Eine Gruppe von Kindern in einem Obdachlosenheim in Port-au-Prince (Haiti).

UNICEF Hunderttausende Kinder in Haiti auf der Flucht

Stand: 02.07.2024 17:11 Uhr

Die Bandengewalt in Haiti hat UNICEF zufolge mehr als 300.000 Kinder in die Flucht getrieben. Viele seien Gewalt und sexuellen Übergriffen ausgesetzt. Teils seien sie gezwungen, sich Verbrecherbanden anzuschließen, um zu überleben.

In Haiti sind nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks UNICEF mehr als 300.000 Kinder vor der Bandengewalt auf der Flucht. Das sei ein Anstieg um 60 Prozent seit März. Kinder machten damit mehr als die Hälfte der in den vergangenen vier Monaten dort obdachlos gewordenen Menschen aus.

Um zu überleben, seien Kinder gezwungen, sich gewalttätigen Banden anzuschließen. Oft hätten sie keinen Zugang zu Nahrung, Gesundheitsversorgung, sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen, so UNICEF. Vertriebene Kinder und Jugendliche seien auch einem höheren Risiko von sexuellen Übergriffen, Ausbeutung, Missbrauch und Familientrennung ausgesetzt.

"Die Kinder sind die ersten Opfer dieser humanitären Krise, die sich vor unseren Augen abspielt", sagte Exekutivdirektorin Catherine Russell. Die vertriebenen Mädchen und Jungen bräuchten dringend Schutz und Hilfe durch die internationale Gemeinschaft.

Mehr als 2.500 Menschen getötet oder verletzt

Bewaffnete Banden kontrollieren den größten Teil der Hauptstadt Port-au-Prince und die wichtigsten Zufahrtsstraßen. Nach UN-Angaben sind seit Anfang des Jahres mehr als 2.500 Menschen getötet oder verletzt worden.

Viele Kinder leben in provisorischen Unterkünften, darunter Schulen, die in schlechtem hygienischen Zustand sind. Das erhöht das Krankheitsrisiko. Immer mehr Schulen werden geschlossen.

Insgesamt sind in dem kleinen Karibikstaat nach UN-Schätzungen etwa 600.000 Menschen auf der Flucht. Etwa die Hälfte der elf Millionen Bewohnerinnen und Bewohner brauchen Hilfe zum Überleben. Die UN-Programme für Haiti sind jedoch gravierend unterfinanziert.

Ein weiteres Problem für die Menschen in Haiti ist die beginnende Hurrikan-Saison. Bereits im Juni hatte UNICEF gewarnt, dass sich die humanitäre Lage durch die Wirbelstürme weiter verschlechtern könnte. Die Organisation erklärte, sie bereite sich auf vor, indem sie Lebensmittel, medizinische Hilfsgüter und andere notwendige Güter vorrätig halte, um die Lieferzeiten im Land zu verkürzen.