Hintergrund Irans umstrittenes Atomprogramm
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Das umstrittene iranische Nuklearprogramm reicht in seinen Anfängen bis in die Siebzigerjahre zurück. 1974 begann die Siemens-Tochter Kraftwerk Union (KWU) mit dem Bau eines Kernkraftwerks in der Hafenstadt Buschehr am Persischen Golf. Nach der islamischen Revolution in Iran 1979 kündigte Deutschland in den Achtzigerjahren die Zusammenarbeit im Kraftwerksbau auf. Stattdessen bot Russland seine Hilfe an, die Teheran auch annahm. Russischen Angaben zufolge wurde der Bau am Atommeiler in Buschehr bereits Mitte September 2004 abgeschlossen. Doch die Inbetriebnahme verzögert sich seitdem immer wieder. Neusten Informationen zufolge soll der 1000-Megawatt-Leichtwasserreaktor voraussichtlich im September 2007 erstmals Atomstrom ins iranische Elektrizitätsnetz einspeisen.
Die meisten anderen iranischen Nuklearanlagen befinden sich noch im Bau oder in der Planung. In Betrieb sind Forschungsreaktoren in Teheran sowie in Ramsar und Bonab nordwestlich der Hauptstadt. Im Bau sind eine Anlage zur Urananreicherung in Natanz, eine Anlage zur Produktion von schwerem Wasser in Arak und eine Anlage zur Produktion von Brennstäben in Isfahan. In Planung sind zudem weitere 1000-MW-Reaktoren in Buschehr sowie Anlagen gleicher Größe in Ahvaz. Der ehemalige UN-Waffeninspekteur Hans Blix hatte bereits frühzeitig im Interview mit tagesschau.de klar gestellt, dass Iran internationalen Verträgen zufolge das Recht habe, ein Atomprogramm zu betreiben und für friedliche Zwecke Uran anzureichern.
Dient das Atomprogramm nur friedlichen Zwecken?
Es gibt aber Vermutungen, dass Iran sein Atomprogramm nicht nur zur Stromproduktion nutzen will. Speziell die USA und Israel verdächtigen die Regierung in Teheran, heimlich Nuklearwaffen entwickeln und bauen zu wollen. Ein belastbarer Beweis für diese Vermutung ist bislang nicht in die Öffentlichkeit gedrungen.
Allerdings hatte Iran Forschungen zur Urananreicherungen lange geheim gehalten und die Arbeiten erst zugegeben als die Beweislast erdrückend war. Nach langwierigen Verhandlungen willigte die Teheraner Führung in die Aussetzung seiner Atomforschungen ein und hielt bis zum Jahreswechsel auch daran fest. Doch seitdem absehbar war, dass der Konflikt auch den Weltsicherheitsrat beschäftigen wird, ließ Präsident Mahmud Ahmadinedschad keine Gelegenheit aus, Öl ins Feuer zu gießen. Zunächst kündigte er das Forschungsmoratorium auf. Im April erklärte er dann, Iran sei es im Labor gelungen, Uran soweit anzureichen, dass es in Kernkraftwerken eingesetzt werden könne.
Iran rechtfertig seine Nuklearbemüchungen mit einem gestiegenen Energiebedarf der eigenen Bevölkerung. Um diesen Bedarf decken zu können, müsse Atomstrom erzeugt werden. Die im Land vorhandenen Gas- und Ölreserven sollten nicht zur Elektrizitätsgewinnung eingesetzt, sondern exportiert werden, argumentiert die iranische Führung. Um wirklich unabhängig von ausländischen Lieferungen zu sein, heißt es in Teheran weiter, sei ein geschlossener Brennstoffkreislauf unablässig. Teil dieses Kreislauf sei die Fähigkeit, Uran anzureichern.
Genau diese Bemühungen zur Urananreicherung beobachten Fachleute mit Misstrauen. Sie verweisen darauf, dass vor allem die Anlagen in Arak und Natanz zur Atomwaffenproduktion geeignet seien. Demnach kann in der 300 Kilometer südlich von Teheran gelegenen Anlage Natanz mit Hilfe moderner Gaszentrifugen Uran so hoch angereichert werden, dass es waffenfähig wird. Das schwere Wasser, das 250 Kilometer südwestlich von Teheran in Arak hergestellt werden kann, könnte nach Meinung der Experten in einem noch zu errichtenden Schwerwasserreaktor verwendet werden. Schwerwasserreaktoren können in Verbindung mit Wiederaufbereitungsanlagen zur Herstellung von Plutonium genutzt werden.