Überflutete Straße in Fröndenberg in NRW
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Heftige Regenfälle Wann kommt es wo zu Hochwasser?

Stand: 23.05.2023 12:07 Uhr

In einigen Teilen Deutschlands hat es zuletzt viel geregnet. In manchen Regionen führte das zu Hochwasser, in anderen nicht. Warum das so ist und wieso es kein Patentrezept für Hochwasserschutz gibt.

Von Rebecca Reinhard, BR

Es gibt zwei verschiedene Arten von Hochwasser: Sturzfluten einerseits, die sogenannten pluvialen Hochwasser, die durch große Niederschlagsmengen in kurzer Zeit entstehen. Straßen, die zu reißenden Sturzbächen werden - auch fernab von Gewässern. Und Hochwasser, die durch kontinuierlichen Regen den Wasserstand an Gewässern ansteigen lassen, die sogenannten fluvialen Hochwasser.

"Hochwasser ohne Bebauung ist etwas sehr Gutes für die Natur", sagt Markus Disse, Inhaber des Lehrstuhls für Hydrologie und Flussgebietsmanagement an der TU München. Flüsse und häufig überschwemmte Flussauen seien die Gebiete, die die meisten Tier- und Pflanzenarten beherbergen. Und: Wenn etwa Flussauen überschwemmt werden, trage dies zur Neubildung von Grundwasser bei.

Darum kommt es nicht immer zu Überschwemmungen

Regnet es über einen längeren Zeitraum intensiv, kann es zu Flusshochwasser, dem fluvialen Hochwasser, kommen. Nämlich dann, wenn der Boden wie ein durchnässter Schwamm keine Flüssigkeit mehr aufnehmen kann. Nur das Wasser, das an der Oberfläche in die Flüsse rinnt, trage dann zum Hochwasser bei, so Disse. Dazu brauche es aber große Regenmengen von 60 bis 100 Litern pro Quadratmeter über mehrere Tage.

Dafür habe es in der vergangenen Woche allerdings zu wenig geregnet. Vor allem aber seien die Böden durch den geringen Niederschlag zu Beginn des Jahres trocken gewesen - und die Grundwasserpegel niedrig. "Wir brauchten den Regen, auch die Landwirte sind unendlich froh über den Regen, weil wir endlich wieder die oberen Bodenzonen durchfeuchten müssen", so Disse. Der Regen der letzten Tage hat also lediglich dazu beigetragen, die niedrigen Pegel zu füllen und hat nur punktuell zu Überschwemmungen geführt.

Gefährlicher Starkregen

Fallen 15 Liter Regen oder mehr pro Quadratmeter in einer Stunde, spricht der Deutsche Wetterdienst von Starkregen. Dieser kann sehr schnell zu Hochwasser, den sogenannten Sturzfluten, führen und auch in sehr kleinen Gebieten auftreten, erklärt der Hydrologe Disse. Prinzipiell sind dann alle Regionen gefährdet - doch es gibt Risikofaktoren.

Für Sturzfluten anfällig sind einerseits Gebiete mit großem Versiegelungsanteil. Kurz: Städte und Industriegebiete. Das Ruhrgebiet, der Berliner und Münchener Raum gelten daher als Orte mit erhöhtem Risiko. Es kommt aber auch, so Disse, auf die geografische Lage an: Berge oder Hügel nämlich wirken bei Starkregenereignissen wie Rutschbahnen, die das Wasser in großer Geschwindigkeit ins Tal leiten. Das norddeutsche Tiefland ist damit weniger betroffen als das Alpenvorland, aber auch manche Täler im Sauerland und das Ahrtal. Hier hatte ein Starkregenereignis 2021 für eine verheerende Flut gesorgt.

So können sich Städte vor Hochwasser schützen

Stefan Homilius ist Leiter des Wasserwirtschaftsamt München und sagt: "Der beste Hochwasserschutz ist, nicht in gefährdeten Gebieten zu bauen." Damit gemeint sind vor allem Gebiete direkt am Wasser. Da Städte jedoch immer weiter an ihre Gewässer gewachsen sind, macht das Hochwasserschutz erforderlich. Doch ein Allgemeinkonzept gäbe es nicht: Wie sich Wasser verhält, hängt vor allem von der Lage der Bebauung vor Ort ab und ist damit individuell.

Zu wissen, welche Gebiete bei einer Sturzflut wie stark von Hochwasser betroffen wären, kann somit ein erster Schritt von Hochwasserschutz sein. Einige Städte arbeiten deshalb mit Modellierungen, die zeigen, wie sich das Wasser vor Ort bei Starkregenereignissen verhält. Die bayerische Gemeinde Wörth etwa hat in einem Pilotprojekt errechnen lassen, dass bei einer Jahrhundertflut 130 Wohngrundstücke bis zu einen Meter tief im Wasser stehen würden.

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