Vieh sucht auf einem Dürrefeld Futter.

UN-Bericht zu Klimazielen Große Versprechen, wenig Aktion

Stand: 14.09.2023 12:13 Uhr

Nicht erreichte Ziele und ein Mangel an Ehrgeiz: Die Welt ist nicht auf dem richtigen Weg, um den Klimawandel zu begrenzen - so heißt es in einem neuen UN-Bericht. Das hat auch Folgen für die Bekämpfung von Hunger, Armut oder Krankheiten.

Der Klimawandel untergräbt einem neuen Bericht zufolge fast alle UN-Nachhaltigkeitsziele wie etwa die Bekämpfung von Hunger, Armut oder Krankheiten. Die Weltgemeinschaft sei weit davon entfernt, ihre Klimaziele zu erreichen. Zu diesem Schluss kommt ein UN-Bericht, den die Weltwetterorganisation (WMO) in Genf vorstellte. Was Regierungen bislang an Reduktionen von klimaschädlichen Treibhausgases empfohlen hätten, reiche nicht aus, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, heißt es in dem Bericht "United in Science", zu dem mehrere UN-Organisationen beigetragen haben. Das mache es schwer, die 17 UN-Entwicklungsziele bis 2030 zu erreichen. Der Bericht zeigt, wie sich Klimawandel und Extremwetter auf diese Ziele auswirken.

2015 hat die Weltklimakonferenz in Paris beschlossen, die globale Erwärmung auf zwei, möglichst 1,5 Grad zu begrenzen. Dafür müssten die Treibhausgas-Emissionen um 30 beziehungsweise 45 Prozent gegenüber 2010 sinken. Bis 2050 sollen nur noch so viel CO2-Emissionen ausgestoßen werden wie kompensiert werden können. Tatsächlich sind die CO2-Emissionen aber 2022 im Jahresvergleich um ein Prozent gestiegen, heißt es in dem Bericht. Von Januar bis Juni 2023 habe der Anstieg wahrscheinlich schon 0,3 Prozent betragen.

Nach einer UN-Berechnung vom Oktober 2022 führen die bisherigen Reduktionsversprechen der Länder weltweit zu einem Anstieg der Emissionen um gut zehn Prozent bis 2030. Derzeitige Versprechen dürften zu einem Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur um 2,6 Grad gegenüber vorindustriellem Niveau (1850-1900) führen.

Mangel an Ehrgeiz wird beklagt

Die Weltgemeinschaft hatte sich 2015 auf 17 Ziele für eine sozial, wirtschaftlich und ökologisch nachhaltige Entwicklung verständigt, die sie bis 2030 erreichen will. Dazu gehört das Ende von Armut und Hunger sowie Bildungs- und Geschlechtergerechtigkeit.

Der Mangel an Ehrgeiz mache es schwieriger, diese UN-Entwicklungsziele (SDGs) zu erreichen, heißt es in dem Bericht. Einige Klimaveränderungen dürften kaum noch rückgängig zu machen sein, warnt der Bericht. Aber jedes Zehntel Grad, um das die Erderwärmung begrenzt wird und jede Tonne eingespartes CO2 könne helfen, den Klimawandel zu begrenzen und die Entwicklungsziele zu erreichen.

Zurzeit seien nur 15 Prozent der 17 Ziele auf gutem Weg.

Guterres: "Jämmerlich vom Kurs abgekommen"

Im Vorwort des Berichts kritisiert UN-Generalsekretär Antonio Guterres die globale Antwort auf den Klimawandel als schwach. Auf halbem Weg zum Ziel sei die Welt mit ihren Vorhaben zu nachhaltiger Entwicklung "jämmerlich vom Kurs abgekommen". Der Bericht unterstreicht, einige künftige Klimaveränderungen seien unvermeidlich und möglicherweise unumkehrbar. Dennoch hätten jeder Bruchteil eines Grades und jede Tonne CO2 Auswirkungen auf die globale Erwärmung und auf das Erreichen der Nachhaltigkeitsziele.

Laut den Experten ist die Wissenschaft nicht nur von zentraler Bedeutung für den Klimaschutz, sondern auch für Fortschritte bei den Nachhaltigkeitszielen. Beispielsweise Klimamodelle, Künstliche Intelligenz oder Frühwarnsysteme könnten Leben und Lebensgrundlagen retten. An dem Bericht waren neben der WMO unter anderen das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), das UN-Umweltprogramm (UNEP), das Global Carbon Project (GCP) sowie das World Climate Research Programme beteiligt.

Studie der IAE sieht Fortschritte, aber unzureichend

Auch die Internationale Energie-Agentur (IEA) legte heute eine Studie zum Klima vor: Darin mahnt sie verstärkte Anstrengungen im Verkehr, in der Landwirtschaft und im Gebäudesektor an, um die weltweiten Klimaziele zu erreichen. Mehr internationale Zusammenarbeit in emissionsintensiven Bereichen sei entscheidend, um die Erderwärmung wie angestrebt auf 1,5 Grad zu begrenzen, forderte die IEA in der in Paris vorgelegten Studie. Bisherige Bemühungen machten Fortschritte, seien aber noch unzureichend. Regierungen müssten die Zusammenarbeit bei der Regulierung, dem Festlegen von Normen sowie der technischen und finanziellen Unterstützung verstärken, um den grünen Übergang zu beschleunigen. Noch stiegen weltweite Emissionen weiter an, und der gegenwärtige Temperaturanstieg stehe nicht im Einklang mit selbstgesteckten Zielen, warnte die IEA.