Eine Familie sitzt in einem Boot im Wasser.

Überschwemmungen in Kenia Wenn das Wasser alles nimmt

Stand: 27.04.2024 10:35 Uhr

Nach starken Regenfällen in Kenia ist etwa die Hälfte des Landes von Überflutungen betroffen. Das trifft gerade die am härtesten, die ohnehin schon wenig haben. Viele Menschen in den Slums in Nairobi haben alles verloren.

Einige junge Männer sitzen auf einer Mauer am Straßenrand. Doch die Straße ist nicht mehr da. Jetzt ist dort ein reißender Strom. Rotbräunliche Wassermassen schießen vorbei, gefärbt von Erde, die mitgerissen wird. So sieht es aus in Kariobangi, einem Slum im Nordosten von Nairobi.

Auch das große Slumgebiet Mathare, in dem schätzungsweise eine halbe Million Menschen leben, steht mehrheitlich unter Wasser. In Videos in sozialen Netzwerken ist zu sehen, wie Bewohner vorsichtig über die Dächer der eng zusammenstehenden Wellblechhütten klettern. Darunter steht alles unter Wasser.

Menschen retten ihr Hab und Gut aus überfluteten Häusern.

Menschen retten ihr Hab und Gut nach schweren Regenfällen in den Mathare-Slums von Nairobi.

Schulen als Notunterkünfte

Helfern des Roten Kreuzes gelang es, mehrere Dutzend Menschen vor dem Ertrinken zu retten. Viele haben dort nur noch ihr Leben. Alles andere haben sie verloren. Einige, die obdachlos geworden sind, haben Unterschlupf in Schulen gefunden. In Kenia sind gerade Ferien, doch am Montag soll die Schule wieder anfangen.

Die Überflutungen treffen die Armenviertel besonders stark, weil manche von ihnen etwas tiefer liegen, in Senken, und die Slums meist nicht befestigt sind. Straßen und Wege bestehen in der Regel aus gestampfter Erde. Hinzu kommt, dass viele dieser Viertel sehr dicht bevölkert sind - deshalb treffen Überflutungen hier besonders viele Menschen.

Etwa Hälfte des Landes betroffen

Hunderte Menschen sind in den Flutgebieten in Kenia und Tansania bislang ums Leben gekommen. Zehntausende haben ihr Zuhause verloren. Viele Straßen und Brücken sind überflutet, können derzeit kaum oder nicht mehr befahren werden. Autos und Busse bleiben in den Wassermassen stecken. Große Bäume brechen ab, weil die Blätterkronen durch den Dauerregen zu schwer sind - oder sie stürzen um, weil die Wurzeln in dem aufgeweichten Boden keinen Halt mehr finden.

Die kenianische Regierung hat ein Krisenzentrum eingerichtet und die Menschen in gefährdeten Regionen aufgefordert, nach Möglichkeit in höher gelegene Gebiete auszuweichen. Von den schweren Regenfällen ist gut die Hälfte des Landes betroffen. Der kenianische Vize-Präsident Rigathi Gachagua sicherte schnelle Hilfe zu. "Wir werden alle Ressourcen einsetzen, sowohl Geld als auch Hilfskräfte, um sicherzustellen, dass keine Menschenleben verloren gehen und die Menschen in Kenia vor dieser Katastrophe zu schützen."

Wetterphänomen El Niño mitverantwortlich

In Ostafrika gibt es seit Wochen immer wieder schwere Regenfälle. Das Wetterphänomen El Niño ist übergegangen in die Regenzeit, die Ende März begann. Manche Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Heftigkeit auch eine Folge des Klimawandels ist. Entwarnung gibt es erst einmal nicht: Mindestens bis Sonntag werden weitere heftige Regenschauer erwartet.

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