Ein Mädchen, dass eine feste Zahnspange trägt und lächelt.

Kieferorthopädie Mädchen bekommen häufiger eine Zahnspange

Stand: 04.06.2024 15:05 Uhr

Zuletzt hatten Recherchen von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung gezeigt, wie lukrativ das Geschäft mit Zahnspangen ist. Die Daten einer Krankenkasse zeigen nun, dass Mädchen häufiger eine Zahnspange bekommen als Jungen - womöglich zu oft.

Mädchen bekommen in Deutschland häufiger eine Zahnspange als Jungen. Das geht aus einer Studie der Krankenkasse Barmer hervor. Demnach haben Kieferorthopäden in dem untersuchten Zeitraum 60 Prozent der Mädchen zwischen acht und 17 Jahren behandelt. Das waren zehn Prozentpunkte mehr als bei den gleichaltrigen Jungen mit 50 Prozent.

"Schönheitsideale, Gruppendruck und elterliche Fürsorge sind mögliche Gründe dafür, dass Zahn- und Kieferfehlstellungen bei Mädchen häufiger nachgefragt und behandelt werden als bei Jungen", erklärte Barmer-Vorstandschef Christoph Straub.

Mehr als die Hälfte der Kinder und Jugendlichen in Behandlung

Für den Zahnreport wurden Abrechnungsdaten von 53.000 Achtjährigen über einen Zeitraum von zehn Jahren zwischen 2013 und 2022 ausgewertet, also bis zu ihrem 17. Lebensjahr. In Deutschland wurden laut dem Report im Schnitt knapp 55 Prozent Kinder und Jugendliche kieferorthopädisch behandelt.

Laut der sogenannten Deutschen Mundgesundheitsstudie aus dem Jahr 2022 liegt der tatsächliche Behandlungsbedarf bei Acht- bis Neunjährigen bei rund 40 Prozent. Die im Schnitt höhere Inanspruchnahme der Barmer-Versicherten liegt laut Studienautor Michael Walter von der Technischen Universität Dresden in einem "erwartbaren Bereich", da bei der Mundgesundheitsstudie von einer Untererfassung des Bedarfs ausgegangen werde - etwa weil für die Studie nur Acht- und Neunjährige untersucht wurden.

Große regionale Unterschiede

Die teilweise hohen Zahlen in einigen Regionen aber hätten überrascht. In Bayern waren rund 60 Prozent der Kinder und Jugendlichen in kieferorthopädischer Behandlung. Während es zum Beispiel in Bremen nur knapp 46 Prozent waren. "Mit Kieferanomalien und Zahnfehlstellungen allein sind die teils gravierenden regionalen Unterschiede bei solchen Behandlungen nicht begründbar", heißt es im Report.

Den Studienautoren zufolge können die überdurchschnittlich hohen Werte in einigen Bundesländern auf eine mögliche Übertherapie hindeuten. Von einer Übertherapie spricht man, wenn Behandlungen durchgeführt werden, die keinen erwiesenen oder erkennbaren Nutzen für Patienten haben.

Eine Recherche von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung hatte zuletzt gezeigt, wie lukrativ das Geschäft mit Zahnspangen ist. Kritik gab es sowohl an der langen Behandlungsdauer als auch an der Vermarktung von teuren Optionen, die von den Krankenkassen nicht übernommen werden.

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