Humboldtpinguine

Welttag der Pinguine "Die Eisbären unter den Vögeln"

Stand: 25.04.2024 15:27 Uhr

Rund drei Viertel aller Pinguin-Arten gelten als bedroht. Um auf ihre prekäre Situation hinzuweisen, wird seit 2008 immer am 25. April der Welttag der Pinguine begangen.

Von Stephan Hübner, HR

"Es ist nicht nur der Klimawandel, der die Pinguine bedroht", sagt Marco Dinter. Er ist Naturschutzreferent am Zoo Frankfurt, wo derzeit 50 südamerikanische Humboldtpinguine leben. Pinguine aus Südamerika? Ja, die gibt es tatsächlich, denn die wenigsten Pinguinarten leben in Eis und Schnee. In Südamerika, Südafrika, Australien oder Neuseeland leben sie an Sandstränden.

"Dort wirkt sich der Klimawandel zum Beispiel auf die Meeresströmungen aus. Sie verändern sich, und das führt dann etwa dazu, dass die Pinguine nicht mehr genug Nahrung kriegen", erklärt Dinter. "Denn diese Meeresströmungen transportieren viele Nahrungspartikel mit sich. Die werden dann von Fischen gefressen und diese Fische dann letztendlich vom Pinguin."

Wie der Welttag der Pinguine entstand
Der "Welttag der Pinguine" wurde vom Team der größten Forschungsstation in der Antarktis, der US-amerikanischen McMurdo-Station, ins Leben gerufen. Die Stations-Crew beobachtete nämlich, dass ziemlich genau am 25. April die dortigen Pinguine alljährlich ihre Brutplätze verlassen. Brüten heißt für Pinguine auch fasten. Nach der erfolgreichen Aufzucht ihrer Jungen schwimmen sie dann aufs Meer und fressen sich satt. Angesichts solch einer Lebensfreude machten die Menschen auf der Station den 25. April auch zu ihrem Festtag. Inzwischen wird er rund um die Welt begangen.

Weniger Futter durch Klimawandel und Überfischung

Die Nahrungspartikel sind dann also nicht mehr da, wo sie für die Pinguin-Nahrungskette gebraucht werden. Das führt für die Pinguine zu einer existenziellen Krise, und mittlerweile werden die Meeresvögel dadurch zu ähnlichen Symboltieren für die Klimakrise wie die Eisbären von der Nordhalbkugel.

Verschärfend hinzu kommt für sie aber die Überfischung der Meere für den menschlichen Bedarf, "und das sogar in zweierlei Hinsicht: Zum einen wird den Pinguinen der Fisch vorm Schnabel weggeschnappt, zum anderen verfangen sich die Pinguine aber auch in Schleppnetzen", umreißt Dinter das Problem. "Das heißt, es passiert immer wieder, dass Pinguine in den Netzen der großen Fischfangflotten sterben, weil sie sich in ihnen verheddern und dann nicht mehr zum Atmen an die Oberfläche schwimmen können."

Ein neues Problem: Die Vogelgrippe erreicht die Antarktis

Und als ob das nicht schon genug wäre, stehen auch noch Plastikmüll, den hungrige Pinguine mit Futter verwechseln, Lebensraumzerstörung, Umweltgifte, Öl-Unglücke oder Schiffsabwässer auf der Liste dessen, was Pinguine bedroht. Und seit Kurzem kommt auch noch die Vogelgrippe dazu, sagt Marco Dinter vom Zoo Frankfurt. Im Februar wurde sie erstmals bei Raubmöwen auf dem antarktischen Festland nachgewiesen, von denen sie auf die Pinguine überspringen könnte. Denn dass Pinguine an dem Virus erkranken können, war bereits vorher klar.

"Von den etwas nördlicher lebenden Pinguinen, also zum Beispiel den Humboldtpinguinen, wissen wir, dass wahrscheinlich mehrere Tausend Tiere mittlerweile daran verendet sind", bilanziert Dinter. Genaue Zahlen anzugeben, sei aber schwer, "weil die Pinguine natürlich nicht alle an den Strand gespült werden und Tests gemacht werden können, sondern sie verenden teilweise auch im Meer oder auf Inseln, sodass sie nicht mehr gezählt werden können."

Zoos versuchen, den Pinguinen zu helfen

Den Pinguinen in dieser vertrackten Lage helfen - das tun etwa die europäischen Zoos im Rahmen von Erhaltungszuchtprogrammen, sogenannten EEPs, erklärt Tanja Spengler, Pädagogin am Opel-Zoo Kronberg. "Im Rahmen dieser EEPs züchten wir ganz gezielt Pinguine nach, und wir tauschen diese Vögel dann auch mit anderen Zoos, damit ein gesunder Genpool erhalten bleibt und wir im Zoo keine Tiere zeigen müssen, die aus der Natur stammen."

Allerdings sollen in absehbarerer Zeit keine Pinguine ausgewildert werden, denn dafür müssten erst die Bedrohungsursachen beseitigt sein. Etwa, indem Klimaschutz ernstgenommen und Nachhaltigkeit zum Lebensmaßstab wird - auf globaler, politischer Ebene wie im Privaten. In Zoos sollen sie aber trotzdem weiterhin gezeigt werden: Aufgrund ihrer großen Beliebtheit bei den Zoobesuchern eignen sie sich hervorragend als Botschafter für den Artenschutz, nicht nur in punkto Klimawandel.

"Uns ist es wichtig, Menschen klarzumachen, was so das eigene Verhalten damit zu tun hat, dass Pinguine gefährdet sind, zum Beispiel, was der Fisch, den ich esse, mit der Überfischung zu tun hat und wie ich erkennen kann, ob Fisch aus einem nachhaltigen Fang kommt", nennt Spengler ein Beispiel. Und ihr Kollege Marco Dinter vom Zoo Frankfurt ergänzt, dass auch Dünger mit Guano-Anteil zu vermeiden sei. Denn weil Guano unter anderem aus Pinguin-Kot besteht, werden bei seiner Gewinnung die Lebensräume von Pinguinen zerstört. Spengler und Dinter sind sich sicher, dass dafür Pinguine im Zoo hervorragend werben könnten.

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