrt im Roten Meer beteiligen wolle und wann darüber entschieden werde, sagte Baerbock, die Europäische Union prüfe derzeit mit Hochdruck, "wie wir die Stabilisierung im Roten Meer auch selbst stärken und zu dieser Stabilisierung beitragen können". Dies müsse im europäischen Rahmen gemeinsam beschlossen werden.

Frankreich fordert die Huthi zu einer sofortigen Einstellung der Attacken auf Handelsschiffe im Roten Meer auf. Zugleich wies das Außenministerium in Paris der Huthi-Miliz die Schuld für die Verschärfung der Spannungen zu. Die Huthis trügen die "schwerwiegende Verantwortung für die Eskalation in der Region", heißt es in einer Erklärung des Ministeriums.

Dänemarks Außenminister Lars Lokke Rasmussen stellte sich ebenfalls hinter den Militärschlag der USA und Großbritanniens. Den Huthi dürfe es nicht gelingen, den internationalen Schiffsverkehr aus dem Roten Meer und dem Suezkanal zu verdrängen.