Russische Söldner in Nord-Mali - ein Bild des französischen Militärs.

Krise in Westafrika Russlands wachsender Einfluss in der Sahelzone

Stand: 04.08.2023 13:37 Uhr

In der Sahelzone verschärfen bewaffnete Konflikte zunehmend die ohnehin chaotische Lage. Und während der Einfluss der Vereinten Nationen in Westafrika schrumpft, wächst zunehmend der von Russland.

"Die Krise, die sich in der Sahelzone entwickelt, ist für die Vereinten Nationen unter Umständen eine größere Herausforderung als Russlands Krieg in der Ukraine", sagt UN-Beobachter Richard Gowan vom Thinktank "Crisis Group" in New York. Sicher, die Möglichkeiten der Vereinten Nationen in der Ukraine seien begrenzt. Doch in der Sahelzone seien die UN mit Friedenstruppen, präventiven Einsätzen und humanitärer Hilfe bisher ein großer Player.

Dem setzen afrikanische Militärführer immer mehr Widerstand entgegen. Im Juni machte der malische Außenminister Abdoulaye Diop vor dem Sicherheitsrat klar: "Die Regierung von Mali fordert den unverzüglichen Abzug der Minusma."

Ende der Mali-Mission und ihre Folgen

Die Blauhelm-Mission, der auch Hunderte deutsche Soldaten angehören, sei gescheitert und Teil des Problems geworden. Wenige Tage später beschloss der Sicherheitsrat notgedrungen das Ende der Mission, die die Regierung in Mali eigentlich stabilisieren sollte - gegen extremistische Terroristen. Mali hat mit seinem Rauswurf ein Signal für andere Staaten gesetzt. Möglicherweise auch für die Putschisten in Niger wenige Wochen später, sagt Gowan.

Er denke, Malis Aktion habe anderen Militärführern in der Region demonstriert, dass sie die UN und den Westen herausfordern können und damit davonkämen.

Das Schulterpatch der MINUSMA Mission der Vereinten Nationen UN an einem Bundeswehr Soldaten im Bundeswehr Feldlager Camp Castor.

Die Bundeswehr beendet bis spätestens Ende Mai 2024 ihre Beteiligung am UN-Einsatz Minusma. Jedoch erschwert der Putsch im benachbarten Niger den Abzug der Truppen.

Welche Rolle spielt Russland?

Nach der Machtübernahme des Militärs in Mali und Burkina Faso sind UN-Blauhelme und Soldaten der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich nicht mehr erwünscht. Das sei ein Trend, sagt Gowan: "In der Sahelzone haben wir eine Reihe von Putschen gesehen, wir haben gesehen, wie Militärs näher an Moskau herangerückt sind."

Während der Einfluss der Vereinten Nationen in Westafrika schrumpft, wächst der von Russland. Mali und Burkina Faso orientieren sich längst in Richtung der russischen "Wagner-Gruppe". Der Chef der Söldnertruppe, Jewgeni Prigoschin, lockt mit dem Versprechen, die Dschihadisten zurückzudrängen. In Niger seien dafür lediglich 1.000 seiner Männer nötig, schrieb er in dem Messaging-Dienst Telegram. Im Austausch bekommt die Söldner-Truppe Verträge für den Abbau von Rohstoffen.

Diplomaten sehen Wagner-Söldner als Gefahr

Besorgt äußerte sich Großbritanniens stellvertretender UN-Botschafter James Kariuki im Sicherheitsrat über die Aktivitäten der Wagner-Söldner in der Region. Ihre Erfolgsbilanz beweise, dass Wagner keine langfristige Sicherheit gegeben habe und es auch nicht könne.

Russische Söldner steigen im Norden Malis in einen Hubschrauber.

Die Wagner-Söldner haben nicht nur in der Ukraine gekämpft, sondern sind seit Jahren auch in Afrika im Einsatz.


Im Gegenteil, warnte auch der stellvertretende US-Botschafter Robert Wood: "Wir können nicht ignorieren, dass die Wagner-Gruppe Menschenrechtsverbrechen begeht und den Schutz und die Sicherheit von Zivilisten, Blauhelmen und UN-Personal gefährdet." Außerdem behinderten sie damit die Arbeit der UN-Friedenssoldaten, prangert Wood an. Die Wagner-Söldner würden damit scheitern, der Bedrohung durch gewalttätige Extremisten zu begegnen - und eher sogar dazu beitragen, dass diese Bedrohung wachse.

UN stehen zwischen den Stühlen

UN-Diplomaten in New York meinen, es sei falsch und auch gefährlich, alles was in der Sahelzone passiere, auf Russland zu schieben. Aber Russland ziehe durchaus den Vorteil aus dem chaotischen Zustand der Region. Und Moskaus Unterstützung bestehe unter anderem darin, die Vereinten Nationen vorzuführen.

Den Militärführern in Westafrika sei klar, dass der Sicherheitsrat mit den beiden Vetomächten Russland und Frankreich tief gespalten ist. Er sei deshalb auch nicht in der Lage, sich auf scharfe Strafmaßnahmen zu einigen, sagt der langjährige UN-Beobachter Gowan. Die UN haben ein Glaubwürdigkeitsproblem in der Region, weil klar ist, dass ihr Einfluss dort begrenzt ist. Das heißt nicht, dass die UN dort nicht weiter gute humanitäre und Entwicklungshilfe leisten sollten, um schwache Staaten zu stärken.

Aber klar sei auch: Die Militärs in Mali oder im Niger werde das nicht großartig beeindrucken.

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