Französische Bürger, die aus Niger ausgeflogen wurden, bei ihrer Ankunft in Paris.

Nach Militärputsch in Niger Frankreich und Italien fliegen Europäer aus

Stand: 02.08.2023 05:38 Uhr

Nach Frankreich beginnt auch Italien mit der Evakuierung seiner Bürger aus Niger. Das Auswärtige Amt ruft Deutsche auf, die Flüge zu nutzen. Die Militärjunta hat derweil laut eigenen Angaben die Grenzen zu fünf Nachbarländern wieder geöffnet.

Eine Woche nach dem Militärputsch in Niger hat nach Frankreich auch Italien mit der Evakuierung seiner und ausländischer Staatsbürger aus dem westafrikanischen Land begonnen. Ein Sonderflug sei am Morgen in Rom gelandet, teilte Außenminister Antonio Tajani auf dem Kurznachrichtendienst X, ehemals Twitter, mit. An Bord des Flugzeugs waren nach Angaben der Nachrichtenagentur Ansa 87 Menschen, unter ihnen 36 Italiener, 21 Amerikaner, vier Bulgaren und zwei Österreicher. Im Niger befinden sich nach Angaben Tajanis etwa 100 Italiener.

Zuvor hatte Frankreich gemeldet, ein erster Evakuierungsflug mit mehr als 260 Menschen an Bord, darunter zwölf Babys, sei mittlerweile in Paris gelandet. Fast alle Passagiere seien Franzosen, sagte die Außenministerin Catherine Colonna. Insgesamt hätten sich bislang 600 ausreisewillige Franzosen und knapp 400 andere Europäer gemeldet, so die Ministerin. Frankreich hatte angeboten, auch Deutsche aus dem westafrikanischen Land auszufliegen.

Putschisten: Grenzen zu fünf Nachbarländer wieder offen

Mittlerweile seien die Grenzen zu Algerien, Burkina Faso, Libyen, Mali und dem Tschad wieder offen, sagte einer der Putschisten im nationalen Fernsehen. Kurz nach dem Putsch in der vergangenen Woche hatte das Militär die Grenzen geschlossen und eine Ausgangssperre verhängt.

Seit dem Putsch hält die Junta zudem den Luftraum gesperrt - es gibt daher derzeit keine kommerziellen Flüge. Dem französischen Generalstab zufolge soll in der Nacht noch ein zweites Flugzeug Niger verlassen, bei Bedarf könne noch ein drittes starten. Die deutsche Botschaft rief die knapp 100 Deutschen im Land auf, diese Gelegenheit wahrzunehmen. Anders als Italien und Frankreich haben die USA einem Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates zufolge bisher keine Evakuierungsabsichten.

Die noch im Land stationierten etwa 1500 französischen Soldaten sollen erst einmal bleiben. Auch etwa 100 Bundeswehrsoldaten sind in Niger stationiert.

ECOWAS schließt Intervention nicht aus

Am Sonntag war bei Protesten von Unterstützern des Putsches auch die französische Botschaft beschädigt worden. Frankreich will möglichst alle seiner Bürger, die sich noch im Land aufhalten, ausfliegen, bevor am Sonntag ein Ultimatum der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS abläuft. Die ECOWAS-Staaten fordern die Wiedereinsetzung des gewählten nigrischen Präsidenten Mohamed Bazoum. Nach Ablauf der Frist schließen sie ein militärisches Eingreifen nicht aus. Die Verteidigungsminister der Staatengemeinschaft wollen von Mittwoch an in Nigerias Hauptstadt Abuja über die Lage beraten.

"Für die ECOWAS-Länder ist es eine Frage des Überlebens", sagte der Ministerpräsident von Niger, Ouhoumoudou Mahamadou. Er rief die internationale Gemeinschaft auf, gegen den Putsch aktiv zu werden: "Wenn ein vierter Putsch bestätigt wird, ist die gesamte Demokratie in Westafrika in Gefahr, weil es keinen Grund gibt, warum es keinen fünften, und nach einem fünften keinen sechsten geben sollte", sagte Mahamadou. Er bezog sich damit auf Militärputsche in Nigers Nachbarländern Burkina Faso und Mali sowie Guinea seit 2020.

Lage derzeit laut NGO-Mitarbeiter ruhig

Die Lage in der Hauptstadt Niamey sei derzeit ruhig, sagte Gregor Robak-Werth von der Organisation "Aktion gegen den Hunger" im Interview mit tagesschau24. "Ich bin erstaunt, dass es eine absolute Normalität ist, so wie jeden Tag." Man sei wachsam, aber auch seine Organisation plane momentan nicht, ihre Mitarbeiter abzuziehen. "Im Prinzip merkt man nichts von einem Militärputsch."

Allerdings sei es schwierig, an Bargeld zu kommen, was an von der ECOWAS verhängten Sanktionen liege. Diese werden Niger schwer treffen, sagte Robak-Werth. "Der schlimmste Fall, der eintreten könnte, wäre eine militärische Auseinandersetzung hier im Land, von welcher Seite auch immer."

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