Eine Luftaufnahme ziegt verbrannte Bäume bei Pefki auf der griechischen Insel Euböa.

IPCC veröffentlicht Bericht "Gibt nur begrenzten Zeitraum"

Stand: 28.02.2022 10:47 Uhr

Brände, Überschwemmungen und andere Extremwetterereignisse: Die Folgen der Erderwärmung sind deutlich zu sehen. Der Zeitraum, das Ruder noch herumzureißen, ist laut Weltklimarat begrenzt. Heute stellt er einen neuen Bericht vor.

Der Weltklimarat (IPCC) stellt heute den zweiten Teil seines sechsten Sachstandsberichts zu den Folgen des Klimawandels für Mensch und Natur vor.

Nach Ansicht des Meeresbiologen und IPCC-Mitglieds Hans-Otto Pörtner befindet sich die Welt im entscheidenden Jahrzehnt für den Umgang mit dem Klimawandel. "Es gibt nur einen begrenzten Zeitraum, in dem erfolgreiches Handeln auf den Weg gebracht werden kann", sagte der Ko-Vorsitzende der zuständigen Arbeitsgruppe. Dazu sei ein massiver Rückgang des Treibhausgasausstoßes nötig, aber auch Anpassungen, um Gefahr für Leib und Leben so weit wie noch möglich abzuwenden.

Anpassung und Minderung des Klimawandels

Der Bericht dürfte argumentieren, dass Anpassung und Minderung des Klimawandels die Welt deutlich billiger zu stehen kommen als die Folgen eines deutlichen Temperaturanstiegs. Der Bericht dürfte auch empfehlen, Naturräume wieder herzustellen und zu schützen.

Nötig sind nach Überzeugung der Wissenschaft auch Umwälzungen des Lebenswandels: weniger Fleischverzehr etwa, weil für das Weiden riesige Agrarflächen gebraucht werden. Dafür werden oft Wälder gerodet, die klimaschädliches CO2 aufnehmen könnten, oder Flächen genommen, auf denen Nahrungsmittel angebaut werden könnten.

Mehr Fahrrad statt Auto

Meteorologin und Mitautorin Daniela Jacob sprach von einer nötigen Wärmewende im Gebäudesektor und einer Mobilitätswende: mehr klimaneutrales Fahrrad- statt Autofahren oder Zugfahren statt Fliegen. Der Vorteil müsse deutlich gemacht werden, sagte sie: "Was heute gut ist für mich und meine Gesundheit, ist auch gut für das Klima."

Der Bericht will deutlich machen, wie wichtig die Verzahnung von Klima- und Naturschutz ist. So könnten unbedachte Klimaschutzmaßnahmen den Schwund der Artenvielfalt beschleunigen. Monokulturen wie riesige Raps- oder Maisfelder zur Produktion von Biotreibstoff seien ein Beispiel.

Temperatur bereits um 1,1 Grad gestiegen

Der Weltklimarat wurde 1988 als UN-Gremium gegründet. Er legt zurzeit den 6. Sachstandsbericht über die Klimaforschung vor. Dazu gehören drei Teile. Der erste über die naturwissenschaftlichen Grundlagen wurde im August 2021 veröffentlicht. Heute geht es im zweiten Teil um die Folgen und nötige Anpassungen. Der dritte Teil befasst sich mit den technischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten, um den Klimawandel zu mindern. Er wird im April erwartet.

Laut Weltklimarat lag die globale Durchschnittstemperatur von 2010 bis 2019 wegen der von Menschen verursachten Treibhausgase rund 1,1 Grad höher als von 1850 bis 1900. Allein seit dem 5. Sachstandsbericht 2014 ist sie demnach um 0,2 Grad gestiegen.

Laut Klimaabkommen streben die Länder der Welt an, die Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Dieses Niveau dürfte laut Weltklimarat in den kommenden 20 Jahren erreicht oder überschritten werden. Deutlich höhere Erwärmung hätte nach Studien katastrophale Folgen.

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