Die Überreste des alten Dorfes Peñarubia  (Spanien) wurden durch das Fehlen von Wasser im Guadalteba-Stausee aufgrund der extremen Dürre freigelegt.

Klimawandel "Der letzte Weckruf" für Europa

Stand: 11.03.2024 09:26 Uhr

Wie gut ist Europa auf die Folgen der Klimakrise vorbereitet? In einem Bericht kommen Experten der EU zu einem alarmierenden Ergebnis: Allein durch Hitzewellen könnten Hunderttausende Menschen sterben, wenn die Politik nicht sofort handelt.

Dürren, Waldbrände, Überschwemmungen - die Folgen des Klimawandels sind in Europa schon deutlich spürbar. Aber ist der Kontinent dafür ausreichend gewappnet? Mit einem klaren Nein antwortet darauf die Europäische Umweltagentur (EUA). Die europäischen Strategien und Anpassungsmaßnahmen hielten nicht mit den sich rasant verschärfenden Risiken Schritt.

Zu dem Schluss kommt die EU-Behörde in ihrem ersten Bericht zur Bewertung des Klimarisikos für Europa (EUCRA). Ein Großteil der Maßnahmen benötige viel Zeit. "Um die Widerstandsfähigkeit unserer Gesellschaften sicherzustellen, müssen die europäischen und nationalen politischen Verantwortlichen jetzt handeln, damit die Klimarisiken sowohl durch rasche Emissionssenkungen als auch durch entschlossene Anpassungsstrategien und -maßnahmen verringert werden", sagte EUA-Exekutivdirektorin Leena Ylä-Mononen laut Mitteilung.

Europa ist laut EUA der sich am schnellsten erwärmende Kontinent. Seit den 1980er Jahren verlief die Erwärmung auf dem europäischen Festland demnach etwa doppelt so schnell wie der globale Durchschnitt. Es müssten dringende und zusätzliche Maßnahmen ergriffen werden, um sich auf "katastrophale" Folgen des Klimawandels vorzubereiten.

Der Bericht listet 36 wichtige Klimarisiken für Europa auf - von Auswirkungen der Dürre und Hitze, Überschwemmungen, über Brände bis hin zu finanziellen Folgen. 21 erfordern demnach sofortige zusätzliche Maßnahmen und acht sogar dringendes Handeln. Dazu gehören vor allem Risiken für Europas Ökosysteme, insbesondere in den Meeren und an den Küsten.

Verlust der Artenvielfalt

Viele Meeresökosysteme sind dem Bericht zufolge durch die Erwärmung des Wassers, Sauerstoffmangel und Versauerung massiv in Gefahr -  hinzu kommen noch andere vom Menschen verursachte Umweltveränderungen wie Verschmutzung oder Fischerei. "Dies kann zu einem erheblichen Verlust der Artenvielfalt führen, einschließlich Massensterblichkeitsereignissen", warnt die EUA.

Schlimme Folgen werden auch für die Landwirtschaft befürchtet. Nicht nur der Nutzpflanzenanbau im Süden ist betroffen, sondern auch die Landwirtschaft Mitteleuropas. "Insbesondere anhaltende und weiträumige Dürren stellen eine erhebliche Bedrohung für die Erträge, die Ernährungssicherheit und die Trinkwasserversorgung dar", teilte die EUA mit.

Risiken für Gesundheit durch Hitze

Hitze sei das größte und dringendste Klimarisiko für die menschliche Gesundheit, schreiben die Forscherinnen und Forscher. Besonders gefährdet sind demnach Menschen, die im Freien arbeiten, Ältere und diejenigen, die in schlecht isolierten Wohnungen oder in städtischen Gebieten mit starkem Wärmeinseleffekt leben. In Südeuropa entstehe durch Hitze und Dürren zudem ein erhebliches Risiko für die Energieerzeugung und -übertragung.

"Wenn jetzt nicht entschieden gehandelt wird, könnten die meisten der festgestellten Klimarisiken bis zum Ende dieses Jahrhunderts ein kritisches oder katastrophales Ausmaß erreichen", schreiben die Experten. Hunderttausende von Menschen würden durch Hitzewellen sterben, und allein die wirtschaftlichen Verluste durch Überschwemmungen an den Küsten könnten mehr als eine Billion Euro pro Jahr betragen, heißt es in dem Bericht.

Bericht mahnt zu verstärkter Vorsorge

Wirksame Anpassungen sowie verstärkte gesellschaftliche Vorsorgemaßnahmen könnten dazu beitragen, diese negativen Auswirkungen in Zukunft zu begrenzen oder zu verringern. Um die Klimarisiken in Europa anzugehen, müssen die EU und ihre Mitgliedstaaten laut der EUA-Bewertung zusammenarbeiten und auch die regionale und lokale Ebene einbeziehen.

"Unsere neue Analyse zeigt, dass Europa mit dringenden Klimarisiken konfrontiert ist, die sich schneller entwickeln als unsere gesellschaftliche Vorsorge", sagte Expertin Ylä-Mononen. Dies sei die neue Normalität. "Und das sollte ein Weckruf sein, der letzte Weckruf."

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