In Los Angeles (USA) nimmt ein Wähler an den Vorwahlen teil.
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US-Vorwahlen Was passiert am "Super Tuesday"?

Stand: 05.03.2024 14:33 Uhr

Am "Super Tuesday" stimmen Demokraten und Republikaner in mehr als einem Dutzend US-Bundesstaaten über die Bewerber um die Präsidentschaftskandidatur ab. Steht danach fest, wer für welche Partei ins Rennen geht? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

In wie vielen Staaten finden Vorwahlen statt?

Am "Super Tuesday" stimmen Demokraten und Republikaner in 15 Bundesstaaten darüber ab, wen sie als Kandidaten in die Präsidentschaftswahl im November schicken wollen. Darunter sind auch die bevölkerungsreichsten US-Bundesstaaten Kalifornien und Texas. Des weiteren wird in den Bundesstaaten Alabama, Arkansas, Colorado, Maine, Massachusetts, Minnesota, North Carolina, Oklahoma, Tennessee, Utah, Vermont und Virginia abgestimmt. In Alaska stimmen nur die Republikaner über ihren Kandidaten ab.

Bei den Demokraten endet am Dienstag die schriftliche Abstimmung in Iowa. Ein Sonderfall ist das US-Territorium Samoa. Hier können die Wähler zwar über die Kandidaten abstimmen. Bei der Präsidentschaftswahl selbst sind sie aber nicht stimmberechtigt.

Warum wird in so vielen Staaten gleichzeitig abgestimmt?

Die Idee des "Super Tuesday" geht auf die 1980er-Jahre zurück und einem Richtungsstreit innerhalb der Demokratischen Partei. 1988 wollten der moderate Flügel der Partei mit der Zusammenlegung der Vorwahlen in mehreren Bundesstaaten seinen Einfluss stärken und dafür sorgen, dass ein ihnen nahestehender Kandidat einen entscheidenden Schub bekam. Das hat über die Jahre mal besser und mal schlechter funktioniert. 1988 ging es schief - damals gewann der dem linken Flügel zugerechnete Michael Dukakis den Super Tuesday und die Kandidatur, um dann bei der Präsidentschaftswahl gegen George W. Bush deutlich zu verlieren.

Vier Jahre später wiederum ging das Kalkül auf - Bill Clinton ging als Sieger aus dem Super Tuesday hervor und wurde im November US-Präsident.

Wie viele Delegiertenstimmen werden vergeben?

Die Bedeutung des "Super Tuesday" zeigt sich auch in den Delegiertenstimmen, die an diesem Tag vergeben werden. Bei den Republikanern werden 874 Delegierte für den Wahlparteitag im Sommer bestimmt - das sind 36 Prozent von allen. Noch größer ist die Zahl der demokratischen Delegierten, um die es am Super Tuesday geht - 1.421, ein Anteil von rund 38 Prozent.

Wann wissen wir, wie die Abstimmungen ausgegangen sind?

Erste Resultate dürften erst am frühen Mittwochmorgen deutscher Zeit vorliegen. Es wird in Bundesstaaten quer durch das Land abgestimmt, also in mehreren Zeitzonen. Die ersten Wahllokale an der Ostküste schließen um 19.00 Uhr Ortszeit, also nach deutscher Zeit in der Nacht zu Mittwoch um 1.00 Uhr. Die letzten Wahllokale schließen an der Westküste in Kalifornien nach deutscher Zeit am frühen Mittwochmorgen um 5.00 Uhr. In Kalifornien dürfte es besonders lange dauern, bis endgültige Ergebnisse feststehen: Dort ist die Abstimmung per Briefwahl auch dann gültig, wenn sie den Poststempel vom Wahltag hat und spätestens sieben Tage später bei den zuständigen Behörden eingeht.

Steht danach schon fest, wer die Kandidaten sein werden?

Rein rechnerisch nicht - denn die bislang klar führenden Kandidaten Biden und Trump werden, ganz gleich, wie es ausgeht, auch nach dem Super Tuesday noch nicht alle für eine Mehrheit nötigen Stimmen zusammen haben.

Trump kommt bislang auf 273 Stimmen und hätte, sollte er alle Delegiertenstimmen gewinnen, 1.147. Damit wäre er zwar in Sichtweite der Mehrheit, bliebe aber noch unter der für ihn erforderlichen Mindestzahl von 1.215 Delegierten. Dass Trump diese Mehrheit erreicht, stellt derzeit kaum jemand in Frage. Ob daraus zwangsläufig eine Kandidatur und womöglich auch ein Sieg im November folgt, ist angesichts seiner zahlreichen juristischen Probleme und die auch ihn betreffende Altersdebatte in den USA nicht ausgemacht.

Ähnlich gut ist die Ausgangslage für Biden. Er hat bislang alle 206 zu vergebenden Delegierten gewonnen und muss auf dem Parteitag mindestens 1.968 Delegiertenstimmen einheimsen - im besten Fall steht er nach dem "Super Tuesday" bei 1.591 Delegierten. Seine Nominierung gilt schon jetzt als ausgemacht.

Allerdings wird in der Öffentlichkeit immer wieder die Frage nach der Belastbarkeit des 81-Jährigen gestellt. Sollte es - zum Beispiel im Falle eines unerwarteten Rückzugs Bidens - zu einem zweiten Wahlgang kommen, bräuchte ein Kandidat mindestens 2.337 Stimmen. Bidens Gegenkandidaten Dean Phillips und Marianne Williamson haben bislang keinen Delegierten gewinnen können und gelten als völlig chancenlos, selbst wenn Biden am Ende nicht zur Wahl antritt.

Und was ist mit Nikki Haley?

Trumps frühere UN-Botschafterin hat bislang trotz eines kaum einholbaren Rückstands auf Trump an ihrer Kandidatur festgehalten. 43 Delegiertenstimmen konnte sie für sich verbuchen und zuletzt einen Erfolg bei der Vorwahl in der Hauptstadt Washington. Das war aber auch erst ihr einziger Erfolg bislang. Andererseits konnte Haley nicht einmal ihren Heimatstaat South Carolina, wo sie einst Gouverneurin war, gewinnen. Haley verweist auf Umfragen, wonach eine Mehrheit der US-Amerikaner unzufrieden mit den Kandidaten Trump und Biden sei, und solange das so sei, bleibe sie im Rennen.

Ob sie auch nach dem "Super Tuesday" weitermacht, dürfte nicht zuletzt eine Frage des Geldes sein. Nach der empfindlichen Niederlage in South Carolina kündigte der erzkonservative Milliardär und Trump-Gegner Charles Koch an, ihren Wahlkampf nicht weiter zu unterstützen. Sollte Haley ihren Wahlkampf einstellen, so dürfte sie dies aber nur im Sinne einer Unterbrechung tun. Das würde ihr die Möglichkeit eröffnen, wieder einzusteigen, sollte Trump zum Beispiel vor der Wahl über seine rechtlichen Probleme stolpern.

Wie geht es danach weiter?

Die Vorwahlen laufen bei Demokraten und Republikanern unterschiedlich lange - bei den Republikanern noch bis zum 21. Mai, dann wird in Kentucky und Oregon gewählt. Trump könnte aber schon in der kommenden Woche auf die nötige Stimmenzahl kommen - dann wird in den Bundesstaaten Georgia, Hawaii, Mississippi und Washington gewählt. Und sollte es dann immer noch nicht reichen, dürfte spätestens am 19. März Klarheit herrschen - dann wird in Arizona, Florida, Illinois, Kansas und Ohio gewählt.

Bei den Demokraten zieht sich die Vorwahl bis in den Juni hinein - am 8.6. wird auf den Virgin Islands und auf Guam gewählt. Biden dürfte bei den Vorwahlen am 12.3. (in den Bundesstaaten Georgia, Mississippi, Washington sowie bei den US-Auslandsamerikanern) zwar kurz vor die Mehrheit kommen, aber eben noch ein paar Delegiertenstimmen davon entfernt. Die ihm dann noch fehlenden Delegierten dürfte er dann am 19.3. einfahren - dann wird ebenfalls in Arizona, Florida, Illinois, Kansas und Ohio gewählt.

Gekürt werden die Präsidentschaftskandidaten auf den Nominierungsparteitagen im Sommer.