3D-Illustration einer Innenansicht des Fußballstadions Grand Stade Hassan II in Casablanca.

Bauboom in Marokko "Fußball ist hier Religion"

Stand: 05.01.2025 09:44 Uhr

Jahrzehntelang hat Marokko darauf hingearbeitet, eine Fußball-Weltmeisterschaft ausrichten zu dürfen. 2030 rollt der WM-Ball nun auch in Nordafrika. Das führt zu einem regelrechten Bauboom.

Es sind oft Dinge, die es noch nicht gibt, über die man am meisten spricht. In Marokko gehört das Große Stadion von Casablanca dazu. Es ist gleichzeitig eines der Projekte im Königreich Marokko, über die noch nicht viel bekannt ist - was es am Ende zum Beispiel kostet oder wie es genau aussehen wird.

Die Antwort auch namhafter Experten auf diese Fragen lautet derzeit noch: Man wisse es noch nicht. Klar ist: In Marokko wird gerade der größte Fußballtempel der Welt geplant, mit 115.000 Sitzplätzen, auf der grünen Wiese, nicht weit von der Metropole Casablanca entfernt. Es wird den Namen Hassan II tragen.

115.000 Sitzplätze sind eine enorme Größe, selbst die einstigen Superstadien Santiago Bernabéu in Spanien und Maracanã in Brasilien verfügen nach ihrem Rückbau nicht mehr über so viel Platz. Dort beläuft sich die Kapazität auf weniger als 80.000 Sitzplätze - alles nach FIFA-Standards. Warum setzt Marokko nun derart auf Größe?

"Geist der Größe"

Mouher Lahcen ist Berater für Sportinfrastruktur in Marokko. Er beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit Stadien in aller Welt und sagt klar: Warum nicht? Warum solle Marokko nicht das größte Fußballstadion der Welt bekommen? Marokko habe in seiner langen Geschichte schon immer "diesen Geist der Größe gepflegt. Schon König Hassan II. hat in Casablanca eine riesige Moschee gebaut."

Und bis vor gar nicht langer Zeit war es die größte Moschee der Welt. Mit Superlativen kennt man sich in der nordafrikanischen Monarchie also aus. Schon heute fährt hier die schnellste Eisenbahn Afrikas. Auch steht hier der Turm Mohamed VI., das höchste Hochhaus Afrikas. Im Bau befindet sich außerdem eine Meerwasserentsalzungsanlage, auch sie soll die größte des Kontinents werden.

Doch anschließend steht manches Bauwerk einfach leer, von einer Investitionsruine ist dann oft die Rede. Das neue Opernhaus in Rabat etwa, ein spektakuläres Theater, strahlend weiß, erbaut von der Stararchitektin Zaha Hadid, ist seit fünf Jahren fertig. Doch es wird gar nicht genutzt.

Lahcen Mouher und Stefan Ehlert

Diese WM werde Marokko noch bekannter machen. Das nütze nicht nur dem Torismus sondern dem ganzen Land, erklärt der Berater für Sportinfrastruktur, Mouher Lahcen, im Gespräch mit der ARD.

Viele Erwartungen an das Turnier

Im Falle des Grand Stade de Casablanca steht die finale Kapazität womöglich auch noch nicht fest, aber die Vorbereitungen zum Bau haben bereits begonnen. Was in Deutschland Baufeldfreimachung genannt wird, ist in Benslimane bei Casablanca schon im Gange: Rodungen, Strom- und Wasseranschlüsse und Straßenbau - irgendwie müssen die Massen zum Fußballfest hinkommen.

Die WM 2030 sei in jedem Fall mit sehr großen Erwartungen verbunden, sagt Mouher Lahcen. Auch für ihn erfülle sich nun ein Traum, denn diese WM werde Marokko noch bekannter machen. Das nütze nicht nur dem Tourismus, sondern dem ganzen Land.

Lahcen ist ein gefragter Mann dieser Tage. Sogar aus Burkina Faso kam schon eine Delegation, um sich mit seiner Hilfe darüber zu informieren, wie sich Marokko auf das Weltsportereignis 2030 vorbereitet.

Allerdings, sagt Lahcen: "Das Geld dafür haben wir auch nicht. Aber die FIFA muss die Investitionen kompensieren. Sie teilt sich die Erlöse mit den Gastgeberländern." Die Kosten werden auf mehr als 400 Millionen Euro geschätzt.

In jedem Fall herrschen bereits Bauboom und Goldgräberstimmung, denn schon Ende 2025 wird Marokko den Africa-Cup ausrichten. Die ersten Stadien von Tanger im Norden bis Agadir im Süden werden bereits erweitert und modernisiert.

Dabei geht es um Eventtechnik aller Art: um Sitzschalen, Umkleidekabinen, VIP-Bereiche. Nach Insiderinformationen fließen bis 2030 Investitionen in Höhe von mehreren Milliarden US-Dollar in Marokkos Infrastruktur, in Hotels, Transportmittel, Sportstätten.

Und was wird nach der WM?

Was aber wird aus dem größten Fußballstadion der Welt, wenn die WM 2030 zu Ende ist? Jedenfalls keine Investitionsruine, sagt Abderrahim el-Yadini. Der Architekt arbeitet für das marokkanische Planungsministerium: "Diese Frage stellt sich in Marokko nicht, das ist hier ist nicht wie in Katar, wo es keine Fußballkultur gibt, wo sie die Stadien zurückbauen mussten. Das Stadion ist ein Gewinn für Marokko, hier ist Fußball eine Religion."

Das heißt, sagt der Ministeriale, es gebe keine Probleme, auch sehr große Stadien langfristig mit Sportevents zu füllen. Darüber hinaus gebe es genügend Konzerte und Festivals, um die größte Fußballarena der Welt auch nach 2030 bespielen zu können.

Wann aber ist das größte Fußballstadion der Welt fertig? Das wisse er noch nicht, sagt Yadini, - aber "auf jeden Fall bis zur Fußball-WM 2030" - anvisiert ist Ende 2028.

 

Ard Class="sendungsbezug Das 06:55 Morgenmagazin Programm: Berichtete Title">dieses über Am Uhr 2024 Thema Um Dieses Thema Zember 19 Im